Starker Anstieg der weltweiten Goldnachfrage in Q3 2022
12.11.2022 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
Bereits am 1. November veröffentlichte das World Gold Council ist Marktdaten für das dritte Quartal 2022 (wie hatten eine Kurzmitteilung dazu versendet). Weltweit stieg die Goldnachfrage im dritten Quartal 2022 stark an - und zwar um 28% gegenüber dem Vorjahr (J/J) auf 1.181,5 Tonnen (einschließlich Gold-OTC- und anderen -Produkten auf 1.215,2 Tonnen, ein Plus von 1% J/J).
Die Goldschmucknachfrage zog um 13% J/J an und erreichte 581,7 Tonnen (Indien: +17% J/J, China: +5% J/J).
Die Gold-Investmentnachfrage ging insgesamt um 47% J/J zurück auf 123,8 Tonnen. Zwar legte die Goldmünzen und -barrennachfrage um 36% J/J auf 351,1 Tonnen zu (Barren +24% J/J, Münzen +75% J/J). Jedoch schrumpfte die Goldnachfrage der Exchange Traded Funds (ETFs) und ähnlicher Finanzprodukte um 227,3 Tonnen.
Die Goldnachfrage für industrielle Zwecke fiel ebenfalls auf 76,7 Tonnen, ein Rückgang um 8% J/J; vor allem schrumpfte in der Elektronikindustrie (-9% J/J), vermutlich ein Resultat der weltweiten Konjunkturverlangsamung.
Die Goldnachfrage der Zentralbanken war hingegen gewaltig: Sie erreichte 399,3 Tonnen (und Zuwachs von mehr etwa 341% J/J). Die türkische Zentralbank kaufte 31 Tonnen, die Zentralbank von Usbekistan 26 Tonnen, die Zentralbank von Qatar 15 Tonnen - eine "westliche Zentralbank" war offensichtlich nicht dabei.
Das gesamte Goldangebot wuchs nur um 1% J/J auf 1215,2 Tonnen. Dabei wuchs der Minenausstoß um 2% J/J auf 949,4 Tonnen, während das Recycled-Goldangebot um 6% J/J auf 275,8 Tonnen schrumpfte.
Zusammengefasst scheint der Goldmarkt auf Erholungskurs zu sein nach dem merklichen, Pandemie-bedingten Einbruch 2020/2021. Dass vor allem Zentralbanken eine hohe Nachfrage nach Gold gezeigt haben, ist sicherlich auch Ausdruck der wachsenden Zweifel an der Kaufkraft des US-Dollar. Die gestiegenen Zinsen haben zwar die Gold-Investmentnachfrage über Gold-ETFs und ähnliche Produkte gebremst.
Das aber wird sich vermutlich bald ändern - wenn nämlich die Investoren erkennen, dass die Zentralbanken die Hochinflation so bald nicht in den Griff bekommen werden, und die Instabilitäten des weltweiten Kredit- und Geldsystems immer stärker zutage treten und Gold dann als "sicherer Hafen" wieder stärker nachgefragt wird.
Goldangebot und Goldnachfrage weltweit, Q3 2022, in Tonnen
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH
Die Goldschmucknachfrage zog um 13% J/J an und erreichte 581,7 Tonnen (Indien: +17% J/J, China: +5% J/J).
Die Gold-Investmentnachfrage ging insgesamt um 47% J/J zurück auf 123,8 Tonnen. Zwar legte die Goldmünzen und -barrennachfrage um 36% J/J auf 351,1 Tonnen zu (Barren +24% J/J, Münzen +75% J/J). Jedoch schrumpfte die Goldnachfrage der Exchange Traded Funds (ETFs) und ähnlicher Finanzprodukte um 227,3 Tonnen.
Die Goldnachfrage für industrielle Zwecke fiel ebenfalls auf 76,7 Tonnen, ein Rückgang um 8% J/J; vor allem schrumpfte in der Elektronikindustrie (-9% J/J), vermutlich ein Resultat der weltweiten Konjunkturverlangsamung.
Die Goldnachfrage der Zentralbanken war hingegen gewaltig: Sie erreichte 399,3 Tonnen (und Zuwachs von mehr etwa 341% J/J). Die türkische Zentralbank kaufte 31 Tonnen, die Zentralbank von Usbekistan 26 Tonnen, die Zentralbank von Qatar 15 Tonnen - eine "westliche Zentralbank" war offensichtlich nicht dabei.
Das gesamte Goldangebot wuchs nur um 1% J/J auf 1215,2 Tonnen. Dabei wuchs der Minenausstoß um 2% J/J auf 949,4 Tonnen, während das Recycled-Goldangebot um 6% J/J auf 275,8 Tonnen schrumpfte.
Zusammengefasst scheint der Goldmarkt auf Erholungskurs zu sein nach dem merklichen, Pandemie-bedingten Einbruch 2020/2021. Dass vor allem Zentralbanken eine hohe Nachfrage nach Gold gezeigt haben, ist sicherlich auch Ausdruck der wachsenden Zweifel an der Kaufkraft des US-Dollar. Die gestiegenen Zinsen haben zwar die Gold-Investmentnachfrage über Gold-ETFs und ähnliche Produkte gebremst.
Das aber wird sich vermutlich bald ändern - wenn nämlich die Investoren erkennen, dass die Zentralbanken die Hochinflation so bald nicht in den Griff bekommen werden, und die Instabilitäten des weltweiten Kredit- und Geldsystems immer stärker zutage treten und Gold dann als "sicherer Hafen" wieder stärker nachgefragt wird.
Goldangebot und Goldnachfrage weltweit, Q3 2022, in Tonnen
Quelle: World Gold Council, Graphiken Degussa.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH