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Neuer Sentimentindikator für Gold und Silber

23.03.2021  |  Dr. Jürgen Müller
1. Einleitung

Sentimentindikatoren sind Stimmungsindikatoren, die die Meinung der Marktteilnehmer in einer Meßzahl ausdrücken sollen, um mit deren Hilfe bessere Anlageentscheidungen treffen zu können. Oft gründen diese Indikatoren auf der Befragung von Marktteilnehmern, was immer eine gewisse Unschärfe des Individuums und deren mehr oder minder spontanen Aussagen mit sich bringen kann.

Unbestechlichere Meßzahlen sind z. B. das Put/Call-Verhältnis oder auch im Edelmetallbereich die Anzahl der per Saldo gehaltenen Shortkontrakte an der Comex (CoT-Reporte).

Zusammengefasst kann man sagen, dass man sich immer die Schwarmintelligenz möglichst vieler Marktteilnehmer zunutze machen will, um den aktuellen Markt einzuschätzen. Oft sind diese Indikatoren dann auch konträr zu interpretieren. Gehen also sehr viele Investoren von einem steigenden Preis eines Marktes aus oder sind extrem euphorisch und zuversichtlich, ist oftmals genau das Gegenteil der Fall. Viele bezahlen wie so oft die Gewinne Weniger.


2. Zahl der Neukunden als Stimmungsindikator

Unsere Einkaufsgemeinschaft besteht seit Mai 2005 und ist damit nach bestem Wissen des Autors der dienstälteste Anbieter in Deutschland im Bereich Kauf und Lagerung von physischen Edelmetallen in Sammelverwahrung in der Schweiz. Sieht man vom ersten Geschäftsjahr 2005 ab, stehen uns demnach bereits mehr als 15 Jahre an Daten zur Verfügung, die hinsichtlich Korrelationen ausgewertet werden können. Mittlerweile umfasst die Einkaufsgemeinschaft über 6.700 Kunden, sodass in der Tat, wie in der Einleitung erwähnt, von einer Schwarmintelligenz gesprochen werden kann.

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Abb. 1: Entwicklung der Kundenzahl der Einkaufsgemeinschaft 2005 - heute.
Quelle: Eigene Daten und eigene Darstellung.


In einem ersten Schritt zur Generierung von Sentimentindikatoren wurde die reine Anzahl von Neukunden pro Woche aufgetragen. Der Grundgedanke ist, je positiver die Stimmung für die Edelmetalle ist (bzw. die Furcht vor einem Zusammenbruch oder einer sonstigen Krise), desto mehr Neukunden sollten uns erreicht haben. Anmerkung: Da die Einkaufsgemeinschaft keinerlei Werbung macht, ist diese Zahl relativ unabhängig von selbiger und sollte daher relativ zutreffend und unverfälscht die Stimmung der Menschen widergeben.

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Abb. 2: Anzahl der Neukunden der Einkaufsgemeinschaft pro Woche 2005 - heute.
Quelle: Eigene Daten und eigene Darstellung.


In Abbildung 2 entspricht also ein hellgrauer Datenpunkt der Anzahl von Neukunden, die die Einkaufsgemeinschaft pro Woche per Saldo begrüßen durfte (d.h. Neuzugänge minus Komplettkündigungen; diese Zahl kann daher natürlich auch ins Minus gehen). Die schwarze Linie ist eine arithmetische Glättung dieser 'Datenwolke' für 4 Wochen, d.h. ca. einen Monat. Hierdurch werden Trends und Hoch- und Tiefpunkte sehr viel besser visuell sichtbar.

Bereits aus dieser Graphik lassen sich die vergangenen Krisen, bzw. die Stimmung der Menschen in diesen Krisen, herauslesen. In den Jahren 2008 und 2009 erfuhren wir in der sog. "Weltwirtschaftskrise" regen Zulauf (in Abb. 1 mit 'a' gekennzeichnet). Diese hing mit der Immobilienblase in den USA zusammen und gipfelte in der Insolvenz von Lehman Brothers im September 2008.

Ihr folgte auf dem Fuß die Eurokrise 2009/2010, die ebenfalls in Abb. 1 als zweiter Peak 'b' ersichtlich wird.

In 2011 folgte eine Staatsschuldenkrise (Irland, Griechenland, Zypern, Italien, Spanien, Portugal, etc; Im Grasph mit 'c' bezeichnet), die sich ebenfalls in einem starken Zustrom an neuen Kunden in unseren Büchern manifestierte.

Die Jahre 2013 bis 2018 waren eher ruhige Jahre, in denen uns im Schnitt pro Woche nur ca. 5 Neukunden pro Woche zukamen und es auch viele Wochen gab, in denen uns per Saldo Kunden verließen (Datenpunkte < 0).

Seit 2019 änderte sich diese Bild wieder und die Zahl der Neukunden stieg wieder merklich an. Sieht man von der Spitze März/April 2020 ab (1. Lockdown; im Graph mit 'd' gekennzeichnet) ist diese Entwicklung seitdem sehr konstant nach oben gerichtet.



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