Die Schuld der Zentralbanker
01.09.2022 | Vertrauliche Mitteilungen
Künftige Historiker dürften kein gutes Wort über die Geldpolitik der letzten Jahre verlieren. Statt „den Ukrainekrieg“ zum Sündenbock zu machen, werden sie bei den aktuell Verantwortlichen eher Geschichtsblindheit, Naivität und wohl auch Verantwortungslosigkeit ausmachen. Denn schon jetzt ist klar, daß die Zentralbankverantwortlichen der letzten Jahre bei der Erfüllung ihrer wichtigsten Aufgabe, der Wahrung der Geldwertstabilität, kläglich versagten.
Und wenn in der Vergangenheit die Geldentwertung den Verantwortlichen entglitt, dann litt oftmals auch die bürgerliche Ordnung. Dies beschrieb bereits Stefan Zweig in seinem im Jahr 1942 publizierten Buch "Die Welt von gestern“ sehr anschaulich: "Nichts hat das deutsche Volk - dies muß immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden - so erbittert, so hasswütig, so hitlerreif gemacht wie die Inflation.“ Große Teile des Volks hätten sich dadurch "beschmutzt, betrogen und erniedrigt“ gefühlt.
Natürlich ist die von Zweig angesprochene Hyperinflation der Zwischenkriegszeit nicht mit den gegenwärtig noch vergleichsweise moderaten Inflationsraten zu vergleichen. Doch auch die gegenwärtig anzutreffende Geldentwertungsrate von rund 8% jährlich führt in weniger als zehn Jahren zu einer Halbierung des Geldwertes! Da wird man es manchem Sparer kaum verdenken können, daß er sich "betrogen und erniedrigt“ fühlt und für manches falsche Heilsversprechen ansprechbar wird.
Die Geldwertverantwortlichen ignorierten wieder einmal den nicht aus der Welt zu schaffenden Grundsatz, nach dem eine über dem Produktivitätszuwachs liegende Erhöhung der Geldmenge langfristig stets zu einer Geldentwertung führt. Denn jede nicht goldgedeckte Währung bezieht ihren Wert einzig und allein aus ihrer relativen Knappheit. Gäbe es Gold wie Sand am Meer, würde es schließlich kaum jemand zur Wertaufbewahrung schätzen. Und auch Künstler wie Andy Warhol kannten und kennen diesen Grundsatz ganz genau. Was sie dazu brachte, die Zahl ihrer Siebdruck-Kunstwerke stets strikt begrenzt klein zu halten.
Diesmal sollte aber alles anders laufen und die Zentralbankverantwortlichen betonten gerne, daß man inzwischen über Möglichkeiten verfüge, überschüssiges - und damit inflationär wirkendes - Geld schnell wieder abzuschöpfen. Was auch immer diese Instrumente gewesen sein mögen, kann dahingestellt bleiben. Denn sie wurden nicht eingesetzt.
Die Schuld daran tragen die "Zentralbanker“ zusammen mit den politisch Verantwortlichen. Weil Politiker (kurz und zugegebenermaßen etwas zynisch formuliert) immer Geld brauchen, machten sie parteiübergreifend über Jahre hinweg ihre Einflüsse geltend und verhinderten so eine ausreichende Straffung der Geldpolitik.
Beispielsweise die Europäische Zentralbank (EZB) bagatellisierte unter ihrer Präsidentin Christine Lagarde ("Madame Inflation“) über Jahre hinweg die akuten und wachsenden Geldentwertungsgefahren. Noch während die Teuerungsraten im Euroraum steil in die Höhe gingen, drängte Lagarde auf die Erhebung immer neuer Daten bevor man seitens der EZB ein Gegensteuern in Erwägung hätte ziehen wollen.
Die frühere französische Finanzministerin nährte damit den bis heute nicht ausgeräumten Verdacht, daß ihr günstige Zinsen für die höchstverschuldeten Euro-Staaten - darunter ihr Heimatland - offenbar wichtiger seien als niedrige Geldentwertungsraten. Und auch für ihren aus Italien stammenden Amtsvorgänger Mario Draghi dürfte man von Ähnlichem ausgehen.
Dieses Geschehen der letzten Jahre zeigt deutlich, daß eine formelle Unabhängigkeit der Zentralbank nichts nutzt, wenn an deren Spitze der Wille fehlt, diese auch im Sinne des Zentralbankauftrags (Sicherung der Geldwertstabilität) zu nutzen. Kluge Geldpolitik hätte darin bestanden, die - sinnbildlich - überhitzten Gemüter schon dann abzukühlen, wenn deren "Party" noch in vollem Gange ist.
Damit hätten sich die Zentralbankverantwortlichen zwar in den Augen der meisten Politiker (und auch einiger Investoren) zum "Spielverderber" gemacht. Doch sie hätten Millionen sogenannter "kleiner Leute" vor dem teilweisen Verlust ihrer Ersparnisse bewahrt!
© Vertrauliche Mitteilungen
Auszug aus den "Vertrauliche Mitteilungen", Nr. 4510
Und wenn in der Vergangenheit die Geldentwertung den Verantwortlichen entglitt, dann litt oftmals auch die bürgerliche Ordnung. Dies beschrieb bereits Stefan Zweig in seinem im Jahr 1942 publizierten Buch "Die Welt von gestern“ sehr anschaulich: "Nichts hat das deutsche Volk - dies muß immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden - so erbittert, so hasswütig, so hitlerreif gemacht wie die Inflation.“ Große Teile des Volks hätten sich dadurch "beschmutzt, betrogen und erniedrigt“ gefühlt.
Natürlich ist die von Zweig angesprochene Hyperinflation der Zwischenkriegszeit nicht mit den gegenwärtig noch vergleichsweise moderaten Inflationsraten zu vergleichen. Doch auch die gegenwärtig anzutreffende Geldentwertungsrate von rund 8% jährlich führt in weniger als zehn Jahren zu einer Halbierung des Geldwertes! Da wird man es manchem Sparer kaum verdenken können, daß er sich "betrogen und erniedrigt“ fühlt und für manches falsche Heilsversprechen ansprechbar wird.
Die Geldwertverantwortlichen ignorierten wieder einmal den nicht aus der Welt zu schaffenden Grundsatz, nach dem eine über dem Produktivitätszuwachs liegende Erhöhung der Geldmenge langfristig stets zu einer Geldentwertung führt. Denn jede nicht goldgedeckte Währung bezieht ihren Wert einzig und allein aus ihrer relativen Knappheit. Gäbe es Gold wie Sand am Meer, würde es schließlich kaum jemand zur Wertaufbewahrung schätzen. Und auch Künstler wie Andy Warhol kannten und kennen diesen Grundsatz ganz genau. Was sie dazu brachte, die Zahl ihrer Siebdruck-Kunstwerke stets strikt begrenzt klein zu halten.
Diesmal sollte aber alles anders laufen und die Zentralbankverantwortlichen betonten gerne, daß man inzwischen über Möglichkeiten verfüge, überschüssiges - und damit inflationär wirkendes - Geld schnell wieder abzuschöpfen. Was auch immer diese Instrumente gewesen sein mögen, kann dahingestellt bleiben. Denn sie wurden nicht eingesetzt.
Die Schuld daran tragen die "Zentralbanker“ zusammen mit den politisch Verantwortlichen. Weil Politiker (kurz und zugegebenermaßen etwas zynisch formuliert) immer Geld brauchen, machten sie parteiübergreifend über Jahre hinweg ihre Einflüsse geltend und verhinderten so eine ausreichende Straffung der Geldpolitik.
Beispielsweise die Europäische Zentralbank (EZB) bagatellisierte unter ihrer Präsidentin Christine Lagarde ("Madame Inflation“) über Jahre hinweg die akuten und wachsenden Geldentwertungsgefahren. Noch während die Teuerungsraten im Euroraum steil in die Höhe gingen, drängte Lagarde auf die Erhebung immer neuer Daten bevor man seitens der EZB ein Gegensteuern in Erwägung hätte ziehen wollen.
Die frühere französische Finanzministerin nährte damit den bis heute nicht ausgeräumten Verdacht, daß ihr günstige Zinsen für die höchstverschuldeten Euro-Staaten - darunter ihr Heimatland - offenbar wichtiger seien als niedrige Geldentwertungsraten. Und auch für ihren aus Italien stammenden Amtsvorgänger Mario Draghi dürfte man von Ähnlichem ausgehen.
Dieses Geschehen der letzten Jahre zeigt deutlich, daß eine formelle Unabhängigkeit der Zentralbank nichts nutzt, wenn an deren Spitze der Wille fehlt, diese auch im Sinne des Zentralbankauftrags (Sicherung der Geldwertstabilität) zu nutzen. Kluge Geldpolitik hätte darin bestanden, die - sinnbildlich - überhitzten Gemüter schon dann abzukühlen, wenn deren "Party" noch in vollem Gange ist.
Damit hätten sich die Zentralbankverantwortlichen zwar in den Augen der meisten Politiker (und auch einiger Investoren) zum "Spielverderber" gemacht. Doch sie hätten Millionen sogenannter "kleiner Leute" vor dem teilweisen Verlust ihrer Ersparnisse bewahrt!
© Vertrauliche Mitteilungen
Auszug aus den "Vertrauliche Mitteilungen", Nr. 4510