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Märkte: Konsolidierung – Bundesbank: Wirtschaft hat Rezession beendet

18.07.2023  |  Folker Hellmeyer
Grundlegende Reform der privaten Altersvorsorge 2024? – EU: "Partner der Wahl" für Lateinamerika und Karibik

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1254 (05:43 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1204 im europäischen Geschäft markiert wurde: Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 138,58. In der Folge notiert EUR-JPY bei 155,97. EUR-CHF oszilliert bei 0,9663.


Märkte: Konsolidierung dominiert

Die Finanzmärkte haben die Konsolidierung, die am Freitag einsetzte, am Montag weitgehend fortgesetzt.

Anfangs dominierten an den Aktienmärkten Abverkäufe, die in Teilen (Europa) wiederaufgeholt wurden. US-Märkte konnten sich am Ende mit Gewinnen aus dem Tagesgeschäft verabschieden. Ex Hongkong und China zeigt sich Fernost heute früh in stabiler bis freundlicher Verfassung. An den Rentenmärkten ergab sich milde Entspannung. Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe stellt sich heute früh auf 2,44% (Vortag 2,48%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe 3,79% bringt (Vortag 3,81%).

Der USD bleibt unter Druck. Der EUR konnte in der Spitze gegenüber dem USD bis auf 1.1260 zulegen. Im Zuge der USD-Schwäche profitierten die edlen Metalle. Gold und Silber gewannen an Boden. Es sind eben Währungen ohne Fehl und Tadel.


Exkurs: Traktionsanalyse – EZB-Zinserhöhungen – Wirkungen auf Rendite am Kapitalmarkt

Vor Monaten haben wir eine Traktionsanalyse der voraussichtlichen Renditeentwicklung der Bundesanleihe bei weiteren EZB-Zinserhöhungen gemacht, die eine Annäherung an das wahrscheinliche Szenario anbot und bisher zutreffend war. Ziel der Traktionsanalyse war und ist, der Verunsicherung in der Realwirtschaft hinsichtlich des neuen Zinshabitats entgegenzuwirken. Das Ergebnis der Traktionsanalyse impliziert, dass sich circa 60% einer Leitzinserhöhung am Kapitalmarkt (Laufzeit 10 Jahre) niederschlagen. Nachfolgend bieten wir Ihnen vor diesem Hintergrund zwei Szenarien an (Annäherungen):

Eine absehbare EZB-Leitzinserhöhung auf 4,25% lieferte vor diesem Hintergrund einen Anstieg des Kapitalmarktzinsniveaus auf circa 2,60%. Eine weitere wahrscheinliche Erhöhung des Leitzinses auf 4,50% führte dann zu einem Potential bis zu 2,75% am Kapitalmarkt. Sollten sich die Inflations- und damit die Zinserwartungen verringern, bestünde die Möglichkeit, dass diese Niveaus nicht erreicht werden.


Bundesbank-Monatsbericht: Die deutsche Wirtschaft hat Rezession beendet

Die deutsche Wirtschaft hat ihre Rezession nach Prognose der Bundesbank angesichts nachlassender Lieferengpässe gekoppelt mit soliden Auftragspolstern, sinkender Inflation, steigender Löhne, solider Dienstleister und einem gut verfassten Arbeitsmarkt beendet. Die deutsche Wirtschaftsleistung dürfte im 2. Quartal 2023 wieder leicht gestiegen sein (Vorquartale BIP -0,5% und -0,3% im Quartalsbericht).

Kommentar: Wir warten auf die Zahlen. Kurzfristige Konjunkturschwankungen können Wachstum im 2. Quartal gewährleisten. Entscheidender für den nachhaltigen Erfolg der Wirtschaft sind strukturelle Maßnahmen, die die Konkurrenzfähigkeit des Standorts wiederherstellen. Die Freude ob des Moments sollte den Blick auf das Ganze nicht verstellen. Deutschland: Grundlegende Reform der privaten Altersvorsorge 2024?

Das Bundesfinanzministerium will 2024 die private Altersvorsorge reformieren. Eine Expertengruppe hat Empfehlungen formuliert. Um junge Menschen und mehr Bevölkerungsschichten zu erreichen, sollten ergänzende Zulagen genutzt werden. Die Produkt- und Bürokratieanforderungen müssten vereinfacht werden (Kosten). Der Wettbewerb zwischen den Anbietern sollte gestärkt werden (Wechsel). Die Kosten müssten transparenter und unterschiedliche Angebote vergleichbarer werden. Für Bestandskunden von Riester-Verträgen dürfte sich nichts ändern.

Kommentar: Die Expertengruppe hat sinnvolle Vorschläge formuliert. Das Thema Zulagen wird eine entscheidende Größe sein (z.B. bei Geburt staatliches Anfangskapital?).

Vor einer Reform der privaten Altersvorsorge plant Finanzminister und FDP-Chef Christian Lindner noch dieses Jahr ein "Generationenkapital". Ziel ist es, die Rentenversicherung in Teilen kapitalgedeckt zu organisieren (bisher Umlageverfahren). Dazu sollen Milliardenbeträge am Kapitalmarkt angelegt werden, um mit den Renditen das staatliche Rentensystem zu stabilisieren, also um Rentenkürzungen und Anhebungen des Renteneintrittsalters zu verhindern. Finanzminister Lindner strebt an, 10 Mrd. EUR pro Jahr über einen Zeitraum von 15 Jahren zu allokieren.

Bisher sind im Bundeshaushalt 2023 dafür Kredite in Höhe von 10 Mrd. EUR vorgesehen. Um die weitere Gestaltung laufen parteiübergreifende Gespräche.

Kommentar: Eine Umstellung des Umlageverfahrens zu einer partiell gedeckten Form ist wegen der Risiken aus der Demografie überfällig.


EU: Wollen "Partner der Wahl" für Lateinamerika und Karibik sein

Hintergrund: . Die EU ist angesichts der geopolitischen Lage bemüht, ihre Beziehungen neu auszurichten. Erstmalig seit 8 Jahren findet der Gipfel der EU und der Gemeinschaft der lateinamerikanischen und karibischen Staaten statt. Die EU will die Beziehungen wiederbeleben, die als vernachlässigt gelten. Die EU will das "Global Gateway-Programm", das als Konkurrenz zu Chinas "Belt and Road Initiative" etabliert ist, mit Leben erfüllen.

Die EU ist der größte ausländische Investor in der Region, China jedoch der größte Handelspartner. Aktualität: Europa strebe danach, der Partner der Wahl für Lateinamerika und die Karibik zu werden. Die EU hat auf dem Brüsseler Gipfel Lateinamerika und der Karibik größere Investitionen in Aussicht gestellt. Die EU plane, 45 Mrd. EUR in Lateinamerika und der Karibik im Rahmen ihres Global-Gateway-Programms zu investieren.

Kommentar: Die Initiative geht in die richtige Richtung. Die Tatsache, dass diese Beziehungen vernachlässigt wurden, schafft ein Glaubwürdigkeitsproblem (ähnlich Afrika). Die Tatsache, dass Kooperation nur auf unseren Standards (Moral) möglich ist (anders als China), stellt einen komparativen Nachteil zur Umgangsweise im Globalen Süden und damit zur Akzeptanz dar


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Daten der zweiten Reihe ohne neue Erkenntnisse

Die Devisenreserven der Eurozone sanken per Berichtsmonat Juni von zuvor 1.140,4 auf 1.105,6 Mrd. EUR. Der Chart zeigt den Aufbau der Reserven im Zeitverlauf.

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Italien: Gemäß der finalen Berechnung nahmen die Verbraucherpreise per Juni im Monatsvergleich um 0,0% (Prognose und vorläufiger Wert 0,0%) und im Jahresvergleich um 6,4% zu (Prognose und vorläufiger Wert 6,4%). Im Jahresvergleich war es die geringste Zunahme seit April 2022.


USA: NY Index schwächer, aber besser als erwartet

Der New York Fed Manufacturing Index sank per Berichtsmonat Juli von zuvor 6,60 auf 1,1 Punkte (Prognose -4,2). Nachfolgender Chart belegt eine Stabilisierung nach zuvor ausgeprägter Schwäche.

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Japan: Der Dienstleistungssektor schwächelt

Der Index für die Entwicklung des Dienstleistungssektors sank per Mai im Monatsvergleich um 0,6% nach zuvor -11,2% (revidiert von -10,9%)

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1,0820 – 1,0850 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe



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