Stabiles Geld, freie Weltwirtschaftsordnung, offene Gesellschaft
30.10.2022 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
Die Hochinflation ist das Ergebnis der extrem expansiven Geldpolitik. Die US-Fed hat die Geldmenge M2 seit Ende 2019 bis heute um 42%, die EZB die Geldmenge M3 um gut 20% erhöht, während die Wirtschaftsleistung nur wenig zugenommen hat. Dadurch ist ein gewaltiger "Geldmengenüberhang" entstanden, der nun die Güterpreise in die Höhe treibt. Gleichzeitig sorgt die "grüne Politik" sowie die Folgen der politischen Lockdowns und der westlichen Sanktionen gegenüber Russland für einen "negativen Preisschock", der auf den hohen Geldmengenüberhang trifft und dadurch für (Hoch-)Inflation sorgt - also einen fortgesetzten, sehr starken Anstieg der Güterpreise auf breiter Front.
Besonders problematisch dabei ist, dass die Zentralbankräte die "antikapitalistische Politik" der Regierungen (Stichwort: "Great Reset") großzügig alimentieren. Dazu gehören zum Beispiel die Politik des negativen Realzinses und die Anleihekäufe, durch die die wahren Kosten der "grünen Politik" und der politisch diktierten Lockdowns vor den Augen der Öffentlichkeit verschleiert werden.
Kernproblem ist jedoch das Fiatgeldsystem. Es ist inflationär; bereichert einige wenige auf Kosten vieler - sorgt für eine nicht marktkonforme (Um-)Verteilung von Einkommen und Vermögen (ist so gesehen "unsozial"); verursacht Wirtschaftsstörungen (Boom-und-Bust); treibt die Volkswirtschaften in eine immer höhere Verschuldung und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer volkswirtschaftlich extrem teuren Hyperinflation; lässt den Staat anwachsen zu Lasten der Freiheiten von Bürgern und Unternehmern.
Das Fiatgeldsystem wankt nun aber. Das Bestreben, es vor dem Kollaps zu bewahren, erfordert immer weiterreichende staatliche Eingriffe in das Wirtschafts- und Gesellschaftsleben: Treibt die Volkswirtschaften in die Unfreiheit, führt zu einer Befehls- und Lenkungswirtschaft, spielt politischen Kräfte in die Hände, die so etwas wie eine neo-sozialistische-feudalistische (post-demokratische) Weltordnung herbeiführen wollen. Das Vorhaben, digitales Zentralbankgeld auszugeben, lässt befürchten, dass das Fiatgeldsystem genutzt wird, um die staatlichen Überwachungs- und Steuerungsmöglichkeiten über die Menschen zu perfektionieren.
Welche Auswege aus der Fiatgeldsystem-Krise - und der von ihr (mit)verursachten Wirtschafts- und Gesellschaftskrise - gibt es?
Ausweg 1: Die Währungen werden mit dem Gold, das noch in den Kellern der Zentralbanken lagert, gedeckt. Vorteil: Die Geldmenge lässt sich nicht mehr politisch-willkürlich vermehren; und eine Golddeckung der Fiat-Währungen verhindert, dass das Fiatgeld wertlos verfällt. Nachteil: Es kommt zu einem einmaligen heftigen Kaufkraftverlust der Fiat-Währungen, verbunden mit einer sehr schweren Anpassungskrise.
→ Der Abgeordnete Alex Mooney (Republikaner, West Virginia) hat am 7. Oktober 2022 einen Gesetzesentwurf in den US-Kongress eingebracht, der die Rückkehr zur Golddeckung des US-Dollar vorsieht (ähnlich einem Geldreformvorschlag, den Ludwig von Mises (1881-1973) in den frühen 1950er Jahren vorgelegt hat).
Ausweg 2: Ein freier Markt für Geld wird ermöglicht (ein "Währungswettbewerb", wie ihn Friedrich August von Hayek (1899-1992) in den 1970er Jahren vorgeschlagen hat). Danach hat jeder die Freiheit, das Geld nachzufragen, das seinen Bedürfnissen am besten dient; und jeder hat die Freiheit, seinen Mitmenschen ein Gut anzubieten, das diese als Geld zu verwenden wünschen. Dazu sind alle rechtlichen und steuerlichen Hindernisse zu beseitigen, insbesondere sind Mehrwert- und Kapitalertragsteuern auf Edelmetalle, Kryptoeinheiten und andere relevante Geldkandidaten abzuschaffen. Vorteil: Die Menschen bekommen gutes Geld. Nachteil: Die Anpassungskosten könnten beträchtlich sein.
→ Als Beispiel können die US-Bundesstaaten dienen, die in den letzten Jahren die Mehrwert- und Kapitalertragssteuern auf Edelmetalle abgeschafft haben. Dadurch soll den Bürger und Unternehmern die Möglichkeit gegeben werden, auf Wunsch ihre Transaktionen mit Gold und Silber anstelle von US-Dollar ausführen zu können.
Der Widerstand aus der Ökonomenzunft und dem Politik-Establishment gegen die voranstehend skizzierten Vorschläge ist sehr groß. Zum einen wird das Fiatgeldsystem beziehungsweise das staatliche Geldproduktionsmonopol von "Hauptstromökonomen" und Regierenden nicht grundsätzlich in Frage gestellt, vielmehr wird es als "gut und richtig" angesehen. Zum anderen wird die Bereitschaft von Regierenden wie Regierten recht gering sein, "freiwillig" die (vermutlich gewaltigen) Anpassungskosten auf sich zu nehmen, die eine Abkehr vom Fiatgeldsystem nach sich ziehen würde.
Das sollte jedoch nicht zu Resignation verleiten. Eine Wende zum Besseren ist möglich, und zwar indem: (1) die Problematik des Fiatgeldsystems öffentlich in aller Klarheit angesprochen und diskutiert wird; (2) man sich nicht für "parametrische Scheinlösungen" stark macht, die die Lebensdauer des Fiatgeldsystems unnötig verlängern; (3) man die positiven Aspekte des "guten Geldes" den Menschen (immer wieder) erklärt; (4) seinen Mitmenschen dazu rät, die Ersparnisse nicht dem Fiat-Geld anzuvertrauen, nicht in Staatsanleihen (und nicht in ESG-orientierte Fonds) zu investieren; (5) jungen Menschen empfiehlt, Ausbildungs- und Karrierepfade zu beschreiten, die nicht maßgeblich vom Fiatgeldsystem abhängen.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH
Hinweis Redaktion: Herr Prof. Dr. Polleit ist Referent der diesjährigen Internationalen Edelmetall- und Rohstoffmesse, die am 4. & 5. November 2022 in München stattfindet.
Besonders problematisch dabei ist, dass die Zentralbankräte die "antikapitalistische Politik" der Regierungen (Stichwort: "Great Reset") großzügig alimentieren. Dazu gehören zum Beispiel die Politik des negativen Realzinses und die Anleihekäufe, durch die die wahren Kosten der "grünen Politik" und der politisch diktierten Lockdowns vor den Augen der Öffentlichkeit verschleiert werden.
Kernproblem ist jedoch das Fiatgeldsystem. Es ist inflationär; bereichert einige wenige auf Kosten vieler - sorgt für eine nicht marktkonforme (Um-)Verteilung von Einkommen und Vermögen (ist so gesehen "unsozial"); verursacht Wirtschaftsstörungen (Boom-und-Bust); treibt die Volkswirtschaften in eine immer höhere Verschuldung und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer volkswirtschaftlich extrem teuren Hyperinflation; lässt den Staat anwachsen zu Lasten der Freiheiten von Bürgern und Unternehmern.
Das Fiatgeldsystem wankt nun aber. Das Bestreben, es vor dem Kollaps zu bewahren, erfordert immer weiterreichende staatliche Eingriffe in das Wirtschafts- und Gesellschaftsleben: Treibt die Volkswirtschaften in die Unfreiheit, führt zu einer Befehls- und Lenkungswirtschaft, spielt politischen Kräfte in die Hände, die so etwas wie eine neo-sozialistische-feudalistische (post-demokratische) Weltordnung herbeiführen wollen. Das Vorhaben, digitales Zentralbankgeld auszugeben, lässt befürchten, dass das Fiatgeldsystem genutzt wird, um die staatlichen Überwachungs- und Steuerungsmöglichkeiten über die Menschen zu perfektionieren.
Welche Auswege aus der Fiatgeldsystem-Krise - und der von ihr (mit)verursachten Wirtschafts- und Gesellschaftskrise - gibt es?
Ausweg 1: Die Währungen werden mit dem Gold, das noch in den Kellern der Zentralbanken lagert, gedeckt. Vorteil: Die Geldmenge lässt sich nicht mehr politisch-willkürlich vermehren; und eine Golddeckung der Fiat-Währungen verhindert, dass das Fiatgeld wertlos verfällt. Nachteil: Es kommt zu einem einmaligen heftigen Kaufkraftverlust der Fiat-Währungen, verbunden mit einer sehr schweren Anpassungskrise.
→ Der Abgeordnete Alex Mooney (Republikaner, West Virginia) hat am 7. Oktober 2022 einen Gesetzesentwurf in den US-Kongress eingebracht, der die Rückkehr zur Golddeckung des US-Dollar vorsieht (ähnlich einem Geldreformvorschlag, den Ludwig von Mises (1881-1973) in den frühen 1950er Jahren vorgelegt hat).
Ausweg 2: Ein freier Markt für Geld wird ermöglicht (ein "Währungswettbewerb", wie ihn Friedrich August von Hayek (1899-1992) in den 1970er Jahren vorgeschlagen hat). Danach hat jeder die Freiheit, das Geld nachzufragen, das seinen Bedürfnissen am besten dient; und jeder hat die Freiheit, seinen Mitmenschen ein Gut anzubieten, das diese als Geld zu verwenden wünschen. Dazu sind alle rechtlichen und steuerlichen Hindernisse zu beseitigen, insbesondere sind Mehrwert- und Kapitalertragsteuern auf Edelmetalle, Kryptoeinheiten und andere relevante Geldkandidaten abzuschaffen. Vorteil: Die Menschen bekommen gutes Geld. Nachteil: Die Anpassungskosten könnten beträchtlich sein.
→ Als Beispiel können die US-Bundesstaaten dienen, die in den letzten Jahren die Mehrwert- und Kapitalertragssteuern auf Edelmetalle abgeschafft haben. Dadurch soll den Bürger und Unternehmern die Möglichkeit gegeben werden, auf Wunsch ihre Transaktionen mit Gold und Silber anstelle von US-Dollar ausführen zu können.
Der Widerstand aus der Ökonomenzunft und dem Politik-Establishment gegen die voranstehend skizzierten Vorschläge ist sehr groß. Zum einen wird das Fiatgeldsystem beziehungsweise das staatliche Geldproduktionsmonopol von "Hauptstromökonomen" und Regierenden nicht grundsätzlich in Frage gestellt, vielmehr wird es als "gut und richtig" angesehen. Zum anderen wird die Bereitschaft von Regierenden wie Regierten recht gering sein, "freiwillig" die (vermutlich gewaltigen) Anpassungskosten auf sich zu nehmen, die eine Abkehr vom Fiatgeldsystem nach sich ziehen würde.
Das sollte jedoch nicht zu Resignation verleiten. Eine Wende zum Besseren ist möglich, und zwar indem: (1) die Problematik des Fiatgeldsystems öffentlich in aller Klarheit angesprochen und diskutiert wird; (2) man sich nicht für "parametrische Scheinlösungen" stark macht, die die Lebensdauer des Fiatgeldsystems unnötig verlängern; (3) man die positiven Aspekte des "guten Geldes" den Menschen (immer wieder) erklärt; (4) seinen Mitmenschen dazu rät, die Ersparnisse nicht dem Fiat-Geld anzuvertrauen, nicht in Staatsanleihen (und nicht in ESG-orientierte Fonds) zu investieren; (5) jungen Menschen empfiehlt, Ausbildungs- und Karrierepfade zu beschreiten, die nicht maßgeblich vom Fiatgeldsystem abhängen.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH
Hinweis Redaktion: Herr Prof. Dr. Polleit ist Referent der diesjährigen Internationalen Edelmetall- und Rohstoffmesse, die am 4. & 5. November 2022 in München stattfindet.