Ein kurzer Aufsatz über die Geschichte des US-amerikanischen Goldgeldes
29.05.2023 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Quelle: Federal Reserve Bank of St. Louis, Refinitiv; Graphik Degussa.
Während im Ersten Weltkrieg viele Nationen die Goldeinlösbarkeit ihrer Währungen einstellten, hielten die Amerikaner dem Gold die Treue: US-Dollar Banknoten und Giroguthaben konnten weiterhin beim Geldemittenten in Gold umgetauscht werden.
Am 5. April 1933 jedoch unterzeichnete US-Präsident Franklin D. Roosevelt (1882–1945) "Executive Order 6102". Damit wurde ab 1. Mai des gleichen Jahres den US-Bürgern verboten, Gold in Form von Münzen, Barren oder Gold-Zertifikaten zu besitzen. Das Gold war bei den Geschäftsbanken gegen Erhalt von US-Dollar-Banknoten und Guthaben abzuliefern und wurde dem US-Schatzamt ausgehändigt. Mit dem Gold Reserve Act im Jahr 1934 wertete Roosevelt dann auch noch den Dollar ab gegenüber dem Gold: 35 US-Dollar entsprachen fortan 1 Feinunze Gold, der Greenback wurde folglich um 40 Prozent gegenüber dem gelben Metall abgewertet.
Foto: Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG.
Nach dem Zweiten Weltkrieg regelte das System von Bretton Woods die internationalen Währungsbeziehungen. Der US-Dollar war die Reservewährung, alle anderen Währungen waren mit einem festen Wechselkurs an den US-Dollar gebunden und waren konvertibel. Es handelte sich um einen Dollar-Devisen-Standard, der die Bedeutung des Goldgeldes stark herabsetzte.
So galt die Einlösbarkeit der Währungen in Gold nur für die Vereinigten Staaten von Amerika und auch nur für Transaktionen im Außenwirtschaftsverhältnis, die zwischen den nationalen Zentralbanken abgewickelt wurden. Das System von Bretton Woods litt bald zusehends unter der inflationären Geldpolitik der Amerikaner: Immer mehr Dollar wurden ausgegeben, die keine Golddeckung hatten.
Die Attraktivität des US-Dollar schwand daraufhin. Als immer mehr Nationen ihre US-Dollar in Gold eintauschen wollten, befürchtete man die Zahlungsunfähigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika in Gold. US-Präsident Richard Nixon (1913–1994) zog schließlich die Notbremse: Am 15. August 1971 erklärte er in einer Fernsehansprache, dass der US-Dollar "vorübergehend" nicht mehr in Gold einlösbar sei. Dabei ist es bis auf den heutigen Tag geblieben.
Durch die Entscheidung der US-Administration wurde der US-Dollar zu ungedecktem Geld, zu Fiatgeld, und gleichzeitig wurde damit auch ein weltweites Fiatgeldsystem aus der Taufe gehoben: Ein Geldsystem, in dem die Geldmenge im Grunde jederzeit in jeder beliebigen Menge ausgeweitet werden kann.
Zwar schließt hier und jetzt dieser Aufsatz, aber die (kurze) Geschichte des US-amerikanischen Goldgeldes ist deshalb natürlich noch nicht zu Ende.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH
¹ Häufig wird das Gresham’sche Gesetz verkürzt darstellt, und zwar mit der Aussage: Das schlechte Geld verdrängt das gute Geld. Entscheidend ist jedoch, dass der Staat ein Austauschverhältnis festlegt, das nicht den Marktrelationen entspricht. Dann stellt sich die Situation ein, dass das eine Geld gegenüber dem anderen Geld überbewertet (beziehungsweise unterbewertet) ist. Und nur unter dieser Bedingung verdrängt das vom Staat überbewertete ("schlechte") Geld das vom Staat unterbewertete ("gute") Geld.