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Gold - Sommerrally und Machtprobe im August

03.08.2023  |  Florian Grummes
- Seite 4 -
Seit 2020 haben sich diese Zahlungen fast verdoppelt, wobei die Schulden nicht verringert bzw. getilgt wurden, sondern vielmehr neue Anleihen zur Deckung der Schulden ausgegeben wurden. Schon bald werden die Zinsausgaben über 20% der gesamten Einnahmen der US-Regierung "auffressen". Allein im Juni 2023 gaben die USA über 70 Mrd. USD nur für Zinsausgaben aus. Das ist mehr als für Bildung und Veteranenunterstützung zusammen und in Kürze werden die Zinsausgaben auch höher sein als die nationalen Verteidigungsausgaben.


US-Leitzinsen in 14 Monaten um 2.100% erhöht

Gleichzeitig hat Frau Yellens ehemaliger Arbeitgeber, die Federal Reserve Bank (Fed), in den letzten 14 Monaten die Leitzinsen brachial vereinundzwanzigfacht und mit 5,5% auf den höchsten Stand seit 2001 angehoben. Als die Zinssätze vor 22 Jahren das letzte Mal so hoch waren, lagen die Schulden der USA bei "nur" 6 Bio. USD. Heute beträgt der US-Schuldenberg jedoch rund 31,5 Bio. USD.

Schlauerweise hatten es Frau Yellen und ihre Vorgänger verpasst, die dreizehnjährige Niedrigzinsphase wenigstens zur Ausgabe extrem langlaufender Staatsanleihen zu nutzen. Der österreichische Finanzminister hingegen stockte bspw. vor drei Jahren noch eine 100-jährige Staatsanleihe zu einem Zinssatz von 0,85% bis auf 5,8 Mrd. EUR auf. Der österreichische Steuerzahler zahlt damit so wenig Zinsen wie noch nie für diese Staatsschulden.

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Einkommensteuereinnahmen der US-Bundesstaaten & US-Kommunen, vom 2. August 2023. Quelle: Tavi Costa


Die US-Bundesstaaten und US-Gemeinden hingegen erleben aktuell den schlimmsten jemals verzeichneten Rückgang ihrer Einkommensteuereinnahmen. Tatsächlich ist es der zweitstärkste prozentuale Rückgang im Jahresvergleich in der Geschichte. Nur die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre brachte ein noch schlechteres Ergebnis. Auch die Steuereinnahmen auf Bundesebene sind im Jahresvergleich erneut gesunken (-10%) und befinden sich nun auf einem rezessiven Niveau. Dies ist ein klares Indiz für die anhaltende fundamentale Verschlechterung der US-Wirtschaft, die in scharfem Kontrast zu der nach wie vor übermäßig hohen Bewertung der US-Aktienmärkte steht.


US-Herabstufung kommt nur drei Wochen vor dem BRICs-Meeting

Insgesamt brauchte es also "nur" eine regionale Bankenkrise mit drei Bankenpleiten sowie einen Beinahe-Zahlungsausfall der USA und eine dadurch notwendige gewordene unbegrenzten Erhöhung der Einlagensicherung, damit die Rating-Agentur Fitch erkannte, dass die Verschuldungssituation der USA untragbar geworden ist. Dieser Vorgang ist an sich schon einmalig und absurd.

Aber das Geschäftsmodell der Rating-Agenturen ist bekanntermaßen mehr als anfällig für Interessenkonflikte, da die Ratings in der Regel von den Emittenten gezahlt werden und nicht von den Gläubigern. Der Schuldner zahlt also dafür, dass seine Bonität bewertet wird, und je besser die Bonitätseinstufung, umso günstiger kann er sich refinanzieren. Schon vor einem Jahr hatten die BRICs-Staaten daher eine eigene, alternative Ratingagentur angekündigt.

Nun kommt der Entzug der höchsten Bonitätsstufe nur drei Wochen vor dem anstehenden Treffen der BRICs Nationen für die USA zur Unzeit. Natürlich können die USA immer weiter US-Dollar drucken. Ein Zahlungsausfall ist also nicht zu befürchten. Aber die Herabstufung angesichts der explodierende Zinsbelastungen werden dem US-Dollar ebenso zusetzen wie die zunehmende De-Dollarisierung. Nie zuvor war der US-Dollar als Leitwährung so gefährdet wie aktuell. Während die Dollar-Gegner immer stärker werden, haben die USA außer ihrer Militärkraft und ihrer Technologie-Führerschaft nicht mehr viel zu bieten.


Die BRICs setzen auf Gold

Stattdessen hat sich nach monatelangen Debatten und Verhandlungen über verschiedene Währungs- und Rohstoffkörbe offenbar ein von Russland und China geführtes Konsortium darauf geeinigt, Gold als Grundlage für ein geplantes neues internationales Währungssystem zu verwenden. Dieses soll sich klar vom US-Dollar und dem Euro unterscheiden. Möglicherweise wird diese neue Initiative auf dem bevorstehenden Treffen der Staats- und Regierungschefs aus Brasilien, Russland, Indien und China am 22.August in Johannesburg offiziell vorgestellt. Für den US-Dollar sowie spiegelbildlich für den Goldpreis könnte dies eine völlige Neubewertung bringen.

Die Machtprobe zwischen China auf der einen, und den USA auf der anderen Seite zeichnet sich bereits seit vielen Jahren und an vielen Fronten ab. Nun könnte es noch im August tatsächlich zum Showdown kommen. Der Goldpreis dürfte daher schon in Kürze damit beginnen, das eskalierende Duell um die Handels- und Leitwährung schrittweise einzupreisen. Die nächsten Wochen versprechen spannend und explosiv zu werden!

Und selbst wenn die BRICs-Konferenz ohne eine offen ausgesprochene Herausforderung über die Bühne gegen sollte, werden die USA mittelfristig ihre Währung mit Hilfe der Druckerpresse weiter schwächen müssen. Das gleiche gilt auch für die Eurozone und den Euro.

Als rechtschaffender Bürger muss man daher immer lauter fragen, warum man eigentlich Steuern zahlen muss, wenn der Staat das Geld einfach drucken kann?


7. Fazit: Gold - Sommerrally und Machtprobe im August

Seit dem Tiefpunkt bei 1.893 USD am 29.Juni war am Goldmarkt eine erste Erholungswelle zu beobachten. Diese wird derzeit ausgehend von 1.987 USD seit rund zwei Wochen deutlich korrigiert, wodurch der Goldpreis mittlerweile bis auf 1.931 USD zurückgeworfen wurde. Solange sich der Goldpreis aber per Tages- und Wochenschlusskurs oberhalb von 1.920 USD halten kann, ist das Sommerrally-Szenario zwar unter Druck, aber dennoch intakt. Schließlich muss die extrem bullische Saisonalität in diesen Wochen in Verbindung mit der anstehenden BRICs-Konferenz unbedingt ernst genommen werden.

Technisch deutet die inverse Schulter-Kopf-Schulter Formation zudem einen Ausbruch über 1.985 USD sowie einen Anstieg bis auf ca. 2.080 USD an. Der vierte Angriff auf die Zone um das Allzeithoch bei 2.075 USD würde diesen Widerstand dann weiter aufweichen und einen baldigen Ausbruch aus der 12-jährigen Konsolidierung immer wahrscheinlicher machen. Sollte es dazu kommen, stehen die Chancen für ein starkes 4.Quartal am Goldmarkt sehr gut. Auffälligerweise haben viele Goldbugs derzeit besonders zittrige Hände und haben kurz vor einem möglicherweise großen Anstieg aus Angst vor einer Liquiditätskrise das Handtuch geworfen. Wir hingegen positionieren uns aktuell ganz klar im Superbullen-Lager.


© Florian Grummes
www.midastouch-consulting.com


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