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Das für viele überraschende Ableben von Goldlöckchen

22.09.2007  |  Claus Vogt
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Kein Wunder, denn die Notenbanken haben nach dem Platzen der Aktienblase mit ihrer extrem laxen Geldpolitik den Teufel mit Beelzebub ausgetrieben oder - und dieses Bild halte ich für das bessere - den unter ersten Entzugserscheinungen leidenden Alkoholiker mit einer riesigen Dosis Schnaps behandelt. Wenn die Notenbankbürokraten damals „düstere Gedanken“ hatten, dann müssen sie jetzt wohl rabenschwarze haben. Ich halte einen erneuten Hinweis auf diese wichtigen Zusammenhänge für notwendig. Denn diese wie ein Damoklesschwert über der Weltwirtschaft hängenden Bedrohungen werden weiterhin ignoriert, und ihre Brisanz wird dramatisch unterschätzt.

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Die Misere am US-Hypothekenmarkt ist keine Überraschung

Außerdem ließ ich Sie in meinen Ausführungen über die spekulativen Exzesse am US-Hypothekenmarkt wissen, dass wir leider nur eine ganz grobe Vorstellung von der Größenordnung der drohenden Verluste haben können. Dass es aufgrund der phantastischen Booms sowohl bei verbrieften Kreditportfolios als auch bei Derivaten schlicht unmöglich ist, zu erkennen, welche Unternehmen welche Risiken eingegangen sind. Die Fälle IKB und Sachsen LB haben diesen Punkt meiner analytischen Bemühungen auf spektakuläre Weise bestätigt.

Nicht zuletzt aufgrund dieser sehr großen und als überraschend wahrgenommenen Schieflagen hat das Thema "US-Immobilienblase" bzw. dessen Teilbereich "US-Hypothekenkredite" endlich Einzug gehalten in die allgemeine Börsenberichterstattung. Das aus meiner Sicht Erstaunliche an dieser Entwicklung ist die Tatsache, dass die sich so offensichtlich vor unser aller Augen entwickelnden zukünftigen Schieflagen so lange ignoriert werden konnten. Schließlich unterrichtete ich Sie bereits im September 2004 über folgende von mir als wichtig wahrgenommene Pressemeldung:

"FBI: Mortgage Fraud Is Rampant in U.S." (Bundespolizei: Hypothekenbetrug grassiert in den USA). Und weiter: "It has the potential to be epidemic." (Wir sehen hier das Potenzial einer Seuche.)

Mein damaliger Kommentar lautete folgendermaßen:

"Wir auch. Die Seuche heißt Spekulationsblase, und der Seuchenherd befindet sich bei der US-Notenbank."

Und jetzt, drei Jahre später, herrscht allgemeine Verwunderung über das Ausmaß schlechter US-Hypothekenkredite. Seufz. Manchmal kann es wirklich frustrierend sein, die Finanzmärkte zu analysieren.


Die Ratten verlassen das sinkende Schiff

Wie ich jetzt erst den "Auszügen aus Presseartikeln" der Bundesbank entnommen habe, erschien bereits am 8. August ein bemerkenswerter Artikel des Ökonomen und Nobelpreisträgers Joseph Stiglitz. Nicht, dass ich die Meinung von Professor Stiglitz besonders schätze oder mich durch seinen Nobelpreis beeindrucken lasse. Schließlich ist er als Wirtschaftsberater der Regierung Clinton und als Chefökonom der Weltbank stets für wirtschaftspolitische Positionen eingetreten, die eine starke staatliche Einflussnahme befürworten und damit von meinen eigenen Standpunkten weit entfernt sind. Er gehört eben zu der überwältigend großen Mehrheit keynesianisch geprägter Ökonomen, die sowohl die Medien als auch die Politik(beratung) und die Universitäten beherrschen. Insofern betrachte ich Professor Stiglitz als typischen Mitläufer, der allerdings über ein gutes politisches Gespür - und selbstverständlich exzellente Kontakte - verfügt. Deshalb eignen sich seine Verlautbarungen relativ gut, um wichtige Veränderungen im Bereich (wirtschafts)politisch konsensfähiger Standpunkte verfolgen zu können.




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