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Molybdän - Ein neuer Stern am Rohstoffhimmel

19.07.2007  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
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Es gilt somit festzuhalten: "Reine" Molybdänvorkommen (also ohne physikalische Beimischung anderer Metalle, jedoch nicht in metallischer Form) sind also relativ selten (zu beachten: "reines" metallisches Moly tritt überhaupt nirgendwo auf, nur in chemischen Verbindungen, meist als Molybdänglanz). Ganz ähnlich wie Silber fällt es als Nebenprodukt, sozusagen zwangsweise, im Rahmen des Gewinnungsprozesses an (wer Rinder verarbeitet erhält ausser den begehrten Steaks auch Horn- und Knochenmehl, Häute und Eingeweide, erwünscht oder nicht).

Nur jede fünfte aller "Moly"-Minen gehören zu diesem "reinen" Typ (wie beispielsweise New Cantech oder Blue Pearl), was dort die anderenfalls erzwungenen aufwendigen teueren Trenn- und Reinigungsverfahren erspart. Im Gegensatz hierzu fallen rund vier Fünftel des weltweit gewonnenen Schwermetalls (genau wie im Falle von Silber) als Nebenprodukt beim Abbau anderer Industriemetalle (meist mit Kupfer -physisch, nicht chemisch - verunreinigt) mit an.

Weiterhin: Nickel ist derzeit wirkungs- und effekt-bezogen rund 5 Mal so teuer wie Moly (150 $ gegenüber 30 $ für gleiche Wirkung). In vielen Anwendungen in der Stahlindustrie bewirkt ein Pfund Molybdän das gleiche wie 5-7 Pfund Nickel. Daher wird Nickel zunehmend durch Moly ersetzt wobei die Stahlindustrie in diesem Verdrängungsprozess führt. Dieser Substitutionseffekt tritt vor allem in Bereich der Edelstahlproduktion auf, wo Rostfreiheit, Zähigkeit, Korrosionswiderstand, Druckfestigkeit, Säure- und Basenresistenz, Alterungsbeständigkeit (keine gefährlichen Alters-Mikrorisse bei Turbinenschaufeln und Rotoren) sowie Hoch- und Tieftemperaturverträglichkeit gefragt sind. Selbst wenn der Moly-Preis von derzeit etwa 30 auf demnächst 50 $ pro Pfund stiege, betrüge diese Preis-Nutzen-Differenz immer noch das Dreifache. Solange die Nickelpreise nicht in dramatischer Weise fallen, sind hier also Preisuntergrenzen für Moly eingebaut. Zumindest bis zu einem potentiellen Preissturz für Nickel wird die Stahlbranche diese Sparpotentiale keinesfalls übersehen.

Über die Bedeutung des unbekannten Metalls geben auch die Verbrauchszahlen Auskunft: Im Jahre 2006 beispielsweise, wurden weltweit für Kupfer, Uran und Silber jeweils rund 8,6 Milliarden $ ausgegeben. Für Molybdän jedoch mussten kumulativ fast 11 Milliarden $ bezahlt werden. Der Markt ist also grösser als derjenige dieser drei individuell genannten und sehr bekannten Rohstoffe bzw. Metalle. Auch diese Tatsache ist weitgehend unbekannt. Der Markt hat gesprochen, sein Urteil war eindeutig, doch kaum jemand nahm diesen Urteilsspruch zur Kenntnis.


Vorkommen

Der Anteil von Molybdän in der Erdkruste beläuft sich auf ca. 0,00015 Gewichtsprozent. Es ist also relativ selten und die Konzentrationen bleiben sehr gering. Dies erschwert und verteuert einen wirtschaftlichen Abbau grundsätzlich. Die Vorkommen als solche sind weit verbreitet aber die Konzentrationen extrem niedrig. (Ludwig Thoma hat diese typische Grundsituation in "Josef Filsers gesammelten Briefwechsel" wie folgt ausgedrückt: er bäuerliche Landtagsabgeordnete Filser (für die führende Mehrheits-Partei der katholisch-königlich-Konservativen) wird gefragt, wie denn der Zahlenproporz im bayerischen Landtag wäre und die es um die Dominanz redegewandter Hochintellektueller der viel kleineren Gegenpartei bestellt sei. Darauf Filser: "Die Dimmeren sei mer schoh, aber die Mehreren sei mer ah." Die weltweit gestreuten Molybdän-Vorkommen reflektieren genau diesen Sachverhalt. Viel, aber "sehr dünn". Typische Prozentzahlen der Gehalte, wie sie die Minen veröffentlichen, beginnen daher mit 0,1...%.

Das Metall tritt in freier Natur stets gebunden auf. Metallisch reine Vorkommen wurden bisher nicht bekannt. Als wichtigste dieser Bindungen bzw. der Molybdän-Mineralien gelten Molybdänit oder Molybdänglanz (MoS2, ein bleigrau bis blau-metallisch glänzendes Mineral), Powellit (Ca, Mo, WO4) und auch Wulfenit (Gelbbleierz, PbMoO4). Gelegentlich findet sich auch Molybdän(VI)-oxid und Molybdän(IV)-sulfid in den üblichen, sehr schwachen Konzentrationen.

Ein erheblicher Teil der der Fachwelt bekannten Molybdän-Vorkommen der Erde finden sich in schwer zugänglichen Gebieten mit denkbar schwacher Infrastruktur oder auch in politisch instabilen Ländern bzw. in diktatorisch geführten Nationen wie China.

Experten und deren Schätzungen zufolge sind die weltweit bekannten und vermuteten Moly-Reserven bis zum Jahre 2040 oder 2045 vollständig verbraucht. Neue Vorkommen werden im Prinzip quantitativ immer kleiner, weisen qualitativ immer schwächere Konzentrationen auf, sind regional immer schwerer zugänglich und liegen in grösseren Tiefen. Ergebnis: Höhere Kosten und damit steigende Preise!

Ein bedenklicher Trend: Im Falle von Gold, Silber, Platin oder den meisten der übrigen Schlüsselrohstoffe wie Kupfer und Zink sind die billigen, "leichten", und großen Lager längst gefunden und weitgehend ausgebeutet worden (wie auch bei Öl). Dieser weltweit wirksame Trend mit dem die Volkswirtschaften künftig noch voll konfrontiert werden, schliesst Molybdän natürlich nicht aus. Die langfristig angelegten Sicherungsstrategien der vorausschauenden Asiaten, insbesondere Chinas und Südkoreas in Afrika, Südamerika und in anderen Ländern, wie Kanada, tragen dieser Tatsache voll Rechnung.

Hilfreich für die künftige Preisentwicklung ist schliesslich auch die abzusehende Schliessung der grössten Moly-Mine der Welt: Henderson in Colorado wird in etwa fünf Jahren wegen Erschöpfung der Lagerstätten ausfallen. Die Vorräte sind am Ende und dürften ein Loch von ungefähr 17% in den weltweiten Angebotsstrom reissen. Mithin sind Verknappungen und somit wiederum Preissteigerungen vorprogrammiert. Der Kampf um die letzten Vorräte dürfte - ganz ähnlich wie bei Rohöl (und danach Wasser) - schon in wenigen Jahren einsetzen.




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