Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Molybdän - Ein neuer Stern am Rohstoffhimmel

19.07.2007  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
- Seite 2 -
Das Metall und seine Bedeutung

Das chemische Element mit der zinnweiss-silbrigen Farbe findet sich unter "Mo" in der Gruppe 6 des Periodensystems der Elemente. Schon die alten Griechen kannten das mit vielen anderen Metallen legierbare, feste Schwermetall. Sie nannten es "molybdaina", was soviel wie Bleimasse oder Bleikugel bedeutet und sich von molybdos = Blei ableitet. Im Mittelalter wurde es häufig mit Bleiglanz verwechselt und auch "Wasserblei" oder "Reissblei" (wegen einer gewissen Sprödigkeit beim Verarbeiten) genannt. In der moderneren Welt entdeckte es Carl Wilhelm Scheele 1778 (Mozart war 22 Jahre alt) "offiziell": Damit war seine amtliche Einreihung ins Periodensystem gesichert.

Mit einer Protonenzahl von 42, einem kubisch-raumzentrierten Schichtgitter (daher die ausgezeichneten Schmierwirkungen), einer Dichte von 10,22 g/ml (also 10 Mal so schwer wie Wasser und halb so schwer wie Gold) und einer relativen Atommasse von 95,94 stellt sich der Schmelzpunkt auf 2.617°C (fast doppelt so hoch wie Kohlenstoffstahl) und der Siedepunkt auf 5.560°C (einer der höchsten aller Stoffe überhaupt). Für pflanzliche, tierische und menschliche Organismen ist das Metall ein essentielles und absolut unentbehrliches Spurenelement. Moly-Kunstdünger - Gaben verhindern das Gilben der Blätter und kräftigen den Pflanzenwuchs.

Wegen des hohen Schmelz- und des extrem hohen Siedepunktes verleiht es Kunststoffen und Plastik Feuerfestigkeit und dämpft auch die Rauchentwicklung sehr stark, beides Eigenschaften, die in einer Welt immer strengerer "grünen" Sicherheitsvorschriften und im Umweltschutz gesucht sind. Wenn Autos, die enorme Mengen Kunststoff (250 kg und mehr sind keine Seltenheit) enthalten, Küchen, Häuser oder technische Anlagen brennen oder schmoren, reduzieren schon kleine Moly-Beigaben Erstickungsgefahr und (Sicht-) Vernebelungseffekte. Im Brandfalle bleibt dem Betroffenen wenigstens die Freude rauchfreier Entwicklung und der guten Übersicht über den fortschreitenden Raub der Flammen.

Molybdän ist ein duktiles, nicht ganz leicht formbares Schwermetall. Eine dünne Oxydschicht gewährt Luftbeständigkeit. Von Wasser sowie der Mehrzahl der Säuren und Laugen wird es nicht angegriffen. Deshalb wird es in großen Quantitäten zur Herstellung von säure- und laugebeständigen Edelstählen und Nickelwerkstoffen eingesetzt. In seinen chemischen (kaum aber seinen physikalischen) Eigenschaften steht es Wolfram recht nahe.

Molybdän wurde früher oft mit Bleiglanz oder Graphit verwechselt. Wegen seiner schwierigen Bearbeitbarkeit (es reisst leicht) fand Molybdän jahrhunderte hindurch kaum Beachtung. Erst gegen 1890 herum fanden die Ingenieure des französischen Rüstungsunternehmens deutschen Ursprungs Schneider & Co. ein kleines Geheimnis heraus. Wie so oft ist der Krieg der Vater aller Dinge: Bei der Herstellung von Panzerplatten verbesserten schon geringe Mo-Beimischungen deren Eigenschaften, wie Zähigkeit, Durchschlagswiderstand und Verbeulungseffekte in erstaunlicher Weise. Dieses Geheimnis blieb nicht lange in den französischen Rüstungsfabriken verborgen. Die Deutschen und später auch Engländer und Amerikaner begannen ihre Stähle ebenfalls mit Molybdän zu legieren und somit war ein erster grosser Nachfrageschub geboren. Die beiden Weltkriege trieben diese Nachfrage auf immer neue Höhen.

Doch nach WK II stürzten die Preise ab. Im Zivilbereich blieb die Nachfrage gedämpft und Europa blieb abhängig vom Fremdbezug. Die einzige westeuropäische Mine wurde bis zum Jahre 1973 im norwegischen Knaben betrieben.


Wachsende Nachfrage

Wie schon erwähnt, war Molybdän der Öffentlichkeit und der weltweiten Investorengemeinschaft so gut wie unbekannt. Das Metall ist keineswegs so sexy wie Gold, Silber, Diamanten oder Platin und Palladium. 2006 stieg der Molybdänverbrauch weltweit um etwa 6%, und der chinesische Verbrauch um 20%. China, einst für fast 80% der weltweiten Mo-Lieferungen verantwortlich, stoppte im letzten Jahr die Ausfuhren und belegte die Exporte sogar mit Strafzöllen. Rasant steigender Eigenbedarf wie auch strategische Überlegungen spielten bei den entsprechenden Entscheidungen Pekings die Hauptrolle.

Der globale Verbrauch wird Schätzungen zufolge bis 2018 von derzeit 400 Millionen Pfund auf 800 oder sogar 900 Millionen Pfund steigen. Woher diese Mengen kommen sollen, bleibt vorerst absolut rätselhaft. Neue Minen sind Seltenheiten, brauchen 5-10 Jahre bis zur Produktionsreife und Neufunde wiesen und weisen immer schwächere Konzentrationen auf. Auf jeden Fall sieht es gar nicht danach aus, als ob dramatische Preiseinbrüche zu erwarten wären. Die Welt-Stahlproduktion wächst um 10-11% pro Jahr. Die hierfür benötigten Moly-Mengen wachsen im Bedarf parallel mit.

Ausserdem: Die grössten Mengen stammen als anfallendes Nebenprodukt aus der Kupfergewinnung. Doch hier vollzieht sich ein für die Moly-Preise günstiger Wandel: Weltweit erschöpfen sich die Minen mit Kupfer-Molybdän-Porphyr - Erzen rasch. Es wird zunehmend und notgedrungen auf Minen eines anderen Typus (insbesondere in Afrika) ausgewichen. Deren Gruben und Schächte jedoch enthalten vorwiegend Kupfer-Kobalt-Erze und kein oder nur sehr wenig Molybdän. "The trend is your friend": Dies trifft hier für die Moly-Preise und die Investoren der Branche eindeutig zu.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"