Mögliche Auswirkungen eines US-Finanzeinbruches auf die Schweiz I.
12.10.2021 | Rolf Nef
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Grafik 4 zeigt eindrücklich den Zusammenhang zwischen Preis von Immobilien und ausstehenden Krediten in der Stadt Zürich über sehr lange Zeit, auch wenn die ausstehenden Grundpfandtitel nicht genau das Kreditniveau darstellen, sondern nur das Maximum. 1980 waren für 20 Mio. SFR Grundpfandtitel ausstehend, 1990 40 und Ende 2020 110 Mio. SFR. Auch der Preis ist ein Durchschnitt von Einfamilienhäusern, Geschäftsliegenschaften und Wohnhäusern, perifer und zentral gelegen. Trotzdem ist er in der sehr langen Zeitbetrachtung aussagekräftig.
Grafik 5 zeigt zwei Indexe: einen für Wohnliegenschaften (Fachsprache: Renditeliegenschaften) und Geschäftsliegenschaften. Beide starten bei 100 1930. Die rote Linie - Geschäftsliegenschaften - hat das Hoch von 1990 nicht überschritten, während Wohnliegenschaften dies deutlich taten. Das ist ein bekanntes Phänomen im Aktienmarkt und heisst intermarket Divergenz und zeigt Ende von Bullphasen an. Dow hatte seine Dow-Theorie - Divergenz zwischen Dow Industrial und Transport - nach 1900 formuliert.
Fallende Aktienpreise ist das eine. Fallende Immobilienpreise aber greifen das Bankensystem an, weil Kreditverluste das Eigenkapital von Banken auffressen können und dann der Sparer zur Kasse kommt. Ein Alptraum jedes Notenbankers, aber heute eine reale Gefahr. Die Kreditbanker mögen jubeln: wir haben die Ausleihungen von 85 Mio. SFR 1975 auf 1070 Mio. SFr 2020 gesteigert und kassieren Zinsen darauf. Aber nur in der Bullphase, nicht aber in der Bearphase ist das so.
Grafik 6 zeigt eine weitere Facette des Schweizer Immobilienbooms: der Bau neuer Wohnungen und die Veränderung des Hypothekenbestandes. Es zeigt den Einbruch der 30er Jahre und den Boom nach dem Krieg bis 1975. Der gewaltige Einbruch markierte das Ende des Kondratieff-Sommers, gefolgt vom Herbst mit sinkenden Inflationsraten und boomenden Finanzmärkten. Der Winter ist die Phase des Rauswaschens der Überschuldung über Bankrotte und/oder Hyperinflation. Das steht vor uns.
Oswald Grübel empfiehlt für diese Phase in einem Interview mit dem Nebelspalter dazu die Lektüre von Le Bons "Die Psychologie der Revolution". Was erwartet er?
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Wie ist das Bankensystem vorbereitet auf einen Einbruch? Verluste werden gegen Eigenkapital abgebucht, bis es keines mehr hat. Dann kommt der Einleger dran. Nach der Krise von 2008 hat der Bundesrat eine Bail-in Verordnung verabschiedet. Diese besagt, dass im Falle aufgebrauchten Eigenkapitals bei Banken die Kundeneinlagen zu Eigenkapitalspendern werden. Dafür erhalten sie dann Aktien. Damit ist eigentlich die ganze Passivseite Eigenkapital geworden.
Das muss der Bundesrat nicht wissen, es würde reichen die Sparer wüssten es.