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Was ist mit den 650 Milliarden Dollar in SDRs passiert, die 2021 ausgegeben wurden?

31.08.2022  |  Jan Nieuwenhuijs
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Nur Zentralbanken oder geldpolitische Behörden, und mehrere internationale Finanzinstitutionen wie der IWF und die BIZ, können SDR-Positionen halten. SDRs können nicht für Waren und Dienstleistungen ausgegeben werden. Allgemein kann ein Mitgliedsstaat seine SDR-Position nur verwenden, um die SDR-Bestände gegen frei nutzbare Währungen (Dollar, Euro, Yen, etc.) eines anderen Mitglieds einzutauschen.

Es gibt keinen freien Markt für die SDRs, um überschüssiges Angebot oder Nachfrage auszugleichen. Mitgliedsstaaten können SDR-Bestände in der SDR-Abteilung des IWF umtauschen oder sie direkt zwischen den Parteien tauschen, auch wenn dies eher selten vorkommt. Staaten werden die SDR-Abteilung informieren, wenn sie SDR-Bestände kaufen oder verkaufen möchten, in welcher Menge und gegen welche Währung sie eingetauscht werden sollen. Dann warten sie darauf, dass ihre Aufträge erfüllt werden.

Nur SDR-Bestände können eingetauscht werden. Die SDR-Allokationen eines Mitgliedsstaates sind statisch, es sei denn der IWF gibt neue SDRs aus. Der SDR-Wechselkurs wird durch den Wechselkurs eines Warenkorbs an Währungen bestimmt, der vom IWF festgelegt wird: US-Dollar, Euro, Renminbi, Yen, Pfund.

Stellen Sie sich vor, Mitglied A und Mitglied B besitzen eine gleiche Menge an SDR-Bestände im Vergleich zu ihren SDR-Allokationen. Mitglied A möchte 100 Millionen SDR-Bestände gegen japanische Yen verkaufen und Mitglied B möchte, zufälligerweise, 100 Millionen SDR-Bestände mit japanischen Yen kaufen. Beide informieren die SDR-Abteilung, und die Transaktion wird freigegeben. Nachdem A Yen und B SDR-Bestände erhalten haben, wird A mehr SDR-Allokationen als Bestände besitzen, und B wird wiederum mehr SDR-Bestände als Allokationen haben.

Mitglied A wird nun die SDR-Zinsen an die SDR-Abteilung zahlen und B wird die SDR-Zinsen erhalten. Vereinfacht gesagt: Jeder Mitgliedsstaat, der ein Nettoverkäufer von SDR-Beständen ist, wird Zinsen zahlen, bis er diese Bestände zurückgekauft hat und anders herum (Nettokäufer erhalten Zinsen, bis sie verkaufen). Die SDR-Abteilung verwaltet alle Zinsflüsse. Effektiv ist der Verkauf von SDRs das Leihen von Währung und der Kauf von SDRs das Verleihen von Währung.

Der IWF erklärt, dass die SDRs keine seiner Verbindlichkeiten sind. Dies gilt trotz der Tatsache, dass ein Land, das Netto-SDR-Bestände (mehr Bestände als Allokationen) besitzt, und somit berechtigt ist, Zinsen zu erhalten, eine Verbindlichkeit des IWF ist. Unten sehen Sie die Bilanz der SDR-Abteilung aus einem Quartalsbericht. Ein Land, das eine Nettoallokation besitzt, gilt als ein Asset des IWF.

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Der SDR-Zinssatz basiert auf kurzfristigen Zinsen der Währungen, die den Währungswarenkorb ausmachen, der verwendet wird, um den Wechselkurs der SDRs zu bestimmen. Der SDR-Zinssatz wird alle drei Monate in SDRs gezahlt und der Mindestsatz liegt bei 0,05%.

Ein SDR-Bestand (im Nachfolgenden "SDR") bietet dem Besitzer eine mögliche Gelegenheit, frei verfügbare Währungen zu leihen. Ein SDR ist eine Zentralbankkreditsicherheit für einen möglichen Swap* ohne spezifizierte Fälligkeit. Ich schreibe hier "mögliche Gelegenheit […] zu leihen" und "möglicher Swap", weil die SDRs wenig Liquidität bieten und keine Garantie geben, dass es einen Verkäufer verfügbarer Währung gibt, der gewillt ist, SDRs zu kaufen. Deshalb ist das SDR offiziell "ein möglicher Anspruch auf die frei verfügbaren Währungen der IWF-Mitglieder."

*In diesem Fall ist ein Swap ein "Forward Swap", der einen Spot- und einen Forward-Teil besitzt. In der Spot-Transaktion verkauft in Mitgliedsstaat SDRs gegen Devisen – und die Gegenpartei tut das Gegenteil - und in der Forward-Transaktion wird dieser Trade durch Kauf von SDRs mit Devisen ungeschehen gemacht. Ein Forward Swap ist dasselbe wie ein besichertes Darlehen. Deshalb bezieht sich "Swap" auch oftmals auf Kreditaufnahme/Kreditvergabe.

Für weitere Informationen darüber, wie der SDR-Wechselkurs kalkuliert wird, lesen Sie bitte meinen vorherigen Artikel zu dieser Thematik.


Schwachstellen der SDRs

1. Der Handel mit SDRs ist illiquide, weil es keinen freien Markt gibt. Nur 190 Länder und einige wenige Institutionen können SDRs besitzen und austauschen; keine Privatpersonen können die Nutzerbasis erweitern und Liquidität verbessern. Noch möchte der IWF jemals einen freien Markt erschaffen. Wenn mehrere hochverschuldete, arme Länder (HIPCs) SDRs gegen Währung via SDR-Abteilung verkaufen möchten (Angebot), doch die Nachfrage deutlich niedriger ist, wählt der IWF HIPCs aus, die priorisiert werden. Auf dieser Basis wird es der IWF bevorzugen, einen verwalteten Markt beizubehalten. Wie beim Kommunismus gehen verwaltete Märkte mit einer Vielzahl an Problemen einher.

Wenn man IWF-Volkswirtschaftler mit der schlechten Liquidität der SDRs konfrontiert, werden sie auf den "Designierungsmechanismus" deuten. Diese Option sollte es dem IWF erlauben, zu bestimmen, welches Land SDRs kaufen muss. Alle Mitglieder haben die Charter des IWF unterzeichnet - die Articles of Agreement - die alle Rechte und Bedingungen listet. Doch wenn es hart auf hart kommt, kann dieser Vertrag die Nationalstaaten nicht beherrschen.


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