EZB öffnet die Tür einen kleinen Spalt für ein Ende der Nullzinspolitik
03.02.2022 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
Wie erwartet: Die EZB hat auf ihrer Sitzung am 3. Februar 2022 die Leitzinsen unverändert gelassen. Die Anleihekäufe des PEPP werden Ende März 2022 auslaufen. Die Anleihekäufe des APP werden zwar in den kommenden Monaten etwas reduziert, werden jedoch bis auf weiteres fortgeführt. Auch das sind keine Überraschungen.
Wie befürchtet: EZB-Präsident Christine Lagarde erweckte nicht den Eindruck, es gäbe im EZB-Rat ernste Anstalten, die Geldpolitik zu straffen, die Leitzinsen anzuheben - obwohl sich die Euro-Wirtschaft verbessere, während die Gefahr für noch höhere Inflation angestiegen ist. [Dazu lese man sich nur einmal durch, wie er (schwer verständlich) sein Zinssetzungsverhalten erklärt(*).]
Frau Lagarde machte während der Presskonferenz zwar viele Worte, aber kein Wort fiel darüber, dass die aktuelle Inflationswelle monetäre Ursachen hat - und das obwohl die EZB für einen gewaltigen, weiter wachsenden Geldmengenüberhang sorgt, der die Güterpreisinflation ganz offensichtlich antreibt.
(Zur Erinnerung: Im Euroraum betrug die (vorausgeschätzte) Inflation der Konsumgüterpreise im Januar 2022 5,1 Prozent nach 5 Prozent im Dezember 2021. Erwartet waren 4,4 Prozent.)
Aber: Frau Lagarde, nach Zinssteigerungen befragt, verwies auf den Monat März, wenn die EZB neue Prognosen veröffentlicht. Sollte sich die bisherige Lagebeurteilung ändern, werde die EZB ihre Zinspolitik überdenken, so Frau Lagarde. Anders gesagt: Es gibt kein kategorisches Nein für Zinsanhebungen, sondern es hängt nun an den selbsterstellen Prognosen, mit der die EZB ihre Zinspolitik leitet.
So gesehen wird es nun von den Kräfteverhältnissen im EZB-Rat abhängen, wie die Prognosen ausfallen, ob es also tatsächlich eine Mehrheit geben wird, der für eine frühere Beendigung der Nullzinspolitik eintritt. Die Zeit dürfte dafür arbeiten: Die Inflation wird sehr wahrscheinlich nicht (stark) zurückgehen in den kommenden Monaten, und die öffentliche Ärgernis über hohe Inflation wird steigen.
Allerdings besteht nur wenig Hoffnung, dass ein zinspolitisches Umsteuern, sollte es denn im Verlauf des Jahres kommen, ausreichend sein wird, um die Inflation, die die EZB in Gang gesetzt hat, einzudämmen; und dass das Inflationsproblem des Euroraums größer ausfällt, als es der EZB-Rat öffentlich macht beziehungsweise die Marktakteure erwarten.
Für Verbraucher und Anleger bedeutet das: Die Kaufkraft des Euro bleibt im beschleunigten Sinkflug.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel GmbH
Wie befürchtet: EZB-Präsident Christine Lagarde erweckte nicht den Eindruck, es gäbe im EZB-Rat ernste Anstalten, die Geldpolitik zu straffen, die Leitzinsen anzuheben - obwohl sich die Euro-Wirtschaft verbessere, während die Gefahr für noch höhere Inflation angestiegen ist. [Dazu lese man sich nur einmal durch, wie er (schwer verständlich) sein Zinssetzungsverhalten erklärt(*).]
Frau Lagarde machte während der Presskonferenz zwar viele Worte, aber kein Wort fiel darüber, dass die aktuelle Inflationswelle monetäre Ursachen hat - und das obwohl die EZB für einen gewaltigen, weiter wachsenden Geldmengenüberhang sorgt, der die Güterpreisinflation ganz offensichtlich antreibt.
(Zur Erinnerung: Im Euroraum betrug die (vorausgeschätzte) Inflation der Konsumgüterpreise im Januar 2022 5,1 Prozent nach 5 Prozent im Dezember 2021. Erwartet waren 4,4 Prozent.)
Aber: Frau Lagarde, nach Zinssteigerungen befragt, verwies auf den Monat März, wenn die EZB neue Prognosen veröffentlicht. Sollte sich die bisherige Lagebeurteilung ändern, werde die EZB ihre Zinspolitik überdenken, so Frau Lagarde. Anders gesagt: Es gibt kein kategorisches Nein für Zinsanhebungen, sondern es hängt nun an den selbsterstellen Prognosen, mit der die EZB ihre Zinspolitik leitet.
So gesehen wird es nun von den Kräfteverhältnissen im EZB-Rat abhängen, wie die Prognosen ausfallen, ob es also tatsächlich eine Mehrheit geben wird, der für eine frühere Beendigung der Nullzinspolitik eintritt. Die Zeit dürfte dafür arbeiten: Die Inflation wird sehr wahrscheinlich nicht (stark) zurückgehen in den kommenden Monaten, und die öffentliche Ärgernis über hohe Inflation wird steigen.
Allerdings besteht nur wenig Hoffnung, dass ein zinspolitisches Umsteuern, sollte es denn im Verlauf des Jahres kommen, ausreichend sein wird, um die Inflation, die die EZB in Gang gesetzt hat, einzudämmen; und dass das Inflationsproblem des Euroraums größer ausfällt, als es der EZB-Rat öffentlich macht beziehungsweise die Marktakteure erwarten.
Für Verbraucher und Anleger bedeutet das: Die Kaufkraft des Euro bleibt im beschleunigten Sinkflug.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel GmbH