Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Das Überleben der Größten

23.12.2020  |  John Mauldin
- Seite 2 -
Doch die staatliche Reaktion (oder deren Mangel) ist Teil des Problems. Lokale Behörden befinden sich in nahezu unmöglichen Positionen. Die Schließung von Unternehmen, selbst wenn es die richtige Maßnahme ist, reduziert ihre eigenen Steuereinnahmen und erschafft teure Unruhen in der Gemeinde. Doch man befürchtet, dass normaler Betrieb die Pandemie verschlimmern könnte. Also schlagen sie wild um sich und lernen durch das Experimentieren. Es ist ein hässlicher und chaotischer Vorgang, selbst wenn jeder ernsthaft kooperiert und gewillt ist, Opfer zu bringen; was nicht der Fall ist. Es wäre durchaus besser, wenn Washington klarere Führung und finanzielle Hilfe zur Verfügung stellen würde.

Wem auch immer man die Schuld zuschiebt - und davon gibt es genug - das Ergebnis ist dasselbe. Kleine Unternehmen sind nicht nur angeschlagen. Viele von ihnen sterben sogar. Hier ist eine kürzliche Umfrage von Besitzern, von denen fast die Hälfte meint, es würden permanente Schließungen drohen.

Open in new window

Ich kenne das Risiko, ein kleines Unternehmen zu öffnen, besser als die meisten, da ich selbst Unternehmer bin; manchmal erfolgreich und manchmal nicht. Das Risiko einer Unternehmensgründung ist selbst in den besten Zeiten hoch. Wenn diese Besitzer schlechte Entscheidungen treffen oder nicht das abliefern können, was Kunden möchten, dann wäre deren Scheitern zwar traurig, jedoch notwendig. Es wäre "kreative Zerstörung" wie sie leibt und lebt; die unsichtbare Hand, die den Besitzern erklärt, dass sie etwas anderes tun sollten. Doch das ist nicht, was passiert ist.

Diese Pandemie ist mehr wie eine Naturkatastrophe. Tatsächlich noch schlimmer. Wenn Sie eine Strandbar besitzen, dann wissen Sie, dass Sie Stürme zu erwarten haben. Sie können Ihr Unternehmen dementsprechend designen und sich gegen möglichen Schaden absichern. Erdbeben sollten nicht überraschend sein, wenn sich Ihre Fabrik in der San-Andreas-Spalte befindet. Dies sind bekannte Risiken. Sie können kalkulieren, ob sie es wert sind und Ihre Fabrik vielleicht an einem anderen Ort bauen. Doch es gab keine Möglichkeit, dieses Szenario zu erwarten. Die Versicherungsbranche sieht Pandemien als wortwörtlich unversicherbar.

Wir sprechen zu Recht über den "Schutz der Schwachen" vor COVID-19. Das ist die angemessene Rolle der Regierung und dies sollte auch Jedermanns Ziel sein. Das tun wir sogar für die Alten, die eventuell sowieso bald sterben werden, weil der Schutz des Lebens im Interesse aller Menschen ist. Ähnlich sollten wir die schwächsten Unternehmen vor der Pandemie beschützen. Vielleicht hätten sie sowieso nicht überlebt, doch die Wirtschaft wird das regeln. Sie verdienen eine faire Chance. Traurigerweise passiert genau das Gegenteil.


Triumph der Größe

Mein Freund Neil Howe bezog sich kürzlich auf einen Artikel von Austan Goolsbee in der New York Times. Sie erinnern sich vielleicht daran, dass Goolsbee in der Obama-Amtszeit Wirtschaftsberater im Weißen Haus war. Wir widersprechen uns in einigen politischen Fragen, doch in seiner Kolumne, "Big Companies Are Starting to Swallow the World", lag er genau richtig.

Goolsbee beschreibt, wie die Pandemie einen beunruhigenden Spalt in der Wirtschaft erschaffen hat. Viele große Unternehmen haben starkes Wachstum zu verzeichnen, während kleine Unternehmen - wie oben beschrieben - Schwierigkeiten haben, zu überleben. Er denkt, dass dies einen Teil der diesjährigen Aktienrally erklärt. Der Markt scheint zu glauben, dass öffentliche Unternehmen von der steigenden Nachfrage profitieren werden, wenn sie weniger Wettbewerb von kleinen Unternehmen gegenüberstehen.

Ich befürchte, dass er damit richtig liegt. Er merkt an, dass es nichts Neues ist, große Unternehmen zu sehen, die kleine Wettbewerber erwerben, oder anders versuchen, die Konkurrenz einzuschränken; doch er glaubt, dass es diesmal anders ist. Und er denkt auch, dass er weiß warum.

"Was derzeit untypisch ist, ist der extreme Unterschied bei der Gesundheit verschiedener Arten von Unternehmen: Viele der größten Unternehmen sind mit Geld überflutet, während sich kleinere Wettbewerber in gefährlicher Verfassung befinden.

Die aktuellen Daten der Federal Reserve zum Fluss der Finanzmittel (vom ersten Quartal 2020) zeigt, dass nicht-finanzielle Unternehmen zu Beginn der Pandemie auf unglaublichen 4,1 Billionen Dollar saßen - die größte Ansammlung überhaupt. Diese Unternehmen erhalten außerdem große Steuerreduktionen vom Tax Cut and Jobs Act von 2017, einschließlich Anreize, um andere Unternehmen zu erwerben. Dann, Anfang des Jahres, ermöglichte es der Coronavirus Aid, Relief and Economic Security (oder CARES) Act - mit Fokus auf Rettung der Unternehmen, die von COVID heimgesucht wurden - der Federal Reserve, 5 Millionen Dollar subventionierter Kredite für große Unternehmen bereitzustellen.

Angesicht derart enormer Ressourcen befinden sich viele Unternehmensgiganten in großartiger Verfassung, doch das Rettungsgeld für Unternehmen, die keinen Zugang zu öffentlichen Kapitalmärkten haben, ging Ende Juli zur Neige, und die Aussichten für viele kleine Unternehmen sind düster."


In seinen eigenen Kommentaren fügte Neil Howe dies hinzu:

"Um die außergewöhnlichen Gewinne großer Unternehmen gegenüber kleinen im Jahr 2020 zu erklären, müssen wir hervorheben, dass die Pandemie mit einzigartigen Vorteilen für anpassbare und unpersönliche Giganten einherging - offensichtlicher in der Tech- und Kommunikationsbranche, jedoch auch in der Pharmaindustrie, bei Kundenkrediten, Discountläden und Fast-Food-Ketten.

Dies steht im Kontrast zu allem kleinen, lokalen, informellen und persönlichen - dem geschadet wurde. Dennoch müssen wir ebenfalls anerkennen, wie die Reaktion auf die Pandemie praktisch garantiert hat, dass die Großen noch größer werden, indem den Giganten, die bereits das meiste Geld in Händen hatten, Marktunterstützung und nahezu bodenlose Liquidität zur Verfügung gestellt wurden...

...Zunehmende Größe erschafft unausweichlich eine Monopolpreismacht für vorherrschende Giganten und unterdrückt Startups, Jobfluktuationen, Mobilität und Innovation unter kleinen Wettbewerbern.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



Weitere Artikel des Autors


Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"