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Streckfolter am Goldmarkt - EU-BIP und Euro schwach

31.03.2021  |  Markus Blaschzok
Der beste Zeitpunkt, um am Goldmarkt mittelfristige Gewinne einzustreichen, ist in der Regel dann gekommen, wenn die Masse der Investoren euphorisch ist. Solche irrationalen Überschwänge boten uns in der letzten Dekade immer wieder sehr schöne Gelegenheiten, um nach einem technischen Verkaufssignal auf einen wieder fallenden Preis zu setzen. Diametral gegensätzlich wurden in der Skepsis und Angst immer die Tiefs ausgebildet. Fällt der Preis über drei bis sechs Monate, so mutieren die Bullen, die sich zum Hoch noch sicher waren, der Preis würde weiter ansteigen, plötzlich zu Bären und erwarten weitere Preisrückgänge.

Diesen bekannten Zyklus zwischen Angst und Gier gibt es an allen Märkten. Während jedoch zwischen Hausse und Baisse am Aktienmarkt oftmals viele Jahre liegen, kommt es am Rohstoffmarkt alle paar Monate zu einem Wechsel zwischen Angst und Gier. Diese Phasen lassen sich mit Stimmungsindikatoren, wie beispielswiese dem COT-Report der US-Terminmarktaufsicht CFTC, analysieren und so Hoch- und Tiefpunkte in Kombination mit weiteren Analysemethoden gut identifizieren.

Am Gold- sowie am Silber- und Minenmarkt gibt es zudem die bekannte "Streckfolter", die eine trendlose Phase mit niedriger Volatilität kennzeichnet und in der Regel nach Preisrückgängen einsetzt. Investoren und Spekulanten verlieren in dieser Phase das Interesse am "langweiligen" Goldmarkt, wobei der Preis in der Regel noch einmal unter technische Unterstützungen fällt. Daraufhin verkaufen die letzten Bullen entnervt ihre Positionen und Fondsmanager stoßen ihre ETF-Positionen ab, um in renditeträchtigere Anlageklassen zu investieren.

Viele, die zum Ende des vorherigen Anstiegs gekauft hatten, verkaufen nun ihre Positionen oftmals mit Verlust und kaufen erst dann wieder, wenn wieder neue Hochs erreicht werden. Genau dann, wenn die schwachen Hände verkaufen, sammelt das Smart-Money mit offenen Händen all das Gold ein, das nun zum Verkauf steht, worauf die Trendwende folgt und der Preis wieder zu steigen beginnt.

Nachdem der Goldpreis seit seinem Hoch bereits um über 350 US-Dollar fiel, dürfte der Großteil des Korrekturpotenzials abgearbeitet sein und sich dieser Markt aktuell am Übergang zur Streckfolter befinden. Verschiedene exogene Faktoren sprechen dafür, dass der Goldpreis noch einige Zeit trendlos vor sich hindümpeln könnte. Der Anstieg der langfristigen Zinsen ist beispielsweise ein kurzfristiger Belastungsfaktor für den Goldpreis. Trotz der dovishen Verbalintervention der FED, sowie der Ankündigung der EZB das PEPP-Programm ausweiten und weitere Anleihen aufkaufen zu wollen, steigen die Renditen aktuell weiter an.


Archegos Capital reißt Bankenaktien in die Tiefe

Die Warnungen vor einem erneuten Einbruch des Aktienmarktes werden immer lauter. Ein gemächlich fallender Aktienmarkt ist in der Regel gut für den Goldpreis, doch wenn Investoren in Panik geraten, neigen sie dazu alles zu verkaufen, einschließlich ihrer Goldbestände, was dann den Goldpreis noch einmal unter Druck bringen kann.

Am Freitag wurde das 10 Mrd. US-Dollar schwere Family-Office Archegos Capital liquidiert, was zu massiven Verlusten bei einigen Tech-Aktien geführt hatte, nachdem alle Vermögenswerte in Höhe von 20 Mrd. US-Dollar unlimitiert auf den Markt gekippt wurden.

Der Hedgefonds war unreguliert über CFDs mit Milliardenbeträgen und einem teilweisen achtfachten Hebel long in Tech-Aktien, was ihm nach deren Kursrückgang zum Verhängnis wurde. Einige Banken erlitten dabei Milliardenverluste, wie die japanische Nomura, deren Aktienkurs um über 16% einbrach sowie die Schweizer Credit Suisse, mit einem Minus von 14%.

Es ist ungewöhnlich, dass ein Hedge-Fonds oder ein Famliy-Office milliardenschwere Trades über CFDs abbildet. Noch ungewöhnlicher ist es, dass die Großbanken, die die Gegenposition eingenommen hatten, ihr Risiko scheinbar völlig falsch eingeschätzt hatten und nicht vollends abgesichert waren. Nachdem Archegos Capital seinen Nachschusspflichten nicht nachkommen konnte, begannen die Banken mit Verlust die Positionen am Freitag zu schließen, worauf die Notierungen der betroffenen Aktien ins Bodenlose fielen.

Ein klein wenig erinnert das Ereignis an die Pleite von Lehman Brothers und den Kollaps des Immobilienmarktes, weshalb es nicht verwundert, dass der komplette Bankensektor unter Druck geriet. Archegos Capital hätte ein schwarzer Schwan sein und eine Korrektur des stark gestiegenen Aktienmarktes einleiten können, der womöglich auch den Goldpreis noch einmal unter Druck gebracht hätte. In dem Fiat-Money Finanzmarktcasino sind solche Schieflagen jederzeit möglich und irrationale Einbrüche von Aktien jederzeit möglich, weshalb man größten Wert auf das Risikomanagement legen sollte.


Europäische Wirtschaft schwach - Euro fällt - Dollar steigt

Die neuerlichen Lockdowns in Europa und die Androhung noch härterer Maßnahmen haben extrem negative Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft.

Entgegen der Europäischen Union hatte ein großer Teil der US-Bundesstaaten nie einen Lockdown verhängt und einige Staaten keinerlei Zwangsmaßnahmen angeordnet. Vor zwei Wochen hatte Texas alle COVID-Einschränkungen beendet, inklusive der Maskenpflicht und wieder zu 100% geöffnet, ebenso wie in 12 weiteren US-Bundesstaaten. Auch das Vereinigte Königreich befindet sich langsam auf dem Weg der Öffnung, wobei man ab Mai nur unter Einschränkungen die Maßnahmen beenden und ab 21. Juni alle Kontaktbeschränkungen aufheben und alle Geschäfte öffnen will.

In der Europäischen Union werden hingegen die Maßnahmen verschärft. Obwohl es in Deutschland in 2020 adjustiert an die Altersgruppen keine Übersterblichkeit zu den Vorjahren gab, die Intensivbettenbelegung keine Erhöhung zum letzten Sommer zeigt und die Bettenauslastung der Krankenhäuser im gleichen Jahr 13% niedriger war als im Vorjahr, denken die Regierungen Deutschlands und Frankreichs über Verlängerungen sowie einen weiteren harten Lockdown nach.

Viele Analysten hatten daher ihre Wachstumsprognose für die europäische Wirtschaft zuletzt reduziert auf nur noch 3% für dieses und 4,5% für das kommende Jahr. Doch diese Zahlen sind noch viel zu optimistisch, da das BIP mit dem offiziellen, viel zu niedrig ausgewiesenen BIP-Deflator berechnet wird. Berücksichtigt man die reale Inflation der Geldmenge, so sind das nur Wachstumsillusionen und die europäische Wirtschaft befindet sich weiterhin in der Rezession.

Nicht nur wegen der katastrophalen Lockdown-Politik, sondern auch wegen der überbordenden Bürokratie und den extrem hohen Steuern in den europäischen Nationen wird Europa dem Rest der Welt hinterherhinken, sich die Zinsdifferenz ausweiten und der Euro weiter zum US-Dollar fallen. Im letzten Monat brach der Euro bereits von 1,225 USD auf fast 1,17 USD ein. Auch wenn eine kurze technische Zwischenerholung nun möglich zu sein scheint, so dürfte es im Jahresverlauf für die europäische Gemeinschaftswährung weiter bergab gehen.

Einerseits belasten die Androhungen weiterer Lockdowns in Europa die Aktienmärkte, doch anderseits sprechen die Öffnungen großer Teile der Weltwirtschaft, sowie die lockere Geldpolitik, gegen einen Einbruch des Aktienmarktes. Eine Wirtschaftserholung dürfte angesichts der massiven schuldenfinanzierten Konjunkturprogramme den Anstieg der Konsumentenpreise anheizen, worauf die Marktzinsen reagieren dürften.


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