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Sir Isaac Newton und sein Einfluss auf das Silber- und das Goldgeld

10.06.2023  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Großbritannien wurde durch Newtons Entscheidung also auf einen Goldstandard gebracht. Im Jahr 1797, im Zuge des ersten Napoleonischen Krieges, suspendierte dann jedoch die Bank von England die Goldeinlösbarkeit ihrer Banknoten – weil sie nicht mehr genug Gold besaß, um die Umtauschwünsche der Banknotenhalter vollumfänglich zu bedienen. Im Jahr 1816 wurde beschlossen, das Pfund Sterling in Gold zu definieren. Damit war Großbritannien nun auch offiziell auf einem Goldstandard.

Erst 1821 wurde jedoch die Goldeinlösbarkeit der Pfundnoten wieder hergestellt. In vielen anderen Regionen der Welt wurde Silber jedoch weiterhin als Geld verwendet. Beispielsweise war der US-Dollar durch das Münzgesetz von 1792 in Feingewicht Gold und Silber definiert. Übrigens waren die Vereinigten

Staaten von Amerika von 1792 bis 1834 de facto auf einem Silberstandard: Man hatte nämlich das Silber offiziell überbewertet gegenüber dem Gold, und sogleich machte sich das Greshamsche Gesetz bemerkbar: Das überbewertete Silber wurde als Geld verwendet, das unterbewertete Gold verschwand aus dem Zahlungsverkehr.

Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts gingen immer mehr Länder der Welt zu einem Goldstandard über, sie ersetzten offiziell das Silbergeld durch das Goldgeld, folgten der Vorgabe Großbritanniens, das zu dieser Zeit nahezu unangefochten die bedeutendste Wirtschafts- und Militärmacht der Welt war. Ein Grund waren auch die Goldfunde in Kalifornien (ab 1848) und Australien (ab 1851), die das weltweite Goldangebot vergrößerten – und das Gold zu einem "billigen" Geld machten.

Beispielsweise wurde im Deutschen Reich mit dem Gesetz vom 4. Dezember 1871 die Mark als Goldwährung des neuen Staates definiert ("Reichsgoldwährung"). Eine Mark entsprach 0,358423 oder 1000/2790 Gramm Feingold. Silbergeld verblieb hier nur in Form von Scheidemünzen (das heißt in Form von Münzen, deren Metallwert geringer war als ihr gesetzlicher Nominalwert, sie hatten einen Feingehalt von lediglich 900/1000). Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs im August 1914 war Gold sozusagen ganz offiziell das Weltgeld.

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Quelle: US Geological Survey, Refinitiv; Berechnung Degussa.
Bis Anfang der 1970er Jahre war der Preis des Goldes in US-Dollar fixiert, der Silberpreis war hingegen ein freier Marktpreis. Vor 1971 erklären sich also die Schwingungen im Gold-Silber-Verhältnis allein durch die Silberpreisänderungen. Der Anstieg der Zeitserie ab 1971 zeigt, dass der Goldpreis im Schnitt stärker gestiegen ist als der Silberpreis.


Vor diesem Hintergrund kann man also durchaus sagen, dass der englische Physiker Issac Newton das Goldgeld populär gemacht und das Silbergeld verdrängt hat, vermutlich ungewollt, durch einen obrigkeitlichen Markteingriff. Die ökonomische Eignung des Silbers, die Gelddienste zu erfüllen, steht dessen ungeachtet außer Frage. Silber war und ist so gesehen nach wie vor unterschätzt, und so gesehen haben Edelmetallanleger durchaus gute Gründe, auf eine Renaissance des Silbergeldes zu setzen. – Übrigens gelang es dem Goldgeld nicht überall, das erfolgreiche Silbergeld zu verdrängen.

Man denke nur einmal an die Mark Banco, die Silber-Recheneinheit, die die Hamburger Kaufmannschaft 1621 einführte, und die bis 1873, also gut 250 Jahre, ihre Dienste erfolgreich verrichtete. Auch ihr wurde dann allerdings der ungehemmte staatliche Markteingriff in das Geldwesen zum Verhängnis. Doch davon mehr in der nächsten Ausgabe des Degussa Marktreport in zwei Wochen!


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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