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Das Gold ist das Grundgeld der Menschheit

09.04.2021  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Drei Beispiele dazu. Erstes Beispiel: Um die horrenden Kosten des Ersten Weltkriegs zu bezahlen, hoben viele Regierungen in Europa die Goldeinlösbarkeit der umlaufenden Banknoten und Giroguthaben auf. Das erlaubte den Politikern, neues Geld per Kreditvergabe in Umlauf zu bringen. Auf diese Weise ließen sich vor allem auch die wahren Kriegskosten vor der Bevölkerung verbergen. Die Ausgabe von neuem ungedeckten Geld ist nämlich nichts anderes als eine betrügerische “Inflationssteuer“.

Sie ermöglichte es den Regierungen, die Kriegshandlungen in die Länge zu ziehen. Ohne die Abkehr vom Goldgeld wären die Schrecken des Ersten Weltkriegs sehr viel geringer gewesen. Zudem kam es in vielen Ländern zu Hyperinflation, die die Menschen in wirtschaftliches Elend stürzte und politische Radikalisierung brachte.

Das zweite Beispiel betrifft den “Normalzustand” im Pseudo-Goldstandard. Er zeigte sich in der gängigen Praxis in Form eines “Teilreserve-Bankwesens”. Der Staat erlaubte es den Banken, nur einen Teil ihrer jederzeit fälligen Verbindlichkeiten in Form von ausgegebenen Banknoten und jederzeit fälligen Giroguthaben mit physischem Gold decken zu müssen. Das führte fast schon regelmäßig zu Finanz- und Wirtschaftskrisen.

Das Teilreserve-Bankwesen endete immer wieder in “Bank-Runs”, weil die Bankkunden irgendwann doch bemerkten, dass sie betrogen wurden: Dass ihre Banken also mehr Banknoten und Giroguthaben ausgegeben hatten, als sie in physischem Gold auszahlen konnten (dass sie also latent zahlungsunfähig waren). Die Pleitewelle der Banken riss meist auch die Wirtschaft in die Krise, brachte wirtschaftliche Not für viele und löste nicht selten auch soziale und politische Umbrüche aus.

[Der Grund für die "großen Krisen" lag darin, dass die Banken die ausstehende Geldmenge zuvor durch Kreditvergabe erhöht hatten. Dadurch führten sie eine künstliche Absenkung der Marktzinsen herbei, die die Menschen dazu anhielt, mehr zu konsumieren, weniger zu sparen, und die die Unternehmer dazu verleitete, mehr zu investieren. Die Ausgabe von neuem Geld durch die Ausweitung der Bankkreditvergabe führte zwar zunächst zu einem künstlichen Aufschwung (“Boom”), der aber früher oder später in sich zusammenbrechen, der in einer Rezession (“Bust”) enden musste.

Das ist eine Einsicht, die die monetäre Konjunkturtheorie der Österreichischen Schule der Nationalökonomie vorlegt. Sie erklärt den Hergang der “Großen Depression”, die heutzutage fälschlicherweise als abschreckendes Beispiel für die Folgen des Goldstandards gewertet wird, durch den Pseudo-Goldstandard und sein Teilreserve-Bankwesen.]

Die "Große Depression" von 1929 bis 1933 nutzen diejenigen Kreise, die ein vitales Interesse daran haben, das Goldgeld zu diskreditieren, in ihrem Sinne weidlich aus. Sie behaupten, der “Goldstandard” sei nicht nur die Ursache für die Krisen, sondern er mache auch aus Konjunkturkrisen gewaltige Weltwirtschaftskrisen. Dass jedoch die wahre Krisenursache der Verstoß gegen die Regeln des “echten Goldstandards” war, dass sie im Teilreserve-Bankwesen lag, wird meist verschwiegen.

Die Fehldeutung könnte also größer nicht sein. Denn - wie bereits verdeutlicht - es gab in der jüngeren Währungsgeschichte kein Währungsarrangement, das man mit gutem Gewissen, mit Fug und Recht als “echten Goldstandard” bezeichnen könnte. Das gilt sowohl für die Zeit gegen Ende des 19. Jahrhunderts, aber auch für die Zeit des Ersten Weltkriegs und auch für die nachfolgenden 1920er und frühen 1930er Jahre.

Das dritte Beispiel betrifft das System von Bretton Woods. Im System von Bretton Woods, der internationalen Währungsordnung nach Ende des Zweiten Weltkrieges, wird der US-Dollar zur Ankerwährung des Weltwährungssystems gemacht: 35 US-Dollar entsprechen 1 Feinunze Gold (also 31,1034768 Gramm). Alle übrigen Währungen - wie Französischer Franc, Britisches Pfund und D-Mark - sind mit einem festen (jedoch unter bestimmten Umständen anpassbaren) Wechselkurs an den US-Dollar gebunden und können in den US-Dollar umgetauscht werden.

Auf diese Weise sind auch sie indirekt - und zwar über den US-Dollar - an das Gold gebunden. Der Kapitalverkehr zwischen den Volkswirtschaften unterlag allerdings weiterhin staatlichen Kontrollen; sie wurden erst im Jahr 1970 endgültig aufgegeben. Das System von Bretton Woods ist jedoch kein Goldstandard, er ist im Grunde ein Dollar-Devisen-Standard.

In den 1950er und 1960er Jahren beginnen die USA gegen die Regeln des Systems von Bretton Woods zu verstoßen. Sie verzetteln sich in einer kriegerischen Außenpolitik und betreiben dabei eine zusehends inflationäre Geldpolitik: Die Staatsschulden werden monetisiert, dadurch steigt die US-Dollar-Geldmenge, ohne dass für eine entsprechende Golddeckung gesorgt wird. Die Folge ist eine steigende Güterpreisinflation.

Einige Nationen, allen voran Frankreich, beginnen gegen Ende der 1960er Jahre, ihre US-Dollar-Bestände, die sie durch Exportüberschüsse erzielt haben, in physisches Gold bei der US-Zentralbank einzutauschen. Die Goldbestände der Amerikaner beginnen abzuschmelzen, und zwar in einem Ausmaß, dass die Zahlungsunfähigkeit der USA droht (denn es wurden ja viel mehr US-Dollar ausgegeben, als die amerikanische Zentralbank Goldreserve hat). Um die Pleite abzuwenden, verkündet US-Präsident Richard Nixon (1913-1994) am 15. August 1971, dass fortan der US-Dollar nicht mehr in Gold einlösbar sei.

Durch diesen "monetären Enteignungsakt" - der in der Literatur beschönigend auch als das “Schließen des Goldfensters” bezeichnet wird - verlieren der US-Dollar und damit auch alle übrigen Währungen die Anbindung an das Gold.

Ihnen wird sprichwörtlich die Golddeckung entzogen. Durch diesen unilateralen Handstreich der US-Administration werden alle wichtigen Währungen der Welt zu Fiat-Geld, und ein weltweites Fiat-Geldsystem wird aus der Taufe gehoben. An dieser Stelle ist zu betonen: Es waren nicht ökonomische, sondern politische Gründe, die für den Wechsel vom Goldgeld hin zum Fiat-Geld verantwortlich waren.

Die Regierungen wollten die Hoheit über die Geldproduktion, um nach Gutdünken in das Wirtschafts- und Gesellschaftsgefüge eingreifen und sich leichter verschulden zu können, um die Konjunkturen oder die Einkommensund Vermögensverteilung politisch zu beeinflussen. Das Goldgeld stand solchen Machenschaften im Wege - und musste weichen.


Die Lehre des Geldes in Schule und Universität

In Schule und Universität wird heutzutage das ungedeckte Geldsystem - seine Entstehung sowie seine ökonomischen und ethischen Konsequenzen - in der Regel nicht weiter hinterfragt, sondern als "gegeben" und damit als "akzeptabel", als nicht weiter hinterfragungswürdig eingestuft. Schüler und Studenten lernen meist unkritisch, was eine Zentralbank ist, welche Aufgaben sie zu erfüllen hat; sie lernen, was sich hinter Begriffen wie "Leitzins", "Mindestreserve", "Offenmarktpolitik" etc. verbirgt.

Sie lernen, dass ein Anstieg der Konsumgüterpreise um etwa zwei Prozent pro Jahr gut und richtig und warum Deflation (ein Rückgang der Güterpreise auf breiter Front) schädlich ist für die Volkswirtschaft. Ihnen wird beigebracht, dass die Geldpolitik "wirkungslos" werden kann (und zwar in der "Liquiditätsfalle"), und dass es letztlich allein der Staat ist, der mit seiner Ausgabepolitik die Wirtschaft aus der Unterbeschäftigungskrise befreien kann, und dass daher die Zentralbank den Staat zu unterstützen habe, vor allem in Krisenzeiten.


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