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Fed-Entscheid: US-Zinssteigerungszyklus könnte vorbei sein

22.03.2023  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Um weitere 0,25 Prozentpunkte hat der Offenmarktausschuss der US-Zentralbank (Fed) am 22. März 2023 den amerikanischen Leitzins angehoben - auf eine Bandbreite von jetzt 4,75-5,00 Prozent.

Die Fed hat zudem ihre Wachstumsprognose für 2023 kräftig gesenkt gegenüber der Dezember-Schätzung (auf 0,0-0,8% von 0,4-1,0%), die Inflationsprognose etwas erhöht (auf 3,0-3,8% von 2,9-3,5%).

Die Fed scheint nun abwarten zu wollen, wie sich die weitere "Datenlage" entwickelt, und das legt nahe, dass das Ende des Zinserhöhungszyklus vermutlich jetzt erreicht sein könnte (oder doch in greifbarer Nähe liegt).

Die Worte von Chairman J. Powell ließen insbesondere erkennen, dass die Geldpolitiker sensibilisiert sind für eine mögliche Kreditklemme als Folge der Bankenturbulenzen.

Dabei ist zu beachten, dass die Zinserhöhungen mit einer Zeitverzögerung wirken. Die restriktive Wirkung im laufenden Zinssteigerungszyklus hat sich folglich noch gar nicht vollumfänglich entfaltet - und die Wahrscheinlichkeit, dass die Zinsschraube bereits doch zu stark angezogen worden sein könnte, ist damit nicht von der Hand zu weisen.

Dass sich in der US-Volkswirtschaft die ersten Folgen der (in recht kurzer Zeit stark) erhöhten Zinskosten bereits zeigen, sieht man beispielsweise an den jüngsten Turbulenzen im US-Bankenmarkt und den Notkrediten, die die Fed einzelnen Banken verabreicht.

Zudem sollte nicht übersehen werden, dass die reale (das heißt: inflationsbereinigte) Geldmenge M2 bereits stark fällt - allein im Januar 2023 ging sie um etwa 7,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. Und das dürfte noch eine beträchtliche konjunkturelle Bremswirkung entfalten.

Das Wachstum der Bankenkredite befindet sich - nach Abzug der Inflation - ebenfalls im Negativbereich, und das war in der Vergangenheit meist ein Hinweis auf wirtschaftliche Kontraktion. Die Probleme der kleinen und mittleren Regionalbanken dürften das Kreditangebot noch weiter verknappen.

Die Rückkehr von einen viele Jahre währenden extremen Niedrigzinsumfeld zu "normalen Zinsen“ geht eben nicht schmerzfrei ab (vor allem dann nicht, wenn die Zinsen in kurzer Zeit stark angehoben werden). Niedrige Inflation wird vielmehr nicht ohne Rezession, (Banken-)Pleiten und Finanzmarktturbulenzen zu haben sein.

Es ist leider wahrscheinlich, dass - im Fall der Fälle - das Ziel, die Inflation herunterzubringen, zur Nebensache wird, und zwar dann, wenn der US-Bankensektor weiter in eine Liquiditäts- oder gar in eine Insolvenzkrise rutschen sollte.


Empfehlung

Die Probleme im US-amerikanischen Bankenmarkt sind im Grunde ein Weckruf, die Risiken im international ungedeckten Geldsystem nicht zu übersehen. Die Finanzmärkte preisen bereits erhebliche Fed-Zinssenkungen ein - weil entweder eine Konjunkturverlangsamung erwartet und/oder eine Verschärfung der Bankenkrise befürchtet wird.

Vor diesem Hintergrund sehen wir in physischem Gold und Silber "sichere Häfen" in unsicheren Zeiten. Wir empfehlen (gerade Anlegern aus dem Euroraum), die aktuellen Marktpreise für Gold und Silber für den Auf- und Ausbau von physischen Edelmetallpositionen zu nutzen.

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© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel GmbH



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