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Turbulenzen und Inflation - und kein Ende

16.10.2022  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Die Bank von Japan hat auf Anforderung des japanischen Fi-nanzministeriums US-Dollar verkauft und Yen gekauft. Die Wirkung einer solchen Intervention hängt nun aber entscheidend davon ab, dass die Bank von Japan genügend US-Dollar im Bestand hat, beziehungsweise dass sie auch bereit ist, diese Dollar-Bestände zur Stützung der eigenen Währung auf den Markt zu werfen.

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Quelle: Refinitiv; Graphik Degussa. Tagesdaten.


Japan besitzt die weltweit zweitgrößten Währungsreserven, und ein beträchtlicher Teil davon wird in US-Dollar, genauer: in US-Staatsanleihen, gehalten. Der Verkauf von US-Dollar durch die Japaner kommt nun aber zu einer Zeit, in der einige sehr bedeutende Anleger zurückhaltend(er) und vorsichtig(er) gegenüber US-Dollar-Anlagen geworden sind.

Zu nennen sind hier zum Beispiel China, Indien, Brasilien, während Russland als Investor bereits ausgefallen ist (die russischen Währungsreserven sind von den Vereinigten Staaten von Amerika "eingefroren" worden, für die Russen nicht mehr verfügbar). Japans Devisenmarktoperation lässt sich daher auch wie folgt interpretieren: Um die eigene Währung vor einer weiteren Abwertung gegenüber dem US-Dollar zu bewahren, greift man de facto zu einer Politik, die auf eine Schwächung des US-Dollar hinausläuft.

Schließlich ist die Bank von Japan ganz offensichtlich nicht gewillt, sich von ihrer ultralockeren Geldpolitik abzukehren. Sie will vielmehr weiterhin die heimische Zinskurve kontrollieren, das heißt, sie will alle Zinsen möglichst niedrig halten. Wenn in anderen Regionen der Welt die Zinsen aber (leicht) steigen, dann bedeutet das einen Zinsnachteil für japanische Anlagen, und das wiederum macht es erforderlich, dass der Yen abwertet. Mittlerweile machen sich jedoch bei den Investoren vermutlich auch wachsende Sorgen über die Stabilität der japanischen Währung breit. Und nicht nur die Zweifel am Yen nehmen zu, sondern auch, wie bereits gesagt, die Zweifel am Britischen Pfund, Euro und Renminbi.

Doch wohin führt das alles? Die leidvolle Geschichte mit dem ungedeckten Geld, mit dem Fiat-Geld, zeigt unumwunden, dass Regierende wie auch Regierte in der "Stunde der Not" im Ausweiten der Fiat-Geldmenge die Politik des vergleichsweise kleinsten Übels erblicken.

Nach dem Motto: Lieber die Geldmenge erhöhen, als Rezession, Massenarbeitslosigkeit und Bankenpleiten zulassen. Das aber ist der sichere Weg in die Hochinflation, im Extremfall in die Hyperinflation. Die wiederkehrenden Turbulenzen, für die das weltweite Fiatgeldsystem unweigerlich sorgt, sind daher ein Menetekel: Sie lassen eine immer ungehemmtere Inflationspolitik befürchten, durch die die Kaufkraft aller Fiatwährungen - japanische Yen, britisches Pfund, Euro und letztlich auch US-Dollar - unbarmherzig entwertet wird.

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Quelle: Refinitiv; Graphik Degussa.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



Hinweis Redaktion: Herr Prof. Dr. Polleit ist Referent der diesjährigen Internationalen Edelmetall- und Rohstoffmesse, die am 4. & 5. November 2022 in München stattfindet.


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