Die "Everything-Bubble" schmilzt wie das Wachs der Ikarus-Flügel
28.06.2021 | Egon von Greyerz
Wann schmilzt das Wachs, das die Weltwirtschaft zusammenhält? Überheblichkeit treibt Menschen und Märkte höher und höher, immer näher zur Sonne. Mit steigender Höhe steigt auch das Risiko, dass das Wachs schmilzt und die Flügel, die der Weltwirtschaft Halt geben, einfach abfallen. Dann geht es abwärts.
Erfolgreiches Investieren hat in erster Linie mehr mit Risikomanagement als mit Profitmaximierung zu tun. Wir blicken dem Ende des größten Bullenmarktes der Geschichte entgegen, doch die Anleger fühlen sich so sicher, dass Risiko irrelevant geworden ist.
Hokuspokus-System - Retter des Aktienmarkts
Seit einem halben Jahrhundert hat das Hokuspokus-Finanzsystem allen Investoren kompletten Kurssturz-Schutz geboten. Der letzte große Aktienmarktcrash, der eine ganze Generation in Mitleidenschaft zog, war der Crash von 1929. Nachdem der Dow Verluste von 90% erlitten hatte, dauerte es ein Vierteljahrhundert, bevor wieder die Stände des 1929er-Hochs erreicht wurden.
Nixon bescherte dem Hokuspokus-System jedoch ab 1971 eine Blütephase; allen großen Crashs folgten schnelle Kurserholungen, die zu neuen Höchstständen führten. Die Verluste im Dow konnten 40%-60% betragen, wie in den Jahren 1973, 1987, 2000, 2008 und 2020. Doch niemand musste 25 Jahre warten, wie nach dem 1929er Crash; seit 1971 dauerte keine dieser "Erholungen" zum Vor-Crash-Niveau länger als 2 Jahre.
Das ist das Schöne am Hokuspokus-Finanzwesen. Mit Geldschöpfung und Kreditexpansion verschafft man Großinvestoren Zugang zu unbegrenzter Liquidität. Gewöhnliche Menschen, die es eigentlich bräuchten, erreicht dieses Kapital praktisch nicht; stattdessen belohnt das Hokuspokus-System die Krösus-Investoren. Das heißt: Die Vermögenden kriegen mehr, während die Habenichtse relativ deutlich ärmer werden.
Wie man im Diagramm sieht, besitzen die untersten 50% nur 0,6% der Unternehmensaktien und Anlagefonds, während das oberste 1% mehr als 52% davon hält.
Auch die Einkommensungleichverteilung wächst: Die obersten 10% bekommen knapp 50% der Einkommen. Wie man im Diagramm sieht, ist Europa hier egalitärer.
Revolution, Auslöschung oder beides?
Die Ungleichverteilung von Vermögen und Einkommen kann sich auf zwei verschiedenen Wegen korrigieren.
Entweder durch eine Revolution wie in Frankreich des späten 18. Jh. oder wie in Russland Anfang des 20 Jh.. Letzteres würde generell zu einem starken Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität führen und zu einer Vermögensumverteilung innerhalb eines neuen marxistischen Systems. Die Vermögensmärkte würden kollabieren, und letztlich ginge es allen schlechter - bis der Marxismus vom Volk abgelehnt wird. In Russland brauchte dieser Prozess ca. 70 Jahre.
Der zweite Weg wäre ein Zusammenbruch der Vermögensmärkte, der zu einer massiven Auslöschung des Vermögens reicher Leute führt. Aufgrund der allgemeinen ökonomischen Verschlechterung ginge es aber auch den Armen schlechter.
Erfolgreiches Investieren hat in erster Linie mehr mit Risikomanagement als mit Profitmaximierung zu tun. Wir blicken dem Ende des größten Bullenmarktes der Geschichte entgegen, doch die Anleger fühlen sich so sicher, dass Risiko irrelevant geworden ist.
Hokuspokus-System - Retter des Aktienmarkts
Seit einem halben Jahrhundert hat das Hokuspokus-Finanzsystem allen Investoren kompletten Kurssturz-Schutz geboten. Der letzte große Aktienmarktcrash, der eine ganze Generation in Mitleidenschaft zog, war der Crash von 1929. Nachdem der Dow Verluste von 90% erlitten hatte, dauerte es ein Vierteljahrhundert, bevor wieder die Stände des 1929er-Hochs erreicht wurden.
Nixon bescherte dem Hokuspokus-System jedoch ab 1971 eine Blütephase; allen großen Crashs folgten schnelle Kurserholungen, die zu neuen Höchstständen führten. Die Verluste im Dow konnten 40%-60% betragen, wie in den Jahren 1973, 1987, 2000, 2008 und 2020. Doch niemand musste 25 Jahre warten, wie nach dem 1929er Crash; seit 1971 dauerte keine dieser "Erholungen" zum Vor-Crash-Niveau länger als 2 Jahre.
Das ist das Schöne am Hokuspokus-Finanzwesen. Mit Geldschöpfung und Kreditexpansion verschafft man Großinvestoren Zugang zu unbegrenzter Liquidität. Gewöhnliche Menschen, die es eigentlich bräuchten, erreicht dieses Kapital praktisch nicht; stattdessen belohnt das Hokuspokus-System die Krösus-Investoren. Das heißt: Die Vermögenden kriegen mehr, während die Habenichtse relativ deutlich ärmer werden.
Wie man im Diagramm sieht, besitzen die untersten 50% nur 0,6% der Unternehmensaktien und Anlagefonds, während das oberste 1% mehr als 52% davon hält.
Auch die Einkommensungleichverteilung wächst: Die obersten 10% bekommen knapp 50% der Einkommen. Wie man im Diagramm sieht, ist Europa hier egalitärer.
Revolution, Auslöschung oder beides?
Die Ungleichverteilung von Vermögen und Einkommen kann sich auf zwei verschiedenen Wegen korrigieren.
Entweder durch eine Revolution wie in Frankreich des späten 18. Jh. oder wie in Russland Anfang des 20 Jh.. Letzteres würde generell zu einem starken Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität führen und zu einer Vermögensumverteilung innerhalb eines neuen marxistischen Systems. Die Vermögensmärkte würden kollabieren, und letztlich ginge es allen schlechter - bis der Marxismus vom Volk abgelehnt wird. In Russland brauchte dieser Prozess ca. 70 Jahre.
Der zweite Weg wäre ein Zusammenbruch der Vermögensmärkte, der zu einer massiven Auslöschung des Vermögens reicher Leute führt. Aufgrund der allgemeinen ökonomischen Verschlechterung ginge es aber auch den Armen schlechter.