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Gute Gründe für Gold, die Sie kennen sollten

16.04.2023  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Aus Sicht von Kapitalanlegern gibt es gute Gründe, Gold im Portfolio zu halten. Die Chancen stehen sehr gut, dass sich das gelbe Metall als risikosenkend und renditesteigernd erweisen wird. In vielen Gesprächen und Diskussionen ist mir aufgefallen, dass eine ganze Reihe Anleger häufig nicht weiß, wie sich der Goldpreis in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat. Deshalb hier einige Zahlen:

Wer im Januar 1999 Gold in Euro gekauft und es bis heute gehalten hat, der konnte einen Wertzuwachs (in Euro gerechnet) von durchschnittlich 8,6% pro Jahr verbuchen. Zum Vergleich: In dieser Zeit erzielte der DAX 4,7 Prozent, der S&P 500 5,1% und ein US-Aktienmarkindex, der die Rei-Investition der Dividenden berücksichtigt, 7,2 Prozent. Und wer 1971 Gold in US-Dollar erworben hat, wurde mit einer Rendite von 8% pro Jahr belohnt.

So gut hat keine andere Währung abgeschnitten, auch nicht unter Berücksichtigung der üblichen Verzinsung auf dem Bankkonto – und Gold ist, und mit dieser Einschätzung bin ich nicht allein, eine Währung, ist eine Geldart.

In der Vergangenheit hat es natürlich auch Phasen gegeben, in denen der Goldpreiszuwachs nicht so ausgeprägt war. Beispielsweise von Anfang 2013 bis März 2023: Hier lag er im Jahresdurchschnitt bei 2,8%. Aber, wie gesagt, in der langen Sicht hat das Gold einen beträchtlichen Wertzuwachs hingelegt. Es hat nicht nur seinen Besitzer für die Inflation der Konsumgüterpreise entschädigt, sondern auch noch einen realen Wertzuwachs erzielt.

Für diesen Befund gibt es eine Erklärung: Über die Jahre hinweg gesehen, hat der Goldpreis immer höhere Niveaus erklommen, er ist einem steigenden Trend gefolgt. Das zwar nicht ohne Rückschläge, nicht ohne Durststrecken für den Goldbesitzer sozusagen, aber seit den frühen 1971er Jahren, als der Goldpreis freigegeben wurde, ist er im Trendverlauf über die Zeit angestiegen.

Warum? Das Gold wird nach wie vor "geldnah" gehandelt, es gilt vielen Menschen auf der Welt immer noch als sicherer Hafen, als die Ersatzwährung für die offiziellen ungedeckten Währungen wie US-Dollar, Euro & Co. Und physisches Gold ist relativ knapp.

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts bis heute liegt der jahresdurchschnittliche Zuwachs der Goldfördermenge bei nur etwa 2 Prozent. Mitunter schwankt die Jahresproduktion zwar stark, schlägt nach oben und unten aus, aber im Durchschnitt wächst die Goldmenge um nicht mehr als 2 Prozent pro Jahr. Die Zentralbanken weiten die ungedeckte Geldmenge viel stärker aus. In den USA waren es seit 1960 7,1% pro Jahr im Durchschnitt – also 3½ mal so stark wie der Zuwachs der Goldproduktion. Im Euroraum waren es seit 1981 6,4 Prozent pro Jahr im Durchschnitt – also auch hier 3,2 mal so stark wie die Goldproduktion pro Jahr im Schnitt zugelegt hat.

Gold wurde so gesehen relativ knapp im Vergleich zur ungedeckten Geldmenge, und das unterstützte tendenziell den Marktpreis des gelben Metalls, in US-Dollar und auch anderen Währungen gerechnet. OK, das war die Vergangenheit. Wie sieht es künftig aus?

Angesichts der Probleme in der internationalen Kredit- und Geldarchitektur ist zu befürchten, dass die Geldmengenvermehrung durch die Zentralbanken immer ungehemmter wird, die relative Knappheit des Goldes weiter zunimmt – und damit tendenziell auch der Goldpreis steigt.

Es sind vor allem vier konkrete Aspekte, die das Gold unter diesen Bedingungen für Anleger attraktiv machen:

Erstens: Gold lässt sich nicht beliebig und ohne große Kosten vermehren. Also ganz anders als das heutige ungedeckte Geld, das Fiatgeld, das sprichwörtlich durch Knopfdruck jederzeit und in jeder gewünschten Menge erzeugt werden kann. Die relative Knappheit des Goldes ist ein Grund – neben seinen physischen Eigenschaften –, warum es sich über die Jahrtausende nicht nur als Geld, als Zahlungsmittel, bewährt hat, sondern vor allem auch als Wertaufbewahrungsmittel.

Zweitens: Anders als Bankguthaben trägt Gold kein Kontrahenten- beziehungsweise Ausfallrisiko. Wenn eine Bank Pleite geht, und die Einlagen sind nicht versichert, kann die Bankeinlage verloren gehen. (Das wäre der Fall, wenn der Verkaufserlös aus den Vermögenswerten der Bank nicht ausreicht, alle verbliebenen Verbindlichkeiten zu decken.) Ein solches Risiko trägt Gold nicht.

Drittens: Die Verwendbarkeit des Goldes in Form von Münzen und Barren hängt nicht von den Öffnungszeiten der Banken, Finanzinstitute und Börsenplätzen ab. Und auch wenn der Strom mal versagt, das Online-Banking nicht verfügbar sein sollte, kann das Gold seine Zahlungsmitteldienste erfüllen.

Viertens: Betrachtet man die Goldnachfrage, so stellt man fest, dass das gelbe Metall nicht nur für Geld- und Wertaufbewahrungszwecke nachgefragt wird, sondern auch für industrielle Verwendungen. Das wiederum macht es sehr wahrscheinlich, dass der Marktwert des Goldes nie auf null fallen, dass das Gold niemals zum Totalverlust werden wird, selbst wenn es nicht mehr für Gelddienste nachgefragt werden sollte.

Heutzutage denken viele Menschen (und zwar die in den westlichen Ländern, sollte ich hinzufügen, nicht so die in den aufstrebenden Volkswirtschaften wie China, Indien und anderen), Gold habe sich überlebt, man brauche es nicht mehr im Portfolio, vor allem nicht in Zeiten des elektronischen beziehungsweise digitalen Zahlungsverkehrs.

Doch diese Einschätzung ist nicht gut begründet.

Vor allem nicht weil das heutige, weltweit vorzufindende Geldsystem ein Fiatgeldsystem ist, in dem Geld nach politischer Willkür erzeugt wird, ein System, das schon sehr häufig in der Währungsgeschichte ausprobiert wurde und immer wieder gescheitert ist. Anders gesagt: Das Fiatgeldsystem ist die Ausnahme, Edelmetallgeld ist die Norm in der Menschheits- und Währungsgeschichte.

Das heutige Fiatgeldsystem wird erst seit ungefähr 50 Jahren praktiziert. Das ist für uns Menschen natürlich bereits eine lange Zeit. Aber Währungsgeschichtlich gesehen ist es doch nur eine sehr kurze Zeit; und man stellt fest, dass das Edelmetallgeld – Gold und Silber – das Richtmaß ist, dass Gold und Silber die Geldarten waren, die sich immer wieder durchsetzten und bewährten, und die nur durch die mutwilligen Eingriffe seitens der Staaten und Regierungen den Menschen genommen wurden, aber selbst dadurch nie ihren Tauschwert eingebüßt haben.

Wer heute sein Kapital anlegt, um es zu erhalten, oder es zu vermehren, der sollte folgendes beherzigen.

Erstens: Als Anleger ist man gut beraten, stets verschiedene Zukunftsszenarien zu durch- und zu überdenken, nicht auf das Eintreffen eines Szenarios alles zu setzen. Das schärft das Risikobewusstsein, eröffnet Chancen und hält zu umsichtigem Handeln an, verringert unnötige Anlagefehler.

Zweitens: Für die meisten Kapitalanleger ist es ratsam, ein gewisses Maß an Diversifizierung bei seinen Anlagen zuzulassen, also sprichwörtlich nicht alle Eier in einen Korb zu legen, sondern sein Vermögen auf verschiedene Anlagemedien aufzuteilen. Das kann zwar Rendite kosten, aber es schützt auch vor übermäßigen Kapitalverlusten.

Drittens: Nehmen sie das Inflationsrisiko ernst, arbeiten sie mit der Hypothese, dass die Kaufkraft von US-Dollar, Euro & Co immer weiter absinkt – anders gesagt: misstrauen Sie den offiziellen Währungen. Das weltweite Fiatgeldsystem ist längst in Schieflage geraten, und das verspricht nichts Gutes für die Kaufkraft der offiziellen Währungen.

Kurzum: Halten Sie zumindest einen Teil ihres Vermögens in physischem Gold in Form von Münzen und Barren, und an dieser Stelle füge ich hinzu: halten Sie auch etwas physisches Silber. Natürlich habe ich keine Kristallkugel, mit der ich in die Zukunft sehen kann. Aber ich denke, dass es gute ökonomische Gründe gibt, weiterhin auf die Wertaufbewahrungsfunktion insbesondere von physischem Gold zu setzen, deshalb auch dieses kurze Plädoyer für Gold.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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