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Erratische Märkte - IWF: Viele Schulden! - Taiwan belastet

29.01.2021  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2098 (06:07 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2088 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 104,52. In der Folge notiert EUR-JPY bei 126,45. EUR-CHF oszilliert bei 1,0763.

Die Finanzmärkte bewegen sich in Teilen erratisch. Das gilt insbesondere für die Aktienmärkte. Chinas Märkte stehen unter Druck wegen einerseits der Zinsdebatte und andererseits der Taiwan-Problematik (siehe unten). Europas Märkte wackeln auch, weil wir keine Aktienkultur in Kontinentaleuropa haben, denn die Unternehmensergebnisse setzen nahezu latent positive Akzente (heute Daimler). Gold ist erst bei 1835 USD, um wenig später bei 1865 USD zu oszillieren und dann unentschlossen um 1845 herum zu mäandern. Silber hat Boden gewonnen. An den Devisenmärkten dominieren zwischen den Hauptwährungen bekannte und überschaubare Bandbreiten.


IWF: Viel Schulden

Die staatliche Verschuldung ist laut IWF-Studie wegen der Pandemie global deutlich angestiegen. 2020 dürften sich die Staatsschulden auf durchschnittlich 98% nach 84% im Jahr 2019 der jeweiligen Wirtschaftsleistung summiert haben.

Fast 14 Billionen Euro hätten die Regierungen mobilisiert. Das waren Ausgaben für die Gesundheitssysteme und Corona-Hilfen in Form von Bürgschaften, Krediten oder Kapitalspritzen. Die Industriestaaten hätten am stärksten interveniert. Hier belief sich die Neuverschuldung 2020 im Schnitt auf 13,3% des BIP. In Schwellenländern war es weniger und in armen Staaten noch weniger.

Trotz hoher Schuldenstände empfiehlt der IWF, die Finanzpolitik weiterhin locker zu gestalten, bis die Erholung der Wirtschaft auf einem stabileren Fundament stehe.


China: Klartext Richtung Taiwan belastet Chinas Aktienmärkte

China verschärfte gestern den Tonfall gegenüber Taiwan und drohte als Reaktion auf Unabhängigkeitsbestrebungen Taiwans mit Krieg.


Was ist der historische Hintergrund:

Der Taiwan-Konflikt ist der sich an den Chinesischen Bürgerkrieg anschließende Streit zwischen der Volksrepublik China und der Republik China über den Status der Insel Taiwan und der zu Taiwan gehörenden Inseln, die historisch zu den Provinzen Fujian, Guangdong und Hainan gehören. Geografisch als auch historisch ist der Fall damit geklärt, wie auch bei Hongkong.


Status Taiwan:

Taiwan (23,6 Mio. Einwohner) hat lediglich 23 diplomatische Beziehungen. Es sind Kleinstaaten, denen Taiwan Unterstützung zukommen lässt (u.a. Burkina Faso, Haiti, Tuvalu). Taiwan ist kein UN-Mitglied. Deutschland unterhält keine diplomatischen Beziehungen zu Taiwan. Die deutschen Interessen werden durch das Deutsche Institut Taipei wahrgenommen.


Eskalation:

Die USA hatten im aktuellen Konflikt mit China eine verstärkte diplomatische und militärische Zusammenarbeit mit Taiwan angekündigt und damit den global gültigen Status Quo in Frage gestellt.


Lage:

In jüngerer Zeit kam es in der Region zu militärischem Säbelrasseln. Peking betonte, dass die Militäraktionen eine Antwort auf Einmischungen durch ausländische Kräfte und Provokationen derjenigen, die nach Unabhängigkeit strebten, seien. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums der Volksrepublik China Wu Qian warnte gestern in Peking auf einer Pressekonferenz, dass eine Handvoll Leute in Taiwan die Loslösung von China wollten.

Man warne diese Taiwan-Unabhängigkeits-Elemente. Wer mit dem Feuer spiele, würde sich verbrennen. Taiwans Unabhängigkeit bedeute Krieg. Die chinesischen Streitkräfte würden auf Provokationen und Einmischungen des Auslandes reagieren. Taiwan gehöre untrennbar zur Volksrepublik China. Damit hat Peking eine klare Position bezogen, die im Einklang mit dem Status Quo seit 1980 steht.

Man kann die Themen Hongkong und Taiwan gegen China (US-Feindstatus), Irak, Afghanistan, Syrien und Ukraine gegen Russland (US-Feindstatus) jeweils als isolierte Phänomene wahrnehmen oder aber in der Komplexität.

Als Frage schließt sich an, ob die Menschen in den Ländern, die dem Westen gefolgt sind oder denen der Regime-Change übergestülpt wurde, mehr Freiheit, mehr Freizügigkeit, bessere Versorgung und mehr Menschenrechte haben?


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Die Daten der Eurozone setzten überwiegend positive Überraschungswerte. Das gilt insbesondere für das Geschäftsklima der Eurozone. Trotz der Lockdowns ergibt sich in diesen Daten eine bemerkenswerte Widerstandskraft.


Eurozone: Geschäftsklima positiv, Frankreich auch!

Der Index des Geschäftsklimas der Eurozone legte per Januar von zuvor -0,40 (revidiert von -0,41) auf -0,27 Punkte zu und markierte den höchsten Stand seit Februar 2020. Der Economic Sentiment Index sank per Januar von 92,4 (revidiert von 90,4, Höchstwert seit 03/2020) auf 91,5 Punkte (Prognose 89,5).

In Frankreich nahmen die Konsumausgaben per Dezember im Monatsvergleich um 23,0% (Prognose 19,0%) nach zuvor -18,0% (revidiert von -18,9%) zu. Das BIP Frankreichs sank per 4. Quartal im Quartalsvergleich um 1,3% (Prognose -4,0%) nach zuvor +18,5% (revidiert von 8,7%).

Per 4. Quartal 2020 sank die Arbeitslosenquote Spaniens unerwartet von zuvor 16,26% auf 16,13% (Prognose 16,60%).

In Italien fiel der Geschäftsklimaindex des Verarbeitenden Gewerbes per Januar von 96,0 (revidiert von 95,9, Höchstwert seit 02/2020) auf 95,1 Punkte (Prognose 95,6). Der Index des italienischen Verbrauchervertrauens ging von 101,1 (revidiert von 102,4) auf 100,7 Zähler zurück (Prognose 100,5).

In Irland stiegen die Einzelhandelsumsätze per Dezember im Jahresvergleich um 8,2% nach zuvor -4,7%.

In Deutschland legten die Verbraucherpreise per Januar im Jahresvergleich um 1,0% nach zuvor -0,3% zu (Prognose 0,7%, Monatsvergleich +0,8%). Hintergrund sind Basiseffekte (Umsatzsteuer).


Russland: Durchwachsenes Gesamtbild

Die Devisenreserven stellten sich per 22. Januar auf 592,7 Mrd. USD nach zuvor 590,4 Mrd. USD. Die Einzelhandelsumsätze sanken per Dezember im Jahresvergleich um 3,6% (Prognose -2,5%) nach zuvor -3,1%. Die Arbeitslosenrate fiel per Dezember von zuvor 6,1% auf 5,9% (Prognose 6,1%). Reale Löhne legten per November im Jahresvergleich um 0,2% nach zuvor 0,5% zu (Prognose -0,3%).


USA: Grundsätzlich positiv

Das BIP stieg per 4. Quartal 2020 laut Erstschätzung in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung um 4,0% (Prognose 4,0%) nach zuvor 33,4%. Im Gesamtjahr kam es zu einem Rückgang um 3,5% nach +2,2% per 2019. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stellten sich per 23. Januar auf 847.000 (Prognose 875.000) nach zuvor 914.000 (revidiert von 900.000). Der Absatz neuer Wohnimmobilien lag in der annualisierten Darstellung per Dezember bei 842.000 (Prognose 865.000) nach zuvor 829.000 (revidiert von 841.000).

Der Index der Frühindikatoren nach Berechnung des Conference Board stieg per Dezember um 0,3% (Prognose 0,3%) nach zuvor 0,7% (revidiert von 0,6%). Der Kansas City Fed Composite Index verzeichnete per Januar eine Zunahme von 14 auf 17 Punkte.


Südkorea: Starke Produktion

Per Berichtsmonat Dezember nahm die Industrieproduktion im Jahresvergleich um 3,4% nach zuvor 0,5% zu (Prognose 0,9%). Im Dienstleistungssektor ergab sich per Dezember im Monatsvergleich ein Rückgang um 0,7% nach zuvor +0,7%.


Singapur: Markante Stimmungsaufhellung

Der Index der Geschäftserwartungen schoss im 4. Quartal 2020 um 32% in die Höhe (Vorquartal -3,0%).


Japan: Nicht Ying, auch nicht Yang

Die Arbeitslosenrate verharrte per Dezember bei 2,9% nach zuvor 2,9% (Prognose 3,0%). Die Industrieproduktion fiel per Berichtsmonat Dezember im Monatsvergleich um 1,6% (Prognose -1,5%) nach zuvor -0,5%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 5,8% nach zuvor -3,8%. Die Verbraucherpreise (Tokio) sanken per Januar im Jahresvergleich um 0,5% nach zuvor -1,3%. Die Kernrate legte von -0,5% auf +0,3% zu. Der Index des Verbrauchervertrauens fiel per Berichtsmonat Januar von zuvor 31,8 auf 29,6 Zähler.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.2020 - 1.2050 negiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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