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Goldene Sinnsuche in der nächsten sinnlosen Bankenkrise

21.03.2023  |  Matt Piepenburg
Jüngste Medienberichte thematisieren Dominoeffekte im Kontext der Silicon Valley Bank (SVB), und das sollten sie auch.

Sei es die SVB als Banken-Metapher für speziell den Technologiesektor oder sei es das jüngst thematisierte Desaster in Kalifornien im Allgemeinen oder aber generell das Thema "Bankenrisiko" – all diese Themen benötigen Einsicht und Aufmerksamkeit, die wir im Folgenden bieten wollen.

Nach einer ersten forensischen Betrachtung des Untergangs der SVB, also fallspezifische Daten und Kräfte, werden wir schnell feststellen, dass die SVB an sich nur ein Symbol für eine deutlich größere Finanz-(und Banken-)Krise ist, in welcher sich fast alle makroökonomischen Kräfte zusammenballen, die wir seit Powells QE > QT-Gesinnungswandel und Streben nach "Volckerhaftigkeit" fortwährend beobachten.

In diesem Zusammenhang lässt sich nur wieder bestätigen: Alles dreht sich ganz allgemein um die US-Notenbank und den Anleihemarkt, und um den USD-Markt im Besonderen. Wie wir seit Jahren feststellen und auch hier wiederholen werden: Am Anleihemarkt spielt die Musik, er ist DAS Ding.

Gegen Ende dieses kurzen Artikels werden wir auch erkennen, dass die SVB nur der Anfang ist. Die Übertragung (Contagion) innerhalb und außerhalb des Bankensektors wird schlimmer werden. Oder direkter formuliert: "Das war doch noch gar nix."

Doch werfen wir zuerst einen Blick auf die Banken im Silicon Valley…


Zwei Bankenpleiten

Den Ereignissen rund um die technologiesektorfreundliche SVB (d.h. deren Schließung durch die US-Bundeseinlagenversicherungsgesellschaft, FDIC) ging tatsächlich eine weitere Bankenpleite voraus – und zwar die der kryptofreundlichen Silvergate Capital Corp, die jetzt auf ihrem Weg in die freiwillige Liquidation ist.

Da die SVB eine deutlich größere Bank (>170 Mrd. an Einlagen) war als die Silvergate (> 6 Mrd. an Einlagen), bekam sie verdienterweise auch das größere Medienecho – und zwar als größte Bankenpleite seit … den Bankenpleiten von 2008.

Anders als bei Lehman oder Bear Stearns waren die jüngsten SVB/Silvergate-Desaster nicht Folge von konzentrierten, gehebelten Wetten/ Krediten, welche nachlässig zu Investment-Grade-Krediten umverpackt worden waren. Nein, Grund waren hier die guten alten Bankruns. Zu Bankruns kommt es, wenn Einleger ihr Geld aus den Banken holen möchten, alle zur selben Zeit. Ein Szenario, vor dem wir seit Jahren warnen und das wir mit einem brennenden Theater verglichen hatten, in dem es nur eine Ausgangstür von der Größe eines Mauselochs gibt.

Natürlich nutzen und hebeln Banken das Geld ihrer Einleger, um Geld – unter Risiko – zu verleihen und zu investieren (weshalb Henry Ford auch vor einer Revolution warnte, sollte die Allgemeinheit begreifen, was Banken tatsächlich so treiben). Heißt auch: Wenn eine Masse von Einlegern ihr Geld plötzlich zurück möchte, und das gleichzeitig, wird dieses Geld einfach nicht da sein.

Gut, aber warum reagierten diese Einleger panisch und wollten aussteigen?

Das lässt sich herunterbrechen auf: Krypto-Ängste, Technologiesektor-Stress und schlechte Bankenpraktiken.


Keinen Hoffnungsschimmer für Silvergate

Silvergate vergab Kredite an Krypto-Unternehmen, die als strahlender Mittelpunkt der Spekulationsparty gefeiert wurden, bis schließlich Sam Bankman-Frieds FTX implodierte und Anleger genug hatten von Kryptobörsen. Nervöse Einleger zogen dann Milliarden ihrer kypto-bezogenen Einlagen ab, gleichzeitig.

Silvergate fehlten natürlich die notwendigen Milliarden, um den Forderungen der Einleger nachzukommen … denn aufgrund ihres operativen Wesens (Mindestreservepraktiken) haben Banken nie das gesamte Geld zur Verfügung, falls es doch auf einen Schlag benötigt werden sollte.

Folglich musste die Bank dringend Aktiva verkaufen. Und so verkaufte sie im Milliardenumfang laufende US-Staatsanleihen, deren Preise in der Zwischenzeit wegen der Powell-Zinserhöhungen stark gelitten hatten.

(Sehen Sie, wie hinter fast jeder Krise ursächlich die Federal Reserve lauert, mit eingezogenem Kopf und mucksmäuschenstill?)

Für den Verkauf von Banken-Assets war das der überhaupt schlechteste Zeitpunkt, und Silvergate sackte sofort in die roten Zahlen – und in Richtung des kalten, dunklen Meeresbodens.

Erst wenn die Untersuchungen des amerikanischen Justizministerium (DOJ) abgeschlossen und die Leistungen des staatlichen Einlagensicherungsfonds der FDIC ausgeschöpft sind, werden wir erfahren, wie "vollständig" die großen Einleger bei Silvergate kompensiert wurden – doch das wird Zeit benötigen und für viele Einleger letztlich auch gewisse Einschnitte bedeuten.


Silicon Valley Bank im Tal der Toten

Was die größeren Katastrophen im Kontext der SVB angeht: SVB betreute meist Start-Ups und Technologiefirmen, mit breitem Fokus auf Start-Ups im Bereich LifeSciences, sprich: die "Einhörner" von gestern und die "Esel" von morgen.

Und diese Einhörner standen natürlich unter Druck: Neben den verbreiteten FTX-Ängsten und einem generell sinkenden Vertrauen in Technologiewunder waren es auch die Powell-Leitzinserhöhungen, die den Tech-Firmen die Finanzierung (oder Kreditverlängerung) erschwerten und verteuerten.

Kurzum: Die volksfesthafte Billigkreditparty für fragwürdige Technologieunternehmen war gerade am Abflauen.

Der erst langsame, dann rapide Niedergang der SVB war gekommen, als Einleger (auf Anraten ihrer Risikokapital-Berater) Milliardenbeträge gleichzeitig abhoben, die die SVB (und Silvergate) nicht bereitstellen konnte – auch nicht nach dem extrem verlustreichen Verkauf eigener UST-Aktivposten, mit denen die frühen Abhebungen finanziert und um die die Nachzügler geprellt wurden.

Kurzum: Wie bei allen Ponzi-Schemes können auch Banken, die unter einem "Run" leiden, nicht alle entschädigen. Nur die Ersten cashen aus. Also die schnellsten Läufer im brennenden Theater.



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