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US-Feiertag liefert Konsolidierung – Deutschland: Geschäftsklimaindex der Chemiebranche und Mittelstandsbarometer brechen ein

05.07.2023  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0878 (05:51 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0876 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde: Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 144,51. In der Folge notiert EUR-JPY bei 157,20. EUR-CHF oszilliert bei 0,9761.


Märkte: US-Feiertag liefert Konsolidierung

Der US-Feiertag, der geringere Liquidität durch weniger die Märkte bewegende Marktteilnehmer (US-Hedgefonds & Co.) zur Folge hatte, als auch die Daten und Nachrichten forcierten gestern eine Konsolidierung an den internationalen Finanzmärkten. Nach den freundlichen Aktienmärkten zuvor dominierten Gewinnmitnahmen.

Der gestern veröffentlichte Datenpotpourri unterstützte diese Entwicklung. Die Einkaufsmanagerindices in China, Indien, Japan und Kanada lieferten negative Tendenzen. Brasilien stach dagegen mit stärker als erwarteter Industrieproduktion positiv hervor, während sich Thailand auf eine Deflationsdebatte einstellen darf. Der "Globale Süden" schlägt sich deutlich besser als der Westen.

Auch der Wirtschaftskonflikt, der von den USA losgelöst von allen WTO-Regeln gegen China geführt wird, in dem die USA massiven Druck auf Verbündete ausüben, die US-Politik zu flankieren, stellt fortgesetzt einen Belastungsfaktor für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte dar. China beginnt, sich zu wehren. Die von China per August verfügten Maßnahmen zur Kontrolle des Exports von wichtigen Rohstoffen für den Technologiesektor seien laut Medienberichten nur ein möglicher Anfang. Es handele sich um einen durchdachten Schachzug (China Daily).

Sollten die Beschränkungen für Chinas Hochtechnologiesektor weiter seitens der USA und der Verbündeten der USA forciert werden, würde China mit weiteren Gegenmaßnahmen reagieren. Die Daten aus Deutschland lieferten fortgesetzt negative Entwicklungen, ob enttäuschende Handelsbilanzdaten oder Geschäftsklimaindices und Stimmungsbarometer (siehe unten). Entscheidend ist, dass diese schwachen Daten nicht notwendig auf die großen deutschen Unternehmen übertragbar sind, denn diese Unternehmen haben bereits große Teile ihrer Aktivität international diversifiziert.

Jedes weitere negative Konjunktur-, wichtiger noch jedes negative Strukturdatum Deutschlands forciert verstärkte Aktivitäten in der Standortverlagerung zu Lasten Deutschlands und zu Gunsten des Rests der Welt. Das sind die "physikalischen" Gesetze der Ökonomie.


Deutschland: Geschäftsklimaindex der Chemiebranche bricht ein

Der vom IFO-Institut ermittelte Geschäftsklimaindex brach per Juni von zuvor -12,5 auf -28,3 Punkte ein. Der Index der Geschäftserwartungen sackte von -5,5 auf -25,6 Zähler. Die Bewertung der aktuellen Lage stellte sich auf -31 Punkte, den schwächsten Wert seit Juni 2020 (Corona). Hinsichtlich der zukünftigen Inflationsentwicklung bahnt sich Entspannung an. Die Mehrheit der befragten Unternehmen plant, Preise zu senken.

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Kommentar: Die Situation für die deutsche Wirtschaft wird täglich kritischer. Die Warnungen an die Politik seitens der Verbände kamen spät. Politische Korrektheit und Opportunismus liefern keine Lösungsansätze. Das Thema Verlagerung der Produktionsstätten wird täglich akuter.


Deutschland: KfW-Mittelstandsbarometer eingebrochen – Einbruch bei Großunternehmen

Das Stimmungsbarometer der kleinen und mittleren Unternehmen, das in Kooperation von der KfW und dem IFO-Institut ermittelt wird, ist im Juni von zuvor -6,4 auf -11,8 Punkte eingebrochen. Es handelte sich um eine branchenübergreifende Entwicklung. Grund für den Stimmungsabfall sind die Geschäftserwartungen. Dieses Barometer brach um 7,3 auf minus 21,7 Zähler ein. Auch die Lage wurde negativer beurteilt. Dort doch fiel der Rückgang mit 3,2 auf minus 1,1 Punkte weniger stark aus.

Noch sportlicher als im Mittelstand geht es mit der Stimmung der Großunternehmen in den Keller: Hier gab der Geschäftsklimaindex um 9,4 auf minus 26,0 Punkte nach.

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Kommentar: Die Situation für die deutsche Wirtschaft wird täglich kritischer. Pragmatismus und nicht Ideologie ist in der politischen Arena zwingend erforderlich. Seit mehr als zwölf Monaten werden die mahnenden Stimmen ignoriert. Bleibt das so? Können wir uns das leisten?


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden: Deutschland unter Druck

Eurozone: Deutsche Handelsbilanz verfehlt Erwartungen – Kommentar!

Deutschland: Die Handelsbilanz wies per Mai einen Überschuss in Höhe von 14,4 Mrd. EUR aus (Prognose 17,5 Mrd. EUR). Im Vormonat lag der Überschuss bei 16,5 Mrd. EUR (revidiert von 18,4 Mrd. EUR. Exporte sanken im Monatsvergleich um 0,1% (Prognose +0,3%), während Importe um 1,7% zulegten.

Kommentar: Sollten die deutschen Unternehmen Produktionsstätten im größeren Stil verlagern, ein Prozess der sich gerade verstärkt, würden sich markante Veränderungen in der deutschen und europäischen Handelsbilanz ergeben, die zu chronischen Defiziten führen könnten und Auswirkungen auf die Bewertung des Euros zeitigen würden. Daraus ergäbe sich das Problem der importierten Inflation (Negativspirale).


Kanada: PMI etwas schwächer, aber so viel besser als in Europa!

Der Einkaufsmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes stellte sich per Juni auf 48,8 nach zuvor 49,0 Punkte.


Brasilien: Industrieproduktion setzt positiven Akzent

Die Industrieproduktion verzeichnete per Mai im Jahresvergleich einen Anstieg um 1,9% (Prognose 1,1%) nach zuvor -2,7%.


China: Caixin Dienstleistungs-PMI schwächer

Der von Caixin ermittelte Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungssektors sank per Juni von 57,1 auf 53,9 Zähler.


Japan: PMIs geringfügig schwächer

Der von der Jibun Bank berechnete Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungssektors stellte sich per Juni auf 54,0 nach 54,2 Punkten. In der Folge lag der Composite Index bei 52,1 nach zuvor 52,3 Zählern.


Indien: PMI schwächer, aber Niveau bleibt sehr hoch

Der PMI des Dienstleistungssektors stellte sich per Juni auf 58,5 (Prognose 60,2) nach zuvor 61,2 Punkten.


Thailand: Demnächst Deflationsdebatte?

Die Verbraucherpreise nahmen per Juni im Jahresvergleich um 0,23% (Prognose -0,10%) nach 0,53% zu. Die Kernrate legte im Jahresvergleich um 1,32% (Prognose 1,40%) nach 1,55% zu.

Derzeit ergibt sich für das Währungspaar EUR/USD eine neutrale Haltung. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1,0650 – 1,1100 eröffnet neue Trendsignale.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe



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