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Das Gold ist das Grundgeld der Menschheit

09.04.2021  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Grundsätzliche Fragen kommen in der Regel zu kurz, werden häufig gar nicht angesprochen, geschweige denn überzeugend beantwortet wie zum Beispiel die Folgenden: "Wie ist das Geld entstanden?"; oder: "Warum wurde das Gold-Geld durch das Fiat-Geld ersetzt?"; oder: "Welche Rolle spielen Zentralbanken und das von ihnen ausgegebene Fiat-Geld für die "großen Krisen?"; oder: "Benötigt eine Volkswirtschaft überhaupt eine steigende Geldmenge?"; oder: "Wie lässt sich ein staatliches Geldmonopol mit ökonomischen und ethischen Überlegungen rechtfertigen?"

Wenn jedoch diese und andere wichtige Fragen nicht behandelt werden, ist absehbar, was geschieht: Das Fiat-Geldsystem, das Geldproduktionsmonopol der Zentralbanken wird unkritisch als das "Non plus Ultra" angesehen und verinnerlicht.

Wer der herrschenden Lehre an Schulen und Universitäten folgt, der wird vermutlich gar nicht erst auf die Idee kommen, im vorherrschenden Fiat-Geldsystem könnte die Ursache für die schweren Wirtschafts- und Gesellschaftskrisen liegen. Er/sie wird auch gar nicht verstehen, dass das Fiat-Geldsystem unvereinbar mit einer freien Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung ist, dass es sie zerstört (und zwar im Zuge eines in der Regel zeitlich gestreckten, schrittweisen Prozesses).

Man wird gar nicht verstehen, dass zum Beispiel chronische Preisinflation, Schuldenwirtschaft, ausufernder Staat, Einschränkung der individuellen Freiheitsrechte und häufige kriegerische Konflikte Folgeerscheinungen des Fiat-Geldes sind. Und selbst wenn sich Zweifel am Fiat-Geldsystem melden, stehen viele ratlos da. Sie wissen nicht, können sich gar nicht vorstellen, wie denn eine Alternative zum Fiat- Geldsystem aussehen könnte.


Goldgeld in der Praxis

An dieser Stelle daher einige kurze Illustrationen, wie ein Edelmetall- beziehungsweise Goldgeld in der Praxis funktionieren würde. Nehmen wir an, die Menschen entscheiden sich freiwillig, Gold als das allgemein akzeptierte Tauschmittel zu verwenden. Das "Grundgeld" Gold hätte dann die Form von physischen Münzen und Barren. Im Zeitalter der Digitalisierung würde man jedoch nicht mit klimpernden Goldmünzen in der Tasche umherlaufen.

Vielmehr würden "Verwahrstellen", nennen wir sie "Depositenbanken", ihre Dienste anbieten: für Lagerung, Be- und Versicherung und Zahlungsabwicklung. Die Menschen würden ihr physisches Gold bei Depositenbanken einlagern und im Gegenzug dafür eine "Banknote" beziehungsweise ein "Geldzertifikat" erhalten, das jederzeit zu 100 Prozent in das physische Gold eintauschbar ist. Das Geldzertifikat wird als Zahlungsmittel im Tagesgeschäft akzeptiert und eingesetzt.

Das Ganze lässt sich natürlich auch digital darstellen. Ein erster Schritt dazu könnte zum Beispiel das Modell sein, das die australische Münze ("Perth Mint") geschaffen hat: den "Perth Mint Gold Token" (PMGT). Jeder PMGT ist eine tokenisierte Version eines "GoldPass certificates", das zu 100 Prozent mit physischem Gold gedeckt ist; "GoldPass" ist eine digitale Plattform, die auf der Blockchain basiert. Der PGMT ist jederzeit eintauschbar in 1 Feinunze physisches Gold oder in den entsprechenden Gegenwert in anderes (Fiat-)Geld und umgekehrt.

Bislang soll mit dem PMGT die Handelbarkeit und die Lagerung des physischen Goldes effizienter gemacht werden. Um den PMGT auch als Zahlungsmittel verwenden zu können - und das wäre der zweite wichtige Schritt in der Erschließung eines Goldgeld-Zahlungssystems -, bedarf es (lediglich) der Möglichkeit, dass Kunden sich gegenseitig PMGT überweisen können (sowie einiger steuerlicher Änderungen; siehe dazu weiter unten).

In einem Goldgeldsystem kann die Geldmenge nicht willkürlich ausgeweitet werden. Die Gold- beziehungsweise Geldmenge steigt nur dann, wenn die verfügbare monetäre Goldmenge steigt. Und das ist - wie bereits erwähnt - nur durch Produktion von neuem Gold oder die Umwidmung von bisher nicht monetär genutztem Gold in monetäres Gold möglich. Beides erfolgt jedoch nicht willkürlich, sondern wird von ökonomischer Vernunft geleitet. Die Goldproduktion wird beispielsweise erhöht, wenn die Güterpreise fallen (wenn also die Kaufkraft des Goldes steigt); und die Goldproduktion wird eingeschränkt, wenn die Güterpreise steigen (wenn also die Kaufkraft des Goldes abnimmt).

Nehmen wir an, die Nachfrage nach Gold steigt relativ zum Goldangebot. Die Menschen bieten daraufhin verstärkt andere Güter am Markt an (zum Beispiel ihre Arbeitskraft, Aktien, Häuser etc.), um sie gegen Gold einzutauschen. Die Folge ist, dass die in Gold ausgedrückten Löhne und Güterpreise fallen. Für die Minenbetreiber wird daraufhin das Ausweiten der Goldförderung attraktiver - weil sie geringere Produktionskosten haben und folglich ihre Investitionsrendite steigt. Das Ausweiten der Gold- und damit Geldmenge arbeitet dem Güterpreisrückgang entgegen, es sorgt im Zeitablauf tendenziell für gleichbleibende Güterpreise.

In einem Goldgeldsystem wäre auch ein Kreditmarkt problemlos möglich. Allerdings würde durch die Kreditvergabe die Geldmenge nicht erweitert, wie es im heutigen Fiat-Geldsystem der Fall ist. In einem Goldgeldsystem würde eine steigende Kreditnachfrage den Marktzins tendenziell ansteigen lassen und damit den Anreiz zur Verschuldung vermindern - es gäbe also eine "gesunde" Marktreaktion, die die Verschuldungstendenz, die im Fiat-Geldsystem befördert wird, eindämmt.

Da sich der Marktzins zudem frei durch Angebot von und Nachfrage nach Ersparnissen (die "echten Konsumverzicht" bedeuten) bilden kann, ist in einem Goldgeldsystem sichergestellt, dass stets genügend Ersparnisse vorhanden sind, um die Investitionen durchführen zu können. Dadurch wird "Boom-und-Bust", wie er symptomatisch ist im Fiat-Geldsystem, verhindert - und die gesamtwirtschaftliche Produktion wird so ausgerichtet, dass die dringlichsten Bedürfnisse bedient werden.

Die Preise der Güter werden in einem Goldgeldsystem idealerweise in Feingoldmengen ausgewiesen. Beispielsweise kostet bei aktuellen Preisen ein iPhone ½ Feinunze Gold (1 Feinunze entspricht 31,1034768 Gramm). Vermutlich wäre jedoch der Preisausweis in Form von "Goldgramm" (oder englisch: "gold gram") ratsam, weil es dem heute weithin bekannten und gebräuchlichen metrischen Maßsystem entspricht. Nehmen wir an, ein Laptop kostet 1.750 US-Dollar. Das entspräche (bei heutigen Preisen) einem Laptop-Preis von 1 Feinunze Gold beziehungsweise 31,10 Gramm Feingold.

[Angemerkt sei an dieser Stelle, dass der Name des Geldes mit seinem Metallgehalt in Verbindung stehen muss. Denn erhält das Geld einen abstrakten Namen (wie zum Beispiel "Euro" oder "Dollar" etc.), kann der Geldwert leicht(er) herabgesetzt werden (indem der Edelmetallanteil einer Geldeinheit verringert wird), ohne dass es die Öffentlichkeit mitbekommt und sanktionieren kann. Das ist übrigens auch der Grund, warum die Herrscher bestrebt waren (und sind), den Namen des Geldes von der unterliegenden Ware loszulösen.]


Zur Rolle der Banken- und Finanzindustrie

Das Geschäft der Banken- und Finanzindustrie steht und fällt mit der Akzeptanz des Fiat-Geldes, mit dem "aus dem Nichts" geschaffenen Geschäftsbankengeldes. (Hier sei angemerkt, dass die Geschäftsbanken per Kredit eigenes Geld schaffen, das Geschäftsbankengeld, und zwar auf der Grundlage des Zentralbankgeldes, das nur die Zentralbank produzieren kann.)


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