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US-Zentralbank bleibt ihrer Inflationspolitik treu

29.04.2021  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Die US-Leitzinsen bleiben unverändert in ihrer bisherigen Bandbreite von 0,0 bis 0,25 Prozent. Das beschloss der Rat der US-Zentralbank (Fed) auf seiner gestrigen Sitzung.

Der Vorsitzende der Fed, Jerome H. Powell, erklärte in der Pressekonferenz, dass die US-Wirtschaftslage sich verbessert habe, und dass die Inflation angestiegen sei, beschwichtige jedoch, dass diese Preissteigerungen größtenteils "vorübergehende" Effekte widerspiegele.

Selbst eine weiter anziehende Konsumgüterpreisinflation bedeutet aus unserer Sicht nicht eine baldige Abkehr von der Nullzinspolitik: Die US-Zentralbank hat zum einen angekündigt, dass sie die Inflation der Konsumgüterpreise "im Zeitablauf" bei 2 Prozent pro Jahr liegt.

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Zum anderen muss man sehen, dass eine höhere Inflation der Fed und der US-Administration natürlich durchaus gelegen kommt, denn sie sorgt dafür, dass die gewaltigen Schuldenberge (zumindest teilweise) entwertet werden - auf Kosten der US-Dollar-Halter.

Nein, eine Diskussion über eine mögliche Einschränkung der Schuldpapierkäufe (im Fachjargon: "Tapering“) gab es im Fed-Rat nicht, so die Antwort Powells auf die Frage eines Journalisten. (Daraufhin drehten die Aktienmärkte sogleich ins Plus und der US-Dollar rutschte gegenüber dem Euro leicht ab.)

Die US-Geldpolitik bleibt also hyper-expansiv: Die Fed kauft weiter monatlich Staatsanleihen in Höhe von 80 und Hypothekaranleihen in Höhe von 40 Mrd. USD. Allein das entspricht betragsmäßig einer Ausweitung der US-Geldmenge M2 in Höhe von etwa 7,2 Prozent pro Jahr.

Anfang April 2021 lag die Zuwachsrate der Geldmenge M2 (auf das Jahr hochgerechnet) bei 31,9 Prozent - nach 16 Prozent im März und 18,1 Prozent im Februar. Ein gewaltiger Geldmengenzuwachs.

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Die Geldmengenausweitung finanziert vor allem das riesige US-Staatsdefizit, das sich in 2021 vermutlich auf 15 Prozent der Wirtschaftsleistung belaufen wird - und die gesamten Staatschulden auf etwa 127 Prozent der Wirtschaftsleistung steigen lassen wird.

Eine Abkehr von der Niedrig- beziehungsweise Nullzinspolitik ist sehr unwahrscheinlich - auch wenn die Fed natürlich immer wieder die Zinssteigerungssorgen in den Kreditmärkten anstacheln wird - im Bestreben, glaubwürdig zu erscheinen, um die bewusst herbeigeführte Geldentwertung möglichst nicht auffliegen zu lassen.

Unter diesen Bedingungen ist zu befürchten, dass das Inflationieren weitergeht - dass also die Preise für Konsumgüter und/oder Vermögensbestände (allen voran Aktien, Häuser und Grundstücke) weitergeht.


Edelmetalle

Die Preise für Gold und Silber leiden seit August 2020 vor allem unter den gestiegenen US-Kapitalmarktzinsen. Dass es in absehbarer Zeit aber wieder positive Realzinsen geben wird (dass also die Nominalzinsen über der Geldentwertungsrate liegen werden), ist aus unserer Sicht sehr, sehr unwahrscheinlich.

Die Fortführung der Inflationspolitik - nicht nur in den USA, sondern auch in anderen Währungsregionen - wird die Kaufkraft von US-Dollar, Euro und Co herabsetzen, sei es durch Konsumgüterinflation oder durch Vermögenspreisinflation.

Wenn es ein zentrales Risiko gibt für den Anleger, dann das Risiko, dass die Inflation höher ausfallen wird, als derzeit erwartet wird; denn eine einmal ansteigende Inflation werden die Zentralbanken kaum noch durch Zinserhöhungen bekämpfen können, ohne eine neuerlich Schuldenkrise größten Ausmaßes auszulösen; dadurch können sich die Inflationserwartungen und damit auch die tatsächlichen Preissteigerungen „hochschaukeln“.

Das Halten von physischem Gold und Silber ist und bleibt eine Möglichkeit in Aussicht, der Geldentwertung zu entkommen. Für langfristig orientierte Anleger sind die aktuellen Gold- und Silberpreise attraktiv: Sie empfehlen, eingegangen Positionen zu halten beziehungsweise zu erhöhen.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel GmbH


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