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Molybdän - Ein neuer Stern am Rohstoffhimmel

19.07.2007  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
- Seite 7 -
Diese absoluten Unabdingbarkeiten tragen ein hohes Mass an Stabilität, Rezessionsfestigkeit und Kontinuität in den Markt. Hinzu kommt, dass die Zahl der Röstanlagen ("roasters") die das Metall vom Erz trennen, extrem begrenzt sind und bleiben. Molybdän-Erze müssen geröstet werden. Nur 2 weitere solcher Röstanlagen sind - weltweit gesehen - derzeit im Reissbrettstadium. Dies stellt eine weitere Preis-Stütze für die nächsten 3-5 Jahre dar. Diese Situation entspricht derjenigen im Ölsektor fast genau. Dort ist weltweit seit einem Vierteljahrhundert (wenige Ausnahmen in Asien) keine einzige neue Rohöl-Raffinerie mehr gebaut worden. Daher würde auch ein plötzliches Überangebot von Molybdän-Erz oder Rohöl dem Preisniveau nicht sehr schaden, da eben die Verarbeitungskapazitäten einen Flaschenhals (bottleneck) darstellen, dessen Enge die Durchfluss-Kapazitäten begrenzt.

Die diversen Umweltkatastrophen als Folge geborstener Pipelines (z.B. BP in Alaska) sind auf das Fehlen von Molybdän im Stahl zurückzuführen. Früher hatte man hier etwas "zu sparen" versucht, was sich jetzt in Folge rächt. Aus diesem Grunde können viele Pipelines, insbesondere in Russland und vor allem den USA, nur mit etwa einem Drittel des ursprünglichen Nenndrucks betrieben werden, um weitere Umweltkatastrophen und Leckverluste zu vermeiden. Voller Betriebsdruck würde zum Bersten führen. Damit aber sinken Durchsatzmengen und Wirtschaftlichkeit rapide ab.

Weltweit werden jetzt nur noch Rohre mit wenigstens 1 Pfund Molybdän pro Tonne Stahl zugelassen. Die grossen Ölgesellschaften gehen mit 3-4 Pfund je Tonne in der Legierung noch weiter. In der Arktis gehen sogar 14 Pfund Moly in 1 Tonne Pipeline-Stahl. Diese höheren Legierungsanteile erlauben eine Erhöhung des Betriebsdruckes und damit des Durchsatzes um etwa das Drei- bis Vierfache, was wiederum eine drastische Reduzierung der Durchmesser der Röhren erlaubt. Schlankere Rohre aber sparen den Einsatz von teuerem Stahl gegenüber einem nur geringen Aufpreis für Molybdän. ‚Big Oil’ kann sehr gut rechnen. Der Moly-Markt profitiert davon und steigt somit zu einem Schlüsselfaktor der Energiebranche auf.

Ein Vorstossen des Ölpreises in dreistellige (Dollar-) Regionen scheint nur eine Frage der Zeit. Rund 45% der weltweiten Deckung des Energiebedarfs durch dieses schwarze Gold wird also noch mindestens 25 Jahre mit uns sein. Selbst wenn heute mit massiver und finaler Umstellung auf andere Energiequellen und -träger begonnen würde - immer vorausgesetzt der politische Wille wäre überhaupt vorhanden (derzeit ausser grossartigen Reden keine Spur davon), gingen Jahrzehnte ins Land (mindestens eine Generation) bevor dies flächendeckend gelänge. Insbesondere die Regierungen sind auf ihre zweit- oder dritt-ergiebigste Steuerquelle dringend angewiesen. Die Mineralölsteuer hilft in fundamentaler Weise zur Aufrechterhaltung des "Sozialstaates" und sichert damit die Posten und Pfründe der Politiker. Daher bleibt die gesamte Ölbranche eine der führenden Schlüsselindustrien. Immer neue (teurere) Quellen müssen erschlossen und immer neue Pipelines zu bzw. von neuen Lokationen gebaut werden. Doch eben diese Ölindustrie ist engstens verheiratet mit Molybdän (siehe oben).

Ein Gleiches gilt (besonders in den kommenden Zeiten) für die Wasserindustrie. Wasser wird in steigenden Mengen über grosse Strecken hinweg transportiert werden müssen. Nach den derzeit laufenden offenen oder verdeckten Ölkriegen (der wirkliche echte satte weitreichende umfassende und fundamentale Kampf ums Öl steht uns noch bevor) kommen die sich bereits abzeichnenden Wasserkriege und -konflikte unabänderlich auf uns zu. Doch all diese Aktivitäten benötigen grosse Mengen an Molybdän. Somit sind stetige Nachfrage und Verbräuche "aus dieser Ecke" (besser aus diesen zahlreichen Ecken) vorprogrammiert. Das Metall wird nicht aus der Mode kommen.

Besonders schlimm hat der Zahn der Zeit an der amerikanischen Wasserindustrie genagt (viele andere Länder leiden allerdings unter ähnlichen Symptomen). Etwa 2/3 aller dortigen Anlagen sind - sowohl im Falle von Zuwasser wie auch Abwasser - über 100 Jahre alt. Die Leckverluste sind so gross, dass in manchen Gegenden über ein Viertel des Brauchwassers verloren geht. In der Stadt New York mit etwa 12 Millionen Einwohnern belaufen sich die Verluste derzeit auf eine Gallone (rund 3,8 Liter) pro Kopf der Bevölkerung - an jedem einzelnen Tag des Kalenderjahres, ein unhaltbarer Zustand.

Da aber Wasser weltweit immer teurer wird, entstehen hier wirtschaftlich unmögliche Situationen. Hunderttausende von Kilometern an Rohrleitungen aller denkbaren Durchmesser müssen unbedingt erneuert werden. Es gibt Schätzungen, die von Summen ausgehen, die über 250 Milliarden $ in den nächsten 10 Jahren - und dies nur in den USA - hinausreichen. Manche Schätzungen sprechen von weltweit einer Billion $ für die nächsten15 Jahre. Doch jeder Ersatz, gleich wie umfangreich, braucht molybdän-legierte Stähle.

Als wichtigste Molybdän-Lieferanten der Welt präsentieren die folgenden Länder in Folge abnehmender Wichtigkeit (Zahlen für das Jahr 2005):

USA: 121,2 Millionen Pfund
Chile: 101,3 Millionen Pfund
China: 67,2 Millionen Pfund
Peru: 37,5 Millionen Pfund
Canada: 19,3 Millionen Pfund
Andere: 37,8 Millionen Pfund
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Total: 384,3 Millionen Pfund
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Weiter zu Teil 2 ...


© Prof. Dr. Hans J. Bocker



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