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Die US-Geldmenge schrumpft. Das sind die Gründe – und die Folgen für Anleger

12.06.2023  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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“In the end banking is a very good business unless you do dumb things. You get your money extraordinarily cheap, and you don't have to do dumb things. But periodically banks do it, and they do it as a flock, like international loans in the 80s.” - Warren E. Buffett

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Quelle: Refinitiv; Graphik Degussa. *Nominales Wachstum abzüglich der Jahresänderung der Konsumgüterpreise.
Das Bankkreditwachstum hat sich stark abgeschwächt, ist aber noch positiv. Es trägt also zur Ausweitung der Geldmenge M2 bei. In realer Rechnung ist das Bankkreditangebot allerdings seit Monaten negativ – und das war in der Vergangenheit häufig verbunden mit einer Rezession.


Inflationsdruck sinkt

Was bedeutet die schrumpfende Geldmenge für die künftige Preisentwicklung? Um diese Frage zu beantworten, bietet es sich an, den Blick auf den sogenannten "Geldmengenüberhang" zu richten. Der Geldmengenüberhang (den man schätzen muss) repräsentiert die bereits erfolgte Geldmengenausweitung, die noch nicht durch steigende Güterpreise und/oder ein steigendes Güterangebot absorbiert wurde. Abb. 5 zeigt den Geldmengenüberhang auf Basis der US-Geldmenge M2 bis zum ersten Quartal 2023. Wie zu erkennen ist, hat sich der Geldmengenüberhang in den letzten Quartalen stark zurückgebildet, er liegt nur noch bei etwa 2,1 Prozent.

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Quelle: Refinitiv; Graphik Degussa.
Der US-Geldmengenüberhang betrug Ende des ersten Quartals 2023 2,1 Prozent. Nimmt die nominale Geldmenge weiter ab, so bedeutet das starken Abwärtsdruck auf die künftigen Güterpreise und/oder die Konjunktur.


Der Geldmengenüberhang kann sich abbauen durch steigende Güterpreise und/oder ein steigendes Güterangebot. Beispielsweise fiele er auf null Prozent, wenn die Wirtschaft um 2,1 Prozent zulegt und die Preisinflation auf null Prozent fällt; oder wenn die Wirtschaft stagniert und die Güterpreise um 2,1 Prozent steigen. Man erkennt: Der Inflationsdruck, der aus der vorhandenen Geldmengenversorgung rührt, ist mittelweile stark vermindert – beziehungsweise eine weitere Schrumpfung der Geldmenge könnte künftig sogar negative Inflationsraten bewirken (also fallende Güterpreise).

Zudem ist hier zu beachten, dass die Zinspolitik mit einer Zeitverzögerung wirkt. Das heißt, die gesamte Wirkung der Zinskostenverteuerung ist noch nicht vollumfänglich in Erscheinung getreten. Angesichts der bereits abnehmenden Geldmenge, verbunden mit einem sich abschwächenden Bankkreditwachstum, gibt es gute Gründe für die Vermutung, die US-Zentralbank könnte die Zinsschraube bereits zu stark angezogen haben.


Physisches Gold als Versicherung

Das Ergebnis der voranstehenden Überlegungen ist: (1.) Die monetäre Entwicklung in den USA wird sehr wahrscheinlich zu einem starken Abwärtsdruck auf die Güterpreisinflation führen. (2.) Dieser Effekt wird zudem vermutlich mit einer deutlichen Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit verbunden sein. Damit tritt auch ein Risikoszenario in Erscheinung: und zwar "ein deflationärer Schock". Eine Deflation ist das Gegen-Phänomen zur Inflation, die Deflation bezeichnet den fortgesetzten Rückgang der Güterpreise auf breiter Front, eine in der Geschichte des ungedeckten Geldes aber äußerst seltene Erscheinung.

Denn in einem ungedeckten Geldsystem hat die Zentralbank die Möglichkeit, die Geldmenge quasi jederzeit in jeder beliebigen Menge auszuweiten. Und in Zeiten der Bedrängnis sind Regierende und Regierte gleichermaßen geneigt, in der Vermehrung der Geldmenge und niedrigeren Zinsen die Politik des vergleichsweise kleinsten Übels zu erblicken. Daher ist auch die Inflation (Kaufkraftentwertung des Geldes), nicht die Deflation (Kaufkraftmehrung des Geldes) das weitaus wahrscheinlichere Szenario.

Daher macht es auch Sinn für Anleger, auf physisches Gold zu setzen. Denn das Gold kann keinen Zahlungsausfall erleiden, noch kann die Geldpolitik den Tauschwert des Goldes durch das Anwerfen der elektronischen Notenpresse schmälern.


Kupfer, Gold und der Zins

Das Preisverhältnis von Kupfer zu Gold (in USD gerechnet) hatte in der Vergangenheit eine relativ enge Verbindung zum langfristigen US-Zins: Stieg (fiel) das Kupfer-Gold-Preisverhältnis, stieg (fiel) der Zins. Und zumindest ab 2020 scheint das Kupfer-Gold-Preisverhältnis einen gewissen Vorlauf gegenüber dem Zins gehabt zu haben. Am aktuellen Rand gibt das Kupfer-Gold-Preisverhältnis nun deutlich nach (da der Kupferpreis gefallen und der Goldpreis gestiegen ist) – und signalisiert damit, dass die erhöhten US-Zinsen (bald) wieder deutlich fallen könnten. Eine Einschätzung, die wir für recht plausibel halten.

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Quelle: Refinitiv; Berechnungen Degussa.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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