Expansionspläne Chinas: Containerhäfen - Politiker schlafen, Europas Abhängigkeit nimmt weiter zu
02.12.2021 | Vertrauliche Mitteilungen
Während man in Deutschland die Folgen der Bundestagswahl zu ordnen versucht, verfolgt die chinesische Führung ihre seit Jahren betriebene Expansionspolitik unvermindert weiter. Es ist eine mit Geld vorangetriebene Expansion, die einer langfristig angelegten Planung folgt. Denn im Gegensatz zu den westlichen Regierungen, die alle paar Jahre um ihre Wiederwahl bangen, sitzt Chinas Kommunistische Partei so fest im Sattel, daß deren maßgebliche Vertreter nicht um kleine und schnelle Erfolge bemüht sein müssen, sondern sich ganz einer groß angelegten Strategie widmen können.
Dazu zählen auch die Projekte der von uns in den letzten Jahren immer wieder angesprochenen "Neuen Seidenstraße“. Neben einer belastbaren Eisenbahnverbindung (inzwischen fährt täglich eine zweistellige Zahl von Zügen von Asien nach Europa) geht es dabei insbesondere um Schifffahrtsrouten. Hierbei kann im Wesentlichen unterschieden werden zwischen einer südlichen Route, die (am besten durch den Suezkanal) in das östliche und mittlere Mittelmeer führt und einer nördlichen Route durch das Polarmeer hin zu den nordeuropäischen Häfen.
Zur Zementierung dieser für die chinesische Wirtschaft sehr wichtigen Handelswege erwarben chinesische Investoren bereits mehr oder weniger große Beteiligungen an den Häfen von u.a. Piräus, Rotterdam, Antwerpen, Marseille, Bilbao und noch einigen weiteren. Aktuell folgte jetzt noch eine 35%-Beteiligung der chinesischen Staatsreederei COSCO an einer Tochterfirma des Hamburger Hafenbetreibers HHLA, die das große Containerterminal "Tollerort“ betreibt.
Den Hamburgern wurde dieses Geschäft mit einer Zusage COSCOs schmackhaft gemacht, "Tollerort“ zu einem bevorzugten Umschlagplatz zu machen, was der HHLA zweifelsohne planbare Umsätze bescheren wird. Doch der eigentliche Gewinner ist China. Schließlich fuhren chinesische Schiffe über mehr als 40 Jahre hinweg Hamburg auch ohne eine derartige finanzielle Verschmelzung an, was den dortigen Containerhafen zu einem der weltweit größten machte.
Doch Hamburg ist ein geostrategisch wichtiger Punkt, wenn man an die weltweiten Bestrebungen zur Nutzung der durch das arktische Meer von Asien nach Europa führenden Schifffahrtsrouten denkt. Hamburg liegt schließlich recht weit nördlich und verfügt über exzellente Anbindungen in sein nach dem Zerfall der Sowjetunion wieder großes Hinterland. Dem Hamburger Hafen kommt damit eine Schlüsselrolle zu, die derjenigen ähnlich ist, die Piräus in Bezug auf die Mittelmeerroute spielt.
In Piräus griffen chinesische Investoren im griechischen Krisenjahr 2016 zu und sie erwarben für vergleichsweise günstige 280 Mio. € eine Mehrheit am Hafen von Piräus. Seitdem wird dieser konsequent zu einer Drehscheibe der „Neuen Seidenstraße“ ausgebaut. Die dortigen Umsatzzahlen haben sich verdoppelt, die anderer Containerhäfen litten im Gegenzug. Nach Rotterdam, Antwerpen und Hamburg ist Piräus inzwischen die Nummer Vier in Europa.
Der Zugang nach Piräus über den Indischen Ozean, das Rote Meer und den Suezkanal gilt inzwischen als von China weitgehend kontrolliert, wobei dessen Marinebasis in Dschibuti am Horn von Afrika eine wichtige Rolle spielt. Nördlich von Piräus fehlte allerdings noch ein weiterer "Stützpunkt“. Als im letzten Jahr eine Mehrheitsbeteiligung am Hafen des norditalienischen Triests ausgeschrieben war, bewarben sich deshalb auch chinesische Investoren. Den Zuschlag erhielt auf ausdrücklichen Wunsch der Regierung in Rom aber der Hamburger Hafenbetreiber.
Nun ist Peking - auf dem Umweg über die HHLA-Beteiligung - aber auch dort mit im Boot, wie auch bei einigen Häfen in der Ukraine und in Estland mit HHLA-Beteiligungen. Als Chinas Führung im Jahr 2013 das Projekt der "Neuen Seidenstraße“ ausrief, stieß dies im westlichen Ausland auf zunächst nur wenig Beachtung und auch unsere frühzeitigen Hinweise wurden von manchen Beobachtern als "irrelevant“ abgetan.
Doch Peking ließ sich wieder einmal nicht verunsichern und baute seine strategischen Beteiligungen nach und nach aus. "Wir können die Chinesen nicht dafür verantwortlich machen, daß sie klug waren. Wir können uns nur selbst die Schuld dafür geben, daß wir derart dumm waren“, beklagt heute Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.
Europas Abhängigkeit von den chinesischen Kommunisten nimmt damit immer weiter zu. Abgestimmte Konzepte für den künftigen Umgang mit Chinas Expansionsplänen wären heute wichtiger denn je. Doch sie sind nicht in Sicht. China wird auch weiterhin seinen Weg verfolgen und die westliche Welt (insb. Europa) wird weitgehend tatenlos zusehen...
© Vertrauliche Mitteilungen
Auszug aus den "Vertrauliche Mitteilungen", Nr. 4468
Dazu zählen auch die Projekte der von uns in den letzten Jahren immer wieder angesprochenen "Neuen Seidenstraße“. Neben einer belastbaren Eisenbahnverbindung (inzwischen fährt täglich eine zweistellige Zahl von Zügen von Asien nach Europa) geht es dabei insbesondere um Schifffahrtsrouten. Hierbei kann im Wesentlichen unterschieden werden zwischen einer südlichen Route, die (am besten durch den Suezkanal) in das östliche und mittlere Mittelmeer führt und einer nördlichen Route durch das Polarmeer hin zu den nordeuropäischen Häfen.
Zur Zementierung dieser für die chinesische Wirtschaft sehr wichtigen Handelswege erwarben chinesische Investoren bereits mehr oder weniger große Beteiligungen an den Häfen von u.a. Piräus, Rotterdam, Antwerpen, Marseille, Bilbao und noch einigen weiteren. Aktuell folgte jetzt noch eine 35%-Beteiligung der chinesischen Staatsreederei COSCO an einer Tochterfirma des Hamburger Hafenbetreibers HHLA, die das große Containerterminal "Tollerort“ betreibt.
Den Hamburgern wurde dieses Geschäft mit einer Zusage COSCOs schmackhaft gemacht, "Tollerort“ zu einem bevorzugten Umschlagplatz zu machen, was der HHLA zweifelsohne planbare Umsätze bescheren wird. Doch der eigentliche Gewinner ist China. Schließlich fuhren chinesische Schiffe über mehr als 40 Jahre hinweg Hamburg auch ohne eine derartige finanzielle Verschmelzung an, was den dortigen Containerhafen zu einem der weltweit größten machte.
Doch Hamburg ist ein geostrategisch wichtiger Punkt, wenn man an die weltweiten Bestrebungen zur Nutzung der durch das arktische Meer von Asien nach Europa führenden Schifffahrtsrouten denkt. Hamburg liegt schließlich recht weit nördlich und verfügt über exzellente Anbindungen in sein nach dem Zerfall der Sowjetunion wieder großes Hinterland. Dem Hamburger Hafen kommt damit eine Schlüsselrolle zu, die derjenigen ähnlich ist, die Piräus in Bezug auf die Mittelmeerroute spielt.
In Piräus griffen chinesische Investoren im griechischen Krisenjahr 2016 zu und sie erwarben für vergleichsweise günstige 280 Mio. € eine Mehrheit am Hafen von Piräus. Seitdem wird dieser konsequent zu einer Drehscheibe der „Neuen Seidenstraße“ ausgebaut. Die dortigen Umsatzzahlen haben sich verdoppelt, die anderer Containerhäfen litten im Gegenzug. Nach Rotterdam, Antwerpen und Hamburg ist Piräus inzwischen die Nummer Vier in Europa.
Der Zugang nach Piräus über den Indischen Ozean, das Rote Meer und den Suezkanal gilt inzwischen als von China weitgehend kontrolliert, wobei dessen Marinebasis in Dschibuti am Horn von Afrika eine wichtige Rolle spielt. Nördlich von Piräus fehlte allerdings noch ein weiterer "Stützpunkt“. Als im letzten Jahr eine Mehrheitsbeteiligung am Hafen des norditalienischen Triests ausgeschrieben war, bewarben sich deshalb auch chinesische Investoren. Den Zuschlag erhielt auf ausdrücklichen Wunsch der Regierung in Rom aber der Hamburger Hafenbetreiber.
Nun ist Peking - auf dem Umweg über die HHLA-Beteiligung - aber auch dort mit im Boot, wie auch bei einigen Häfen in der Ukraine und in Estland mit HHLA-Beteiligungen. Als Chinas Führung im Jahr 2013 das Projekt der "Neuen Seidenstraße“ ausrief, stieß dies im westlichen Ausland auf zunächst nur wenig Beachtung und auch unsere frühzeitigen Hinweise wurden von manchen Beobachtern als "irrelevant“ abgetan.
Doch Peking ließ sich wieder einmal nicht verunsichern und baute seine strategischen Beteiligungen nach und nach aus. "Wir können die Chinesen nicht dafür verantwortlich machen, daß sie klug waren. Wir können uns nur selbst die Schuld dafür geben, daß wir derart dumm waren“, beklagt heute Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.
Europas Abhängigkeit von den chinesischen Kommunisten nimmt damit immer weiter zu. Abgestimmte Konzepte für den künftigen Umgang mit Chinas Expansionsplänen wären heute wichtiger denn je. Doch sie sind nicht in Sicht. China wird auch weiterhin seinen Weg verfolgen und die westliche Welt (insb. Europa) wird weitgehend tatenlos zusehen...
© Vertrauliche Mitteilungen
Auszug aus den "Vertrauliche Mitteilungen", Nr. 4468