Thomas Andrieu: Ein 16-Jahres-Zyklus am Goldmarkt?
25.07.2023
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Wir sehen deutlich, dass die "echte" Hausse zwischen 2005 und 2012 stattfand, während die "echte" Baisse von 2012 bis 2019 andauerte. Es ist daher auf den ersten Blick ein erster Zyklus von rund 14 bis 15 Jahren auszumachen, in dessen Verlauf der Kurs über seine langfristige Trendlinie steigt, um anschließend wieder zu ihr zurückzukehren und darunter zu fallen. Mitte 2023 stellen wir nun fest, dass Gold wieder sehr nah an seiner aufwärts gerichteten Trendlinie notiert.Ein 16-Jahres-Zyklus?
Die Tiefs geben entscheidende Indizien für die Bestimmung eines möglichen Zyklus. Das vorletzte wichtige Tief am Goldmarkt wurde gegen Ende 1999 und Anfang 2000 verzeichnet, das letzte wichtige Tief schließlich Anfang 2016. Gehen wir weitere 16 Jahre zurück, finden wir 1984/1985 einen Tiefststand, der den seit 1980 andauernden Bärenmarkt abschloss. Weitere 16 Jahre in der Vergangenheit befinden wir uns im Jahr 1968, dem Beginn der beeindruckenden Hausse, die 1980 ihren Höhepunkt erreichte. Zudem markiert 1968 den Beginn des Aufwärtsdrucks am Goldmarkt, der nach und nach zur Entscheidung für die Abschaffung des Goldstandards führte.
Bemerkenswert ist, dass das wichtigste Hoch aller drei großen Zyklen, die wir mit Hilfe der drei Tiefs herausgestellt haben, jeweils 11 bis 12 Jahre nach dem Tiefpunkt erreicht wird (1980, 1996 und schließlich 2011/2012). Wir haben es also mit Zyklen zu tun, die stärker in Richtung Hausse verzerrt sind (das Hoch wird nach mehr als 8 Jahren bzw. der Hälfte des Zyklus erreicht). Ein idealer Zyklus des Goldkurses würde demnach also 16 Jahre dauern, mit einer Hausse von 12 und einer Baisse von 4 Jahren.
Um eine sehr präzise Analyse zu erzielen, haben wir die mittlere jährliche Performance jeder Haussephase der letzten drei Zyklen berechnet. Es stellt sich heraus, dass der Goldkurs zwischen 1968 und 1980 im Schnitt je 27,4% jährlich zugelegt hat. Zwischen 1985 und 1996 waren es +2,53% und zwischen 1999 und 2011 +18,4%. Daraus ergibt sich ein durchschnittlicher jährlicher Kursgewinn von 16,1% während der Hausse-Phasen des Goldpreiszyklus.
Der durchschnittliche Kursverlust während der Baisse-Phasen in den jeweils 4 verbleibenden Jahren des Zyklus beträgt -14,7%. Basierend auf der tatsächlich beobachteten Kursentwicklung können wir den idealen Goldzyklus also in der folgenden Grafik zusammenfassen:
Ein Dollar, der am Beginn eines jeden 16-Jahres-Zyklus investiert wurde, ist beim Zyklushoch, d. h. 11 bis 12 Jahre später, im Schnitt 5,2 Dollar wert. Am Ende der Baisse-Phase entspricht der 16 Jahre zuvor investierte Dollar durchschnittlich 2,7 Dollar. Diese Statistiken beruhen auf echten Daten und beziehen sich auf die letzten drei großen 16-Jahres-Zyklen des Goldpreises. Sie spiegeln das tatsächliche Verhalten des Goldpreises bis zum heutigen Tage hinreichend genau wider.
Eine starke statistische Regelmäßigkeit
Unser vorheriger Artikel hatte uns zu der Schlussfolgerung geführt, dass der Goldkurs langfristig eine stabile Entwicklung zeigt, d. h., dass seine Abhängigkeit von zeitlich begrenzten Mustern (Fraktalen) relativ gering ist. Im Grunde genommen zeigt Gold kurzfristig kein attraktives Verhalten und die großen Zyklen werden nur bei sehr langfristiger Betrachtung sichtbar. Der 8-Jahres-Zyklus ist beispielsweise durchaus vorhanden, aber nicht ausreichend, um die Entwicklung des Goldpreises korrekt zu beschreiben. Eine detaillierte mathematische Untersuchung kann uns helfen, die Theorie des 16-Jahres-Zyklus zu überprüfen.
Eine mathematische Untersuchung des Goldpreises zwischen 2000 und 2023 bestätigt unsere Analyse eindeutig. Es kristallisiert sich heraus, dass der längste Goldzyklus eine Dauer von 15,7 Jahren hätte – nah genug an den von uns erkannten 16 Jahren. Selbstverständlich unterliegen diese Zeiträume der sogenannten Zyklusvariabilität. Doch es ist gut ersichtlich, dass ein Zyklus von etwa 16 Jahren den Goldpreis beeinflusst.
Die anderen maßgebenden Zyklen dauern 7,8 Jahre (50% des 16-Jahres-Zyklus), 5,2 Jahre (33%) und 3,9 Jahre (25%). Diese Studie zeigt uns auch den "berühmten" 8-Jahres-Zyklus (7,8 Jahre), der in den sozialen Netzwerken immer wieder Thema ist, dessen Struktur in Wirklichkeit jedoch nur einen Bestandteil des 16-Jahres-Zyklus bildet.