Sanktionsmaßnahmen gegenüber China: Es wäre das endgültige Aus für die deutsche Autoindustrie
21.06.2022 | Vertrauliche Mitteilungen
Wenn die Volksrepublik China (wie zuletzt Corona-bedingt) hustet, droht ihren weltweiten Geschäftspartnern eine starke Erkältung. Und "gehustet“ wird im Reich der Mitte zurzeit heftig, gleichzeitig lassen die Spekulationen über weitere Sanktionsmaßnahmen gegenüber China nicht nach.
Sollte es dazu kommen, wäre die deutsche Wirtschaft einer der Hauptleidtragenden. Zu wichtig sind die chinesischen Märkte für viele Produzenten und zu eng gebunden sind die inzwischen viele Milliarden Euro umfassenden finanziellen Verflechtungen. Zu beliebt und zu anerkannt sind ganz einfach auch in China deutsche Ingenieurleistungen. Ganz gleich, ob das Produkt schließlich in Deutschland hergestellt wird oder bereits in China.
Nehmen wir nur die deutsche Autoindustrie, die ohne ihre chinesischen Kunden längst nur noch ein Schatten ihrer selbst wäre. Volkswagen erzielt 40% seiner Umsatzerlöse in China, BMW und Mercedes generieren dort jeweils ein Drittel ihres weltweiten Gesamtgewinns. In den letzten Jahren wurden in China mehr Autos verkauft als in Europa und den USA zusammen.
Gleichzeitig wird aber (nicht nur) die Autoindustrie immer abhängiger von den sogenannten "Seltenen Erden“, die beispielsweise für die Herstellung von Mikrochips ebenso unverzichtbar sind wie für die Akkuproduktion. Wie weit diese Abhängigkeit gediehen ist, belegt das Ergebnis einer kürzlichen Umfrage des ifo-Instituts, bei der 46% der befragten Betriebe des verarbeitenden Gewerbes angaben, auf Vorleistungen aus China zwingend angewiesen zu sein. Den damit zwangsläufig einhergehenden Verlust an technologischer Führerschaft nahm man bisher eher achselzuckend in Kauf.
Mit den immer engeren gegenseitigen Lieferbeziehungen gingen auch massive kapitalmäßige Verflechtungen einher. So baut BASF zum Beispiel für umgerechnet rund 10 Mrd. € derzeit im chinesischen Zhanjiang das bisher größte Werk seiner Firmengeschichte. Sollte BASF dieses aus welchem Grund auch immer entschädigungslos aufgeben müssen, würden die dann anstehenden Wertberichtigungen die Bilanz massiv negativ beeinflussen.
Das in den USA zunehmend diskutierte "Decoupling“ (Entflechtung) mit China bekommt für Westeuropa und insbesondere Deutschland vor diesem Hintergrund eine ganz neue - und nicht gerade beruhigende - Bedeutung.
Doch es ging in den letzten Jahren auch anders herum, chinesische Investoren haben sich insbesondere in namhaften Betrieben der deutschen Industrie gemütlich eingerichtet. Mit Mercedes-Benz gehört eine frühere Ikone der berühmt-berüchtigten "Deutschland AG“ aktuell bereits zu 20% zwei chinesischen Anteilseignern. Und der weltweit führende Industrieroboterhersteller Kuka wurde von der Firma Midea, einem chinesischen Haushaltsgerätehersteller, schon vollständig übernommen.
Sollte man diese gegenseitigen Verflechtungen wieder "rückabwickeln“ wollen, könnte man es nicht bei der Äußerung dieses Wunsches und einem allgemeinen Vertrauen in die Märkte bewenden lassen. Wahrscheinlich müßte es zu Zwangsverkäufen/Enteignungen kommen. Denn sowohl in Deutschland als auch in China würden sich die meisten der betroffenen Betriebe nicht so widerspruchslos in ihr Schicksal fügen, wie sie dies im Falle der immer umfangreicheren Russland-Sanktionen bisher taten.
Im Falle Russlands tat es - etwas salopp formuliert - bisher nur weh, doch eine Entflechtung mit China würde nach Auffassung vieler Experten den neuen Kern des deutschen Geschäfts- und Exportmodells gefährden.
Der VW-Vorstandsvorsitzende Herbert Diess (Sie erinnern sich, 40% - siehe oben) formulierte es auf der kürzlichen VW-Hauptversammlung noch durch die Blume: "Der frühzeitige Abgesang auf das Modell "Wandel durch Handel" greift zu kurz. Blockbildung kann nicht unsere Antwort sein."
© Vertrauliche Mitteilungen
Auszug aus den "Vertrauliche Mitteilungen", Nr. 4497
Sollte es dazu kommen, wäre die deutsche Wirtschaft einer der Hauptleidtragenden. Zu wichtig sind die chinesischen Märkte für viele Produzenten und zu eng gebunden sind die inzwischen viele Milliarden Euro umfassenden finanziellen Verflechtungen. Zu beliebt und zu anerkannt sind ganz einfach auch in China deutsche Ingenieurleistungen. Ganz gleich, ob das Produkt schließlich in Deutschland hergestellt wird oder bereits in China.
Nehmen wir nur die deutsche Autoindustrie, die ohne ihre chinesischen Kunden längst nur noch ein Schatten ihrer selbst wäre. Volkswagen erzielt 40% seiner Umsatzerlöse in China, BMW und Mercedes generieren dort jeweils ein Drittel ihres weltweiten Gesamtgewinns. In den letzten Jahren wurden in China mehr Autos verkauft als in Europa und den USA zusammen.
Gleichzeitig wird aber (nicht nur) die Autoindustrie immer abhängiger von den sogenannten "Seltenen Erden“, die beispielsweise für die Herstellung von Mikrochips ebenso unverzichtbar sind wie für die Akkuproduktion. Wie weit diese Abhängigkeit gediehen ist, belegt das Ergebnis einer kürzlichen Umfrage des ifo-Instituts, bei der 46% der befragten Betriebe des verarbeitenden Gewerbes angaben, auf Vorleistungen aus China zwingend angewiesen zu sein. Den damit zwangsläufig einhergehenden Verlust an technologischer Führerschaft nahm man bisher eher achselzuckend in Kauf.
Mit den immer engeren gegenseitigen Lieferbeziehungen gingen auch massive kapitalmäßige Verflechtungen einher. So baut BASF zum Beispiel für umgerechnet rund 10 Mrd. € derzeit im chinesischen Zhanjiang das bisher größte Werk seiner Firmengeschichte. Sollte BASF dieses aus welchem Grund auch immer entschädigungslos aufgeben müssen, würden die dann anstehenden Wertberichtigungen die Bilanz massiv negativ beeinflussen.
Das in den USA zunehmend diskutierte "Decoupling“ (Entflechtung) mit China bekommt für Westeuropa und insbesondere Deutschland vor diesem Hintergrund eine ganz neue - und nicht gerade beruhigende - Bedeutung.
Doch es ging in den letzten Jahren auch anders herum, chinesische Investoren haben sich insbesondere in namhaften Betrieben der deutschen Industrie gemütlich eingerichtet. Mit Mercedes-Benz gehört eine frühere Ikone der berühmt-berüchtigten "Deutschland AG“ aktuell bereits zu 20% zwei chinesischen Anteilseignern. Und der weltweit führende Industrieroboterhersteller Kuka wurde von der Firma Midea, einem chinesischen Haushaltsgerätehersteller, schon vollständig übernommen.
Sollte man diese gegenseitigen Verflechtungen wieder "rückabwickeln“ wollen, könnte man es nicht bei der Äußerung dieses Wunsches und einem allgemeinen Vertrauen in die Märkte bewenden lassen. Wahrscheinlich müßte es zu Zwangsverkäufen/Enteignungen kommen. Denn sowohl in Deutschland als auch in China würden sich die meisten der betroffenen Betriebe nicht so widerspruchslos in ihr Schicksal fügen, wie sie dies im Falle der immer umfangreicheren Russland-Sanktionen bisher taten.
Im Falle Russlands tat es - etwas salopp formuliert - bisher nur weh, doch eine Entflechtung mit China würde nach Auffassung vieler Experten den neuen Kern des deutschen Geschäfts- und Exportmodells gefährden.
Der VW-Vorstandsvorsitzende Herbert Diess (Sie erinnern sich, 40% - siehe oben) formulierte es auf der kürzlichen VW-Hauptversammlung noch durch die Blume: "Der frühzeitige Abgesang auf das Modell "Wandel durch Handel" greift zu kurz. Blockbildung kann nicht unsere Antwort sein."
© Vertrauliche Mitteilungen
Auszug aus den "Vertrauliche Mitteilungen", Nr. 4497