Für die Menschheit bricht die Hölle los
29.03.2022 | Egon von Greyerz
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Seit Jahrzehnten folgte auf jede Korrektur die Erholung und dann neue Höchststände.
Doch dieses Mal WIRD ES ANDERS KOMMEN, auch wenn es niemand erwartet!
Aktien werden wahrscheinlich effektiv um 75-95% fallen und sich auf Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte hinweg nicht mehr erholen. Man denke nur daran, dass der Dow 1929 um 90% einbrach und anschließend 25 Jahre brauchte, um sich nominal wieder vom Crash zu erholen. Doch diesmal sind die ökonomischen Bedingungen unermesslich schlimmer.
Anleihekurse sind seit 40 Jahren gestiegen und die Zinssätze sind auf null oder ins Negative gefallen. Jetzt sind die Zinssätze wieder gestiegen und wahrscheinlich werden wir zukünftig Zinssätze auf dem Niveau der 1980er Jahre erleben, also bei 15-20%, womöglich sogar höher im Fall eines hyperinflationären Schuldenzusammenbruchs. Viele Anleihen werden wertlos verfallen und sich viel mehr dazu eignen, als Mahnung an zukünftige Generationen gerahmt in den Toiletten zu hängen.
Die Kreditmärkte werden unter denselben Druck geraten wie die Anleihemärkte - insolvente Gläubiger, die weder in der Lage sind, die Zinskosten aufzubringen noch die Schulden zurückzuzahlen.
Immobilienmärkte: Angetrieben von billigem oder zinsfreiem Geld sowie unbegrenzter Kreditvergabe bei sehr hohen Fremdfinanzierungsquoten haben auch die Immobilienmärkte Extremstände erreicht. In Europa liegen die Hypothekenzinsen bei ca. 1%. Diese geringfügigen und unverantwortlichen Finanzierungskosten haben die Immobilien- und Grundstückspreise auf irrwitzige und unhaltbare Stände getrieben.
Heutzutage könnte sich kaum ein Kreditnehmer einen Zinsanstieg um 3% leisten - und erst recht keine 10% oder 20% wie in den 1970ern! Im Umfeld steigender Zinsen kann es als absolut sicher gelten, dass die Blasen an den Wohn- und Geschäftsimmobilienmärkten implodieren werden, was große Insolvenzen, sehr hohe Leerstandsquoten und auch Obdachlosigkeit nach sich zieht.
Anfänglich werden diese Märkte noch staatliche Subventionen bekommen, indem endlos Geld gedruckt wird. Letztendlich ist auch das zum Scheitern verurteilt, weil das Geld an sich stirbt.
Derivate sind eine große nukleare Finanzbombe und wahrscheinlich auch das Todeslied für die Finanzmärkte. Wie ich vor kurzem im Artikel "Chaos und der Triumph des Überlebens" schrieb, haben die globalen Derivate - in erster Linie außerbörslich gehandelte (OTC bzw. over the counter) - höchstwahrscheinlich ein Gesamtvolumen im Bereich von 2 Billiarden $ und mehr.
Jedes erdenkliche Finanzinstrument beinhaltet ein derivatives Element mit massiver Hebelwirkung. Wegen der aktuellen Volatilität an den Rohstoffmärkten sind die meisten großen Rohstoff-Trading-Unternehmen sowie Hedgefonds jetzt von Nachschussforderungen (margin calls) betroffen.
So sind beispielsweise gerade Kunden von JP Morgan im massiv gehebelten Marktumfeld unter enormen Druck und Stress geraten. Also: Wenn JP Morgan-Kunden unter Druck sind, dann werden auch JP Morgan und andere Banken unter Druck geraten. Denken Sie immer daran, dass das nur der Anfang der Krise ist, die bald schon tagtäglich schlechte Nachrichten hervorbringen wird.
Wenn der Derivatemarkt in die Luft geht und Gegenparteien ausfallen, dann werden die Zentralbanken Billiarden wertloser Dollar drucken müssen und so der Hyperinflation den Weg bereiten. Banken & Finanzsystem werden anfänglich unter gewaltigen Druck geraten. Und letztendlich, angesichts der Problemlage, komplett oder teilweise versagen.
Staaten und Zentralbanken werden einem solchen Szenario natürlich machtlos gegenüberstehen. Die Systemrettung im Jahr 2008 war nur ein temporärer Hinrichtungsaufschub. Seit den frühen 2000er Jahren hat sich die globale Verschuldung von 100 Billionen $ auf 300 Billionen $ verdreifacht. Man darf aber nicht vergessen, dass es sich dabei um Scheingeld handelte, das falsche Vermögenspreise produzierte, welche auf Treibsand gebaut sind.
All das steht jetzt vor dem Zusammenbruch.
Nicht nur ein ökonomischer & finanzieller Sturm, sondern auch eine menschliche Hölle auf Erden
Die kommende Wirtschafts- und Finanzkrise wird verheerende Folgen für die Welt haben. Hier einige der betroffenen Bereiche:
Rohstoffinflation ist garantiert. Seit Jahren ist klar gewesen, dass der langfristige Rohstoffzyklus seine Talsohle auslotete und anschließend ein massiver, steiler Anstieg der Rohstoffpreise einsetzen würde. Die Aufwärtswende in diesem Zyklus hatte schon deutlich vor der Ukrainekrise eingesetzt, allerdings ist es schon interessant zu beobachten, wie sich plötzlich Ereignisse einstellen, die einen perfekten Sturm erzeugen. In meinem zuvor erschienenen Artikel "Ein globales Geld- und Rohstoffinferno von Nuklearen Ausmassen" hatte ich einige Aspekte davon aufgegriffen.
Der Dollar-Zusammenbruch - einhergehend mit dem Zusammenbruch der meisten anderen Währungen - ist garantiert. Wenn Geldschöpfung und Inflation unkontrolliert steigen, wird der Dollar schnell seinen intrinsischen Wert von NULL erreichen. Die meisten anderen Währungen werden diesem Weg folgen, wenn auch abwechselnd stark.