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Das Gold ist das Grundgeld der Menschheit

09.04.2021  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Daher hat sie verständlicherweise nur einen geringen Anreiz, ihre Kunden über die Probleme des Fiat-Geldes aufzuklären beziehungsweise Gold und Silber zu bewerben. Denn wer heutzutage Gold und Silber hält, der will sich vor allem gegen die Widrigkeiten, die mit dem Fiat-Geld verbunden sind - wie Inflation und Zahlungsausfall -, schützen. Es kann daher nicht überraschen, dass die Banken- und Finanzindustrie recht wenig Interesse daran hat, Gold und Silber als Anlage- und Versicherungsmedium zu vermarkten. Das gilt zumindest für physisches Gold und Silber in Form von Barren und Münzen.

Banken und Finanzdienstleister verkaufen ihren Kunden lieber Geldmarkt-, Anleihe- und Aktienfonds (die sie selbst auflegen oder die sie von Dritten beziehen). Damit lassen sich Gebühreneinnahmen (Aufschläge, Depotgebühren etc.) verdienen. Der An- und Verkauf von physischem Gold und Silber ist für Finanzinstitute meist relativ unattraktiv (und er wird tendenziell umso unattraktiver, je größer die Verbreitung des Fiat-Geldes ist, und je größer das Vertrauen der Menschen in das Fiat-Geld ausfällt). Die Kunden tragen ihre Barren und Münzen sprichwörtlich nach Haus oder lagern sie im Tresor für lange Zeit, ohne dass sie damit Umsätze durchführen.

Die Aussichten für Bank- und Finanzinstitute, auf diese Weise Gebühren verdienen zu können, sind also gering - vor allem im Vergleich zu marktüblichen Finanzprodukten. So erklärt sich auch, warum viele Banken heutzutage nicht mehr im Edelmetallgeschäft (ob nun Eigenhandel, An- und Verkauf, Vermittlung, Lagerung etc.) tätig sind.

Wenn Gold und Silber von der Banken- und Finanzindustrie beworben werben, dann meist nur in Form von sogenannten Exchange Traded Funds (ETFs) beziehungsweise Exchange Traded Commodities (ETCs) und Gold-Zertifikaten. Mit diesen Produkten lässt sich etwas verdienen: Depotgebühren und laufende Kosten, die dem Kunden in Rechnung gestellt werden. Institutionelle Investoren (Hedgefonds, Pensionsfonds etc.) greifen in der Regel gern auf ETFs/ETCs zurück, um Positionen im Edelmetallmarkt aufzubauen. Für Sie sind diese Finanzprodukte eine einfach zu handhabende Anlageform, die dem Erwerb von physischem Edelmetall häufig vorgezogen wird.

Für den Anleger ergeben sich jedoch Risiken, die sich von den Risiken der physischen Goldhaltung ganz erheblich unterscheiden. Hierzu zählt zum Beispiel das Kontrahentenrisiko: Das Risiko, dass der ETF-Emittent die Herausgabe des physischen Goldes zeitlich verzögert oder gar nicht in der Lage ist, den Auslieferungswünschen der Kunden nachzukommen.


Gold, Bitcoin & Co und ein freier Markt für Geld

Das Aufkommen der Kryptoeinheiten ("Bitcoin & Co") in den letzten Jahren ist ein untrügliches Indiz dafür, dass eine Suche nach "besserem Geld" in Gang gekommen ist; dass ganz offensichtlich mehr und mehr Menschen die Probleme im Fiat-Geldsystem spüren oder auch klar erkennen und nach Alternativen Ausschau halten. Die Entwicklungspotenziale, die die Digitalisierung in Aussicht stellt, scheinen aus Sicht vieler Menschen derzeit dafür zu sprechen, dass die Zukunft des Geldes in einer digitalen Einheit liegen wird.

Doch das ist vermutlich vorschnell geurteilt. Denn das Geld, das eine moderne arbeitsteilige Volkswirtschaft benötigt, muss unter anderem auch intermediationsfähig sein. Das heißt, die Geldverwendung kann nicht auf "Peer-to-peer"-Transaktionen beschränkt bleiben. Viele Geldtransaktionen erfordern die Einbeziehung beziehungsweise Zwischenschaltung von weiteren Institutionen wie zum Beispiel Lagerstätten, Kreditvermittlern etc. (siehe hierzu die nachstehende Box).


Box 1: Digitaler Hype

Anfang 2012 kostete der Bitcoin fünf Dollar, vorige Woche waren es zeitweise über 60.000 Dollar. Ist die Kryptowährung nun die „größte Blase der Menschheitsgeschichte“? Oder revolutioniert das digitale Zahlungsmittel das weltweite Geldsystem? Angesichts immer neuer Preisrekorde und einer Marktkapitalisierung von mehr als einer Billion Dollar sind beide Fragen erlaubt. Angetrieben wird der Hype von mehreren Faktoren. Die Bitcoin-Schürfer rühren eifrig die Werbetrommel, denn sie verdienen prächtig, wenn der Preis steigt. Die Finanzindustrie bietet Futures, Optionen und Fondslösungen an, um die Handelbarkeit attraktiver zu machen.

Und wenn Elon Musk mit seiner Firma Tesla Bitcoin kauft, steigt das Fieber noch mehr. Für eher kleinteilige Zahlungstransaktionen hat sich der Bitcoin wohl etabliert. Doch kann er Dollar, Euro & Co. die Stirn bieten? Pro Tag können bei Vollauslastung des Bitcoin-Netzwerkes weltweit etwa 350.000 Transaktionen abgewickelt werden. Doch arbeitstäglich werden allein in Deutschland 75 Millionen Euro-Transaktionen durchgeführt.

Das "Lightning-Network" löst zwar das Skalierungsproblem (durch "off-chain"-Transfers), es ist jedoch die Frage, ob es den notwendigen Sicherheitserfordernissen genügt. Zudem ist ein Geldwesen, das nur direkte Zahlungsabwicklungen zwischen den Handelspartnern vorsieht (Peer-to-Peer) vermutlich unzureichend; und "Smart-Contracts" sind auch nicht für alle Transaktionserfordernisse einsetzbar. Viele Menschen halten ihre Bitcoins bei Handelsplattformen. Es gibt also bei Kryptoeinheiten einen Bedarf an Lagerung, Sicherung und Zahlungsabwicklung.

Kommt Intermediation ins Spiel, ist es vorbei mit der Bitcoin-Anonymität. Es haben sich zwar Kreditmärkte herausgebildet, in denen Bitcoin als Pfand dient, um offizielle Währungen oder andere Kryptoeinheiten leihen zu können. Jedoch sind die Anforderungen und die Kreditzinsen sehr hoch. Vor allem aber kommt ein wirklich effizienter Kreditmarkt ohne spezialisierte Intermediäre (Kreditvermittler) nicht aus. Dies erfordert jedoch "Klarnamen" der Kreditgeber und -nehmer. Spätestens dann also, wenn Transaktionen Individuen eindeutig zurechenbar sind, geht dem Bitcoin ein wichtiger Wettbewerbsvorteil verloren, und er bekommt Konkurrenz, etwa von einem digitalisierten Gold- oder Silbergeld.

Ob Bitcoin zum Weltgeld aufsteigt, ist längst nicht entschieden. Auch wenn der Bitcoin-Preis durchaus weiter ansteigen kann, sollten sich Anleger eines bewußt machen: Der Bitcoin kennt nur eine Nachfrage: die Nachfrage zu Geld- beziehungsweise Spekulationszwecken. Sollte irgendwann eine bessere Kryptoeinheit auf den Markt kommen, kann sein Tauschwert auf null fallen. Anders bei einem Warengeld. Daß Gold und Silber zum Totalverlust werden, ist nahezu ausgeschlossen, weil beide eine nicht-monetäre Nachfrage (Schmuck, Technik) haben, die sie über Jahrtausende immer wieder unter Beweis gestellt haben.


Wenn die Menschen jedoch beginnen, nach einem intermediärsfähigen Geld Ausschau zu halten, bekommen Bitcoin & Co Konkurrenz, beispielsweise in Form eines digitalisierten Gold- und/oder Silbergeldes. Doch derzeit ist ein solcher Auswahlprozess durch staatliche Eingriffe gehemmt. Was nötig ist, ist ein "freier Markt für Geld". Nur im Zuge eines solchen Entdeckungsverfahrens wird sich die Frage beantworten lassen, welche Geldart denn letztlich die bevorzugte ist, welche Geldart sich durchsetzen wird.

Den Weg zum freien Markt für Geld zu öffnen, ist glücklicherweise relativ einfach. Zum einen sind die Zahlkraftgesetze, die die offiziellen Währungen gegenüber anderen Zahlungsmedien begünstigen, aufzuheben. Zum anderen sind Mehrwert- und Kapitalertragssteuern auf den Gütern/Medien abzuschaffen, die als Geld Verwendung finden können - also allen voran Kryptoeinheiten und Gold und Silber. Wer besseres Geld will, der muss sich für einen freien Markt für Geld aussprechen!


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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