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Finanzmarkt: Findungsphase - Silber Klartext - Bundesbank WAI bei -0,7

02.02.2021  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2077 (06:08 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2055 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 104,98. In der Folge notiert EUR-JPY bei 126,80. EUR-CHF oszilliert bei 1,0826.

Der Finanzmarkt befindet sich in einer Findungsphase. Gestern konnten die Aktienmärkte zulegen. Die Hintergründe sind vielfältig. An der Corona-Front ergeben sich leichte Entspannungssignale. So sinkt beispielsweise in Deutschland die Intensivbettenbelegung, Österreich lockert ab kommender Woche. Die Verwerfungen um die Eindeckung von "Short-Positionen" (Gamestop) haben an Biss verloren. Der Datenpotpourri lieferte weitgehend beruhigende Signale. Begründete Hoffnungen auf ein umfassendes US-Konjunkturprogramm rundeten den Hintergrund für die freundliche Verfassung ab.

Der USD gewinnt an den Devisenmärkten auch wegen der Erwartungen auf das Konjunkturpaket. In der Bewertung schaut der Markt auf die quantitativen Aspekte unter Ausklammerung des prekären qualitativen Hintergrunds (keine selbsttragenden Wachstumskräfte der US-Wirtschaft).

In der Folge tat sich bei der Bewertung des Goldes wenig. Der Preis gegenüber dem USD mäandert auf etablierten Niveaus.

Das war bei Silber vollständig anders. Die gerichtlich mehrfach nachgewiesene und seit Jahren offenkundige Manipulation über die Future-Märkte (Papiersilber) sah sich Angriffen der „kleinen Marktteilnehmer“ ausgesetzt, die sonst regelmäßig "geschoren" wurden. In der Folge konnte Silber kurzfristig die 30 USD-Marke überspringen. Dann folgte der gewöhnliche "Modus Operandi" seitens des Finanzestablishments. Die CME (Chicago Mercantile Exchange) erhöhte die erforderliche Sicherheitsleistung pro Future-Kontrakt um 18% (Initial Margin).

Regelmäßig werden Investitionswellen im Edelmetallsektor über dieses Mittel der erhöhten liquiden Einschüsse gebrochen. Für die Verkäufer (Establishment) stellt die erhöhte Liquiditätsanforderung regelmäßig kein Problem dar, für die restliche Marktkulisse sehr wohl (ansatzweise Zwangsliquiditation). In der Folge verlor der Silberpreis an Boden (aktuell (28,51 USD).

Um die Divergenz zwischen dem physischen Markt und dem Papiermarkt zu verdeutlichen, wenden wir uns Fakten zu:

Gestern handelte 1 Unze Silber (Silver Eagle) bei USD 43,20. Dieser Preis liegt sage und schreibe mehr als 51% über dem Papierpreis. Fraglos ist das eine Momentaufnahme und überzeichnet das Problem. Diese Momentaufnahme beschreibt das Problem dennoch trefflich. Vergleichbar ist die Situation mit den Preisen für Güter, die in den DDR-Läden offiziell ausgewiesen wurden, aber kaum zu diesen Preisen verfügbar waren und dem, was der freie Markt bezahlte. Wer hätte sich schon vorstellen können, dass nach dem Fall des Kommunismus 1990 mit seiner Mangelwirtschaft 2021 derartige Zustände im Finanzsektor des Kapitalismus in Teilen Raum greifen. "Chapeau!"

Future-Märkte wurden einmal ins Leben gerufen, um den physischen Markt effizienter zu gestalten (Preis, Flexibilität). Das war auch lange der Fall.

Erst seit der zweiten Hälfte der 90er Jahre lassen sich auch durch den Konzentrationsprozess der entscheidenden US/UK-Banken (circa 7), die den Future-Markt faktisch kontrollieren, in diversen Märkten Anomalien feststellen (=monopolistisches Oligopol- perfekter Markt erfordert ein Polypol!).

Am offensichtlichsten waren die Anomalien über die letzten 20 Jahre am Edelmetallmarkt. Trotz einer Phalanx von Urteilen gegen die Manipulatoren mit grundsätzlich überschaubaren Strafzahlungen (!) änderte sich bis heute nicht wirklich etwas. Was sagt das über die Börsenaufsicht und das System in den USA aus?

Futures wurden nach meiner Kenntnis nicht ins Leben gerufen, um Preise zu manipulieren. "Food for thought!"


Bundesbank-Daten - Zweite Pandemiewelle bremst - WAI bei -0,7

Die deutsche Wirtschaft ist wegen der 2. Corona-Welle und den daraus resultierenden Lockdowns Gegenwind ausgesetzt. Der wöchentliche Aktivitätsindex (WAI) für die letzte Berichtswoche (31.1.) liegt laut Bundesbank bei -0,7 Punkten. Dieser Wert bedeutet, dass die Wirtschaftsaktivität in den 13 Wochen bis zum 31. Januar um 0,7% unter der Aktivität der vorhergehenden 13 Wochen lag (Vorwoche -0,4).

Die Bundesbank hat den Index erstellt, um die wirtschaftlichen Folgen der Krise zeitnaher bewerten zu können. Berücksichtigt sind wöchentliche Indikatoren zum Stromverbrauch, zum Flugverkehr als auch Daten zur Anzahl der Passanten auf Einkaufsstraßen.

Der Index markierte in der Krise seinen bisherigen Tiefpunkt in der Woche bis zum 14. Juni mit einem Wert von -6,4. Daran wird deutlich, dass der aktuelle Lockdown nicht ansatzweise mit der Situation im Frühjahr 2020 vergleichbar ist.


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Deutscher Einzelhandel im Lockdown schwach

In Deutschland sanken die Einzelhandelsumsätze per Dezember im Monatsvergleich um 9,6% (Prognose -2,6%) nach zuvor +1,1% (revidiert von 1,9%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 1,5% (Prognose 5,0%) nach zuvor 5,0% (revidiert von 5,6%). Im Gesamtjahr 2020 lag der Anstieg bei 3,9%. Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stellte sich laut finaler Berechnung per Januar auf 54,8 Punkte (vorläufiger Wert und Prognose 54,7). Die Arbeitslosenrate der Eurozone war per Berichtsmonat Dezember unverändert bei 8,3% (Prognose 8,3%).


USA: Grundsätzlich positiv

Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stellte sich laut finaler Berechnung per Januar auf 59,2 Punkte (vorläufiger Wert 59,1). Der vom ISM ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe sank per Januar von zuvor 60,5 (revidiert von 60,7) auf 58,7 Zähler (Prognose 60,0). Die US-Bauausgaben legten per Dezember im Monatsvergleich um 1,0% (Prognose 0,9%) nach zuvor 1,1% (revidiert von 0,9%) zu.


Russland: Positiver Akzent

Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stellte sich laut finaler Berechnung per Januar auf 50,9 nach zuvor 49,7 Punkte und markierte den höchsten Wert seit August 2020.


Japan: Monetäre Basis üppig

Die monetäre Basis wuchs per Berichtsmonat Januar im Jahresvergleich um 18,91% nach zuvor 18,34% (revidiert von 18,30%).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.2020 - 1.2050 negiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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