Chaos und der Triumph des Überlebens
27.12.2021 | Egon von Greyerz
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Wie unglaublich weitsichtig diese Aussage oben war! Man darf nie vergessen, dass die Federal Reserve eine Privatbank ist, die das Finanzsystem der USA vollständig kontrolliert. Und solange der US-Dollar die Weltreservewährung bleibt, kontrolliert die Fed auch große Teile des globalen Finanzsystems.
Auch hinsichtlich Inflation und Deflation wird Jefferson recht behalten. Das heutige Finanzsystem tritt gerade in eine inflationäre Phase ein, die höchstwahrscheinlich zu Hyperinflation führen wird, wie ich in vielen Artikeln erörtert habe. Doch bevor dieses System am Ende ist, müssen noch die vollkommen wertlosen Schulden im Rahmen einer deflationären Implosion zerstört werden, wobei nicht allein die Schulden implodieren, sondern auch alle Blasen-Vermögenswerte, die mit dem aus dem Nichts geschöpften Geld finanziert wurden.
Am Ende eines weiteren gescheiterten Fiat-Geldexperiments (zum Scheitern verurteilt seit seiner Konzeption vor 111 Jahren auf Jekyll Island) wird wahrscheinlich eine deflationäre Depression stehen. Dass es soweit kommen würde, hatte uns Jefferson natürlich schon vor 200 Jahren erklärt.
Wenn wir eines aus der Geschichte lernen können, dann dass niemand etwas aus der Geschichte lernt - und dass alle immer denken, heute sei alles anders, weil es eben unsere Zeit auf dieser Erde ist.
Plus ça change, plus c’est la même chose… (Je mehr sich die Dinge ändern, desto mehr bleiben sie sich gleich.)
Zurück zu Bruegel. Eine Implosion des Finanzsystems und folglich der Weltwirtschaft wird natürlich erhebliche Folgewirkungen für das Leben auf der Erde haben. Wir müssen uns wieder vor Augen führen, dass es NIE ZUVOR IN DER GESCHICHTE eine weltweite Schuldenkrise in diesem Ausmaß gegeben hat. Nie zuvor hat es derartig große Schuldenblasen synchron in Europa, Nord- u. Südamerika, Asien, Afrika und Ozeanien gegeben wie derzeit.
Schauen Sie sich nur das Ausmaß der Verschuldungsentwicklung seit 1971 an.
Es brauchte einige tausend Jahre, um 1971 schließlich einen globalen Verschuldungsstand von 1,5 Billionen $ zu erreichen. 29 Jahre später war diese Schuldenlast schon um das 66-fache, auf 100 Billionen $, angewachsen; seither hat sie sich noch einmal verdreifacht - also 300 Bill. $.
Als mit der Schließung des Goldfensters 1971 auch noch die letzten Fesseln abgestreift wurden, begann der große Ansturm aller Banker und Politiker auf die Möglichkeit unbegrenzter Geldmengenschöpfung. Und Donnerwetter nochmal, sie haben es geschafft! Die globale Verschuldung ist um das 200-fache angewachsen, seitdem Nixon die Golddeckung des Dollar und somit aller Währungen aussetzte. Und auf jene 3 Billiarden $ für das Jahr 2030 werde ich im Verlauf dieses Artikels noch zu sprechen kommen.
Die allerletzte Phase dieser monetären Ära begann 2006 mit der Großen Finanzkrise: Mit zweistelligen Billionen $-Beträgen - gedruckt, verliehen, garantiert - konnte Humpty Dumpty temporär wieder zusammengeklebt werden.