Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt: Papiergold vs Gold
29.07.2021 | Egon von Greyerz
Möglicherweise hoffen Anleger, dass das größte Finanzexperiment und die größte Schuldenblase der Geschichte noch einmal 100 Jahre halten werden. Sie können zudem beten, dass das Währungssystem, das in den letzten 50 Jahren schon 98% an Wert verloren hat, weitere 50 Jahre durchhält.
Das hieße aber, Investieren auf gut Glück mit extrem geringen Erfolgschancen.
Wahrscheinlich wird kein Glück der Welt den Investoren die größte Wirtschafts- und Finanzkatastrophe der Menschheitsgeschichte ersparen. Deswegen ist Schutz & Absicherung lebenswichtig und zwingend erforderlich. Unsere Risikobewertung hinsichtlich dieser Katastrophe arbeitet natürlich mit Wahrscheinlichkeiten, und nicht mit Gewissheiten.
Da praktisch alle Vermögensmärkte - Aktien, Anleihen und Immobilien - Allzeithochs markieren, geht das Risiko von Marktversagen in den Augen der Anleger eher gegen null.
Meiner persönlichen Einschätzung nach liegt das Risiko eines Zusammenbruchs von Märkten und Wirtschaft aber zwischen 95% - 99%.
Ein Risikospektrum von 0% bis 99% ist schon eine ziemlich große Spanne. Ein Versicherungsfachmann würde das Risiko vielleicht mit 1 bis 5% ansetzen und auf dieser Grundlage Katastrophenversicherungen verkaufen.
Finanzversicherung ist spottbillig
Wenn sowohl die Anlagemärkte als auch die Versicherungsbranche die Risikolage als praktisch nicht vorhanden einstufen, dann ist die beste Zeit für den Kauf von Versicherungen gekommen, denn dann sind sie wirklich unterbewertet - oder salopp gesagt: spottbillig.
Doch welche Art von Versicherung ist damit gemeint? Die konventionellen Anlagemärkte greifen bei der Absicherung finanzieller Risiken auf alle möglichen komplexen Varianten von Finanzinstrumenten zurück - in Form von Derivaten. Den sogenannten "Experten" entgeht dabei aber Folgendes: Sie sichern ihre Investments mit eben jenen Instrumenten ab, die dieses Risiko überhaupt erst entstehen lassen haben, wie z.B. Papiergold. Das wäre wirklich eine Finanz-Tautologie.
Oder anders formuliert: MÜLL REIN - MÜLL RAUS
Finanz-Tautologien stehen häufig für den Niedergang von Anlagemärkten, gerade dann, wenn Derivate eine Rolle spielen. Die Große Finanzkrise von 2006-09 wurde verursacht durch eine Kette wechselseitig abhängiger Derivate, die sich letztendlich als komplett wertlos herausstellen sollten.
Und gleich wieder zurück zum Thema Versicherung: Die beste Zeit zum Versicherungskauf ist dann, wenn der Markt das Risiko unterschätzt oder nicht versteht.
Folgendes dürfte klar sein: Eine Versicherung in Form genau jener Scheininstrumente zu kaufen, die das betreffende Risiko repräsentieren, hat überhaupt keinen Sinn. Warum also Papiergold kaufen??
Absicherung, die die Zeit übersteht
Ein Versicherungsschutz sollte nicht dieselbe Form haben wie das eigentliche Risiko; beim Kauf sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass es sich um ein unkorreliertes Asset handelt. Zudem muss es ein Asset sein, das sich schon seit längerem bewährt und seinen Wert bzw. die eigene Kaufkraft im Verlauf von Jahrhunderten erhalten hat.
Verglichen mit allen anderen Alternativen ist physisches Gold mit Sicherheit die beste Kombination aus Vermögensschutz und Versicherung - und zwar mit großem Abstand.
Anfang der 2000er Jahre entschieden wir uns für umfangreiche Investitionen in physisches Gold - für unsere eigenen Fonds und die Investoren, die wir berieten. Nach dem 1999er-Tief hatte Gold begonnen sich zu stabilisieren. Anfang 2002 betrachteten wir die 20-jährige Korrektur beim Gold dann als abgeschlossen, und wir kauften Gold bei 300 $.
Damals 2002 stuften wir Gold als ungeliebtes und unterbewertetes Asset ein. Gold war von 35 $ im Jahr 1971 auf 850 $ im Jahr 1980 gestiegen; anschließend korrigierte es und fiel 1999 bis auf 250 $. Damals verkauften auch Zentralbanken Gold. Zu ihnen zählten die Bank of England und die Schweizerische Nationalbank, welche einen großen Teil ihrer Bestände mitten im Kurstief abstießen.
Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt: Papiergold vs Gold
Wenn der Schwanz mit den Hund wedelt, dann befindet sich der Hund in einem Zustand des (vorübergehenden) Ungleichgewichts. Diese Form der gestörten Balance kann nur für begrenzte Zeit andauern, ansonsten wird der Hund nicht überleben. Es gibt zwei Optionen: Entweder wird der Hund die Kontrolle über seinen Schwanz zurückerlangen oder er wird ihn loswerden. Der Schwanz kann nicht ohne den Körper des Hundes überleben, der Hund hingegen sehr wohl ohne seinen Schwanz.
Echtes, unbelastetes physisches Gold braucht zum Funktionieren keinen Papiergoldmarkt. Der Papiermarkt behindert echte Preisfindung. Der Papiergoldmarkt genießt Seriosität, die er nicht verdient.
Der Papiermarkt für Gold gibt vor, er sei durch physisches Gold gedeckt. In Wirklichkeit ist er das Gold im Schafspelz. Ganz so, als würde man ein Rolls-Royce-Enblem an einem Skoda aus dem 1950ern befestigen und den Roll-Royce-Preis dafür verlangen.
Der Papier-Falschgoldmarkt
Kommen wir also zum Markt für Papiergold, der korrupt und fingiert ist. Er existiert zugunsten der Zentralbanken, der BIZ (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) sowie der Bullionbanken. Auf kurze Sicht schadet der Papiergoldmarkt dem einzig echten Goldmarkt - d.h. dem Markt für physisches Gold. Aus historischer Sicht konnten künstliche Märkte oder Instrumente aber noch nie dauerhaft existieren. Man denke in diesem Zusammenhang nur daran, dass bislang noch jede Fiat-Währung gescheitert ist.
Dasselbe wird auch mit dem Papiergold passieren. Es ist nur eine Frage der Zeit. Allein das Ausmaß des Handelsvolumens beim Papiergold macht deutlich, welche Verzweiflung und Druck auf den Markt lasten.
Der Goldhandel von LBMA-Banken und Terminbörsen beläuft sich auf ganze 180 Mrd. $ pro Tag! Unglaublich aber wahr: Hier wird das 350-fache der Tagesproduktion im Goldbergbau gehandelt.
Das hieße aber, Investieren auf gut Glück mit extrem geringen Erfolgschancen.
Wahrscheinlich wird kein Glück der Welt den Investoren die größte Wirtschafts- und Finanzkatastrophe der Menschheitsgeschichte ersparen. Deswegen ist Schutz & Absicherung lebenswichtig und zwingend erforderlich. Unsere Risikobewertung hinsichtlich dieser Katastrophe arbeitet natürlich mit Wahrscheinlichkeiten, und nicht mit Gewissheiten.
Da praktisch alle Vermögensmärkte - Aktien, Anleihen und Immobilien - Allzeithochs markieren, geht das Risiko von Marktversagen in den Augen der Anleger eher gegen null.
Meiner persönlichen Einschätzung nach liegt das Risiko eines Zusammenbruchs von Märkten und Wirtschaft aber zwischen 95% - 99%.
Ein Risikospektrum von 0% bis 99% ist schon eine ziemlich große Spanne. Ein Versicherungsfachmann würde das Risiko vielleicht mit 1 bis 5% ansetzen und auf dieser Grundlage Katastrophenversicherungen verkaufen.
Finanzversicherung ist spottbillig
Wenn sowohl die Anlagemärkte als auch die Versicherungsbranche die Risikolage als praktisch nicht vorhanden einstufen, dann ist die beste Zeit für den Kauf von Versicherungen gekommen, denn dann sind sie wirklich unterbewertet - oder salopp gesagt: spottbillig.
Doch welche Art von Versicherung ist damit gemeint? Die konventionellen Anlagemärkte greifen bei der Absicherung finanzieller Risiken auf alle möglichen komplexen Varianten von Finanzinstrumenten zurück - in Form von Derivaten. Den sogenannten "Experten" entgeht dabei aber Folgendes: Sie sichern ihre Investments mit eben jenen Instrumenten ab, die dieses Risiko überhaupt erst entstehen lassen haben, wie z.B. Papiergold. Das wäre wirklich eine Finanz-Tautologie.
Oder anders formuliert: MÜLL REIN - MÜLL RAUS
Finanz-Tautologien stehen häufig für den Niedergang von Anlagemärkten, gerade dann, wenn Derivate eine Rolle spielen. Die Große Finanzkrise von 2006-09 wurde verursacht durch eine Kette wechselseitig abhängiger Derivate, die sich letztendlich als komplett wertlos herausstellen sollten.
Und gleich wieder zurück zum Thema Versicherung: Die beste Zeit zum Versicherungskauf ist dann, wenn der Markt das Risiko unterschätzt oder nicht versteht.
Folgendes dürfte klar sein: Eine Versicherung in Form genau jener Scheininstrumente zu kaufen, die das betreffende Risiko repräsentieren, hat überhaupt keinen Sinn. Warum also Papiergold kaufen??
Absicherung, die die Zeit übersteht
Ein Versicherungsschutz sollte nicht dieselbe Form haben wie das eigentliche Risiko; beim Kauf sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass es sich um ein unkorreliertes Asset handelt. Zudem muss es ein Asset sein, das sich schon seit längerem bewährt und seinen Wert bzw. die eigene Kaufkraft im Verlauf von Jahrhunderten erhalten hat.
Verglichen mit allen anderen Alternativen ist physisches Gold mit Sicherheit die beste Kombination aus Vermögensschutz und Versicherung - und zwar mit großem Abstand.
Anfang der 2000er Jahre entschieden wir uns für umfangreiche Investitionen in physisches Gold - für unsere eigenen Fonds und die Investoren, die wir berieten. Nach dem 1999er-Tief hatte Gold begonnen sich zu stabilisieren. Anfang 2002 betrachteten wir die 20-jährige Korrektur beim Gold dann als abgeschlossen, und wir kauften Gold bei 300 $.
Damals 2002 stuften wir Gold als ungeliebtes und unterbewertetes Asset ein. Gold war von 35 $ im Jahr 1971 auf 850 $ im Jahr 1980 gestiegen; anschließend korrigierte es und fiel 1999 bis auf 250 $. Damals verkauften auch Zentralbanken Gold. Zu ihnen zählten die Bank of England und die Schweizerische Nationalbank, welche einen großen Teil ihrer Bestände mitten im Kurstief abstießen.
Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt: Papiergold vs Gold
Wenn der Schwanz mit den Hund wedelt, dann befindet sich der Hund in einem Zustand des (vorübergehenden) Ungleichgewichts. Diese Form der gestörten Balance kann nur für begrenzte Zeit andauern, ansonsten wird der Hund nicht überleben. Es gibt zwei Optionen: Entweder wird der Hund die Kontrolle über seinen Schwanz zurückerlangen oder er wird ihn loswerden. Der Schwanz kann nicht ohne den Körper des Hundes überleben, der Hund hingegen sehr wohl ohne seinen Schwanz.
Echtes, unbelastetes physisches Gold braucht zum Funktionieren keinen Papiergoldmarkt. Der Papiermarkt behindert echte Preisfindung. Der Papiergoldmarkt genießt Seriosität, die er nicht verdient.
Der Papiermarkt für Gold gibt vor, er sei durch physisches Gold gedeckt. In Wirklichkeit ist er das Gold im Schafspelz. Ganz so, als würde man ein Rolls-Royce-Enblem an einem Skoda aus dem 1950ern befestigen und den Roll-Royce-Preis dafür verlangen.
Der Papier-Falschgoldmarkt
Kommen wir also zum Markt für Papiergold, der korrupt und fingiert ist. Er existiert zugunsten der Zentralbanken, der BIZ (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) sowie der Bullionbanken. Auf kurze Sicht schadet der Papiergoldmarkt dem einzig echten Goldmarkt - d.h. dem Markt für physisches Gold. Aus historischer Sicht konnten künstliche Märkte oder Instrumente aber noch nie dauerhaft existieren. Man denke in diesem Zusammenhang nur daran, dass bislang noch jede Fiat-Währung gescheitert ist.
Dasselbe wird auch mit dem Papiergold passieren. Es ist nur eine Frage der Zeit. Allein das Ausmaß des Handelsvolumens beim Papiergold macht deutlich, welche Verzweiflung und Druck auf den Markt lasten.
Der Goldhandel von LBMA-Banken und Terminbörsen beläuft sich auf ganze 180 Mrd. $ pro Tag! Unglaublich aber wahr: Hier wird das 350-fache der Tagesproduktion im Goldbergbau gehandelt.