Kein Strom, kein Geld, wenig Essen - Ergebnis: Elend
26.09.2022 | Egon von Greyerz
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Viel schlimmer als in den 1970ernIch selbst habe hohe Inflation und hohe Zinssätze miterlebt - zehn Jahre lang in Großbritannien, in den 1970ern. Es gab die Nahostkrise, die Ölpreise schnellten in die Höhe, es gab einen Bergarbeiterstreik (Kohle) und es gab eine 3-Tage-Arbeitswoche, weil die Unternehmen nur an drei Tagen Strom hatten. 1975 erreichte die Inflation bei 24% ihren Höhepunkt, 8 Jahre lang war sie über 10%. Der Zins meiner ersten Hypothek stieg auf 21%!
Die heutigen Umstände sind trotzdem deutlich schlimmer als in den 1970ern. Und auch die Konsequenzen werden exponentiell schlimmer ausfallen. Alles an der heutigen Lage ist viel ernster, seien es die Schulden, die Defizite oder das Ausmaß der Blasen bei Aktien, Anleihen und Immobilien. Und ganz wichtig: Diese Krise ist eine globale Krise! Jedes einzelne Land dieser Welt hat dasselbe Problem. Es gibt niemand, der irgendein Land retten könnte, weil jedes Land dieser Welt selbst einen Bailout braucht. Also werden die Zinssätze über Jahre hinweg hoch sein, die Inflation ebenfalls.
Wie angenehm für die Zentralbanker, dass Geldschöpfung noch kein großes öffentliches Thema ist, doch das wird bald kommen. Die Welt steht definitiv vor einer Jahrhundertkrise, vielleicht sogar vor einer Jahrtausendkrise. Wir wissen, dass die Säckel von Staaten und Zentralbanken leer sind. Und das ist seit Jahrzehnten schon so.
Ökonomen in den Seilen
Wir wissen zudem, dass die Realwirtschaften in den USA und Europa schon vor der Krise in den Seilen hingen. In meinem letzten Artikel hatte ich über die Probleme der EU geschrieben, die inzwischen ein Ausmaß erreicht haben, bei dem nichts mehr gerettet werden kann. Und in den USA ist die Realwirtschaft gerade am Einbrechen. So haben wir in den USA aktuell die zweitschlechtesten Zahlen für endgültige Wohnimmobilienverkäufe (house closings), die es jemals gegeben hat und die schlimmsten seit 2007 (Subprime-Krise). Die Zahl der Hausverkäufe ist um 50% gesunken, die Zahl der Zwangsräumungen um 30% gestiegen. Mehr Obdachlosigkeit, mehr Elend.
Die Hypothekenzinsen stehen inzwischen bei 6%, Tendenz steigend; das ist mehr als sich Kreditnehmer aktuell leisten können. Die Zahlen bei Auto-, Immobilien- und Studentenkrediten sind allesamt furchtbar. Das heißt auch, dass die Auto- und Immobilienkreditgeber, und somit die Banken, in Schwierigkeiten sind. Angesichts steil steigender Energiepreise kann niemand mehr Rechnungen bezahlen.
In Europa sind die Energiepreise vielerorts um das Zehnfache gestiegen - hier zeichnet sich eine Tragödie ab. Hinzu kommt eine Nahrungsmittel-, Benzin- und Dieselpreisinflation von 20% und mehr. Das kann sich niemand leisten. In China liegt der durchschnittliche Wohnimmobilienpreis beim 36-fachen des Durchschnittseinkommens. Niemand wird diese Hypotheken bezahlen.
All das wird selbstverständlich zu großen ökonomischen Umbrüchen in der Welt führen, worüber ich auch in einem Interview mit Greg Hunter von USA Watchdog (Titel: "The Era of Fake Money is Gone") diskutiere.
Aber zurück zur Geldschöpfung: Die EZB und die US-Notenbank haben sich auf steigende Zinssätze eingeschworen, sie sagen aber nicht, dass sie kein Geld schöpfen werden. Wir müssen uns also darauf gefasst machen, dass die gewaltigste Geldschöpfungswelle der Geschichte losgetreten wird - beim finalen und vergeblichen Versuch, diese Welt zu retten.
Alle Wirtschaftssektoren, Individuen, Unternehmen, Banken, Regionalregierungen etc. werden Finanzunterstützung benötigen und zwar in einem bislang ungekannten Ausmaß. Dabei darf Folgendes nicht vergessen werden: Alle Maßnahmen der Regierungen und Zentralbanken werden in KEINSTER Weise intrinsischen Wert in der Wirtschaft erzeugen. Alles, was dabei erzeugt wird, sind mehr Schulden, um ein Schuldenproblem zu beseitigen.
Denken Sie nicht, dass die Sozialversicherungsschecks mehr Wert haben werden als das Papier, auf dem sie gedruckt sind. Denken Sie auch nicht, dass Renten noch einen Wert haben werden. Ja, wir stehen vor einem humanitären Desaster von bislang ungekannten Ausmaßen, und zwar auf globaler Ebene.
Aktien setzen zu monumentaler Verlustwelle an
In meinem letzten Artikel hatte ich vor einem großen Einbruch an den Aktienmärkten gewarnt. "Die Aktienmärkte stehen jetzt extrem knapp vor dem Ende der Korrekturbewegung und werden den Abwärtstrend wieder fortsetzen. Es ist möglich, dass die echten Markteinbrüche noch bis September auf sich warten lassen, doch das Risiko ist da und auch sehr gefährlich."
Nun, der 1.000-Punkte-Verlust von letztem Freitag kam da wie auf Zuruf. Bis Oktober könnte der Dow problemlos um 10.000 Punkte fallen. Doch wie schon häufig erwähnt: Eine Blase dieser Größenordnung wird wahrscheinlich um mindestens 75% einfallen und womöglich sogar um 95%, bevor sie wirklich komplett geplatzt ist.
Kommender Crash an den Zinsmärkten
Ich bezweifle, dass die Zentralbanken im kommenden Zyklus in der Lage sein werden, die Zinssätze jemals zu reduzieren.
Das Zusammentreffen von Hyperinflation und Kreditausfällen wird wahrscheinlich auf Jahre hinweg zu sinkenden Anleihepreisen und steigenden Zinssätzen führen. Und mit steigenden Zinssätze entsteht sich ein weiterer Teufelskreis aus steigenden Zahlungsausfällen und noch weiter steigenden Zinssätzen, die sich dann überhaupt niemand mehr leisten kann. Das Risiko einer kompletten Implosion des Systems ist an diesem Punkt extrem hoch und extrem wahrscheinlich.
Go For Gold
Physisches Gold kann selbstverständlich nicht das Allheilmittel für die oben umrissenen potentiellen Probleme sein. Doch wenn das Geldsystem seinen finalen Schritt zum NULLPUNKT macht, wird Gold mit Sicherheit ein ganz entscheidendes Asset für Vermögensschutz und Absicherung sein. Dennoch sind es die Familien- und enge Freundeskreise, die einem in Krisenzeiten am Leben halten und Stabilität bringen.
Beim bevorstehenden Zusammenbruch des Geldsystems wird dem Vermögenserhalt eine entscheidende Bedeutung zukommen. Gemessen in kollabierendem Papiergeld können Gold und Silber unvorstellbare Höhen erreichen. Folgen Sie den inspirierenden Artikeln von Egon von Greyerz.
© Egon von Greyerz
Matterhorn Asset Management AG
Dieser Artikel wurde am 02. September 2022 auf www.goldswitzerland.com veröffentlicht.