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Märkte: Entlastende Impulse vom Ölpreis, dem Rentenmarkt und Chinas Preisdaten -Ifo - Lage

09.11.2023  |  Folker Hellmeyer
im Einzelhandel trübt sich im Oktober weiter ein - Wirtschaftsweise erwarten Konjunkturschwäche

Der Euro eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0710 (05:23 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0660 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 150,91. In der Folge notiert EUR-JPY bei 161,62. EUR-CHF oszilliert bei 0,9631.


Märkte: Entlastende Impulse vom Ölpreis, dem Rentenmarkt und Chinas Preisdaten

Die Finanzmärkte zeigen sich weiter widerstandsfähig. Der Ölpreis fiel unter die Marke von 80 USD (Brent), weil Marktteilnehmer Nachfragerückgänge unterstellen. Das wirkte sich unterstützend für die Rentenmärkte aus. Es kam zu Renditerückgängen an den Rentenmärkten wegen sinkender Inflationsgefahren. Zudem lieferte China mit den aktuellen Preisdaten eine deflationäre Entwicklung (CPI -0,2%, PPI -2,6%). Der größte Teil Asiens, insbesondere China, weisen unkritische Preisdaten aus. Asien nimmt weit überwiegend nicht an den Sanktionen gegen Russland teil und damit Standortvorteile hinsichtlich der Aspekte der Energieversorgungssicherheit und der Energiepreise. Das erklärt auch das solide Wachstumsbild, dass Asien im Vergleich zum Westen, aber insbesondere zu Deutschland hat.

Die Aktienmärkte lieferten ein heterogenes Bild. Der DAX legte um 0,46% und der EuroStoxx 50 um 0,63% zu. Dagegen kam es zu marginalen Verlusten an US-Märkten S&P 500 -0,05%, Nasdaq -0,05%). In Fernost ergab sich ein unklares Bild. Der Nikkei (Japan) legte um 1,26% (Stand 06:14) zu, der CSI 300 (China) stieg um 0,14%, während der Sensex (Indien) um 0,08% nachgab.

Die Rentenmärkte tendierten freundlich. Die Rendite der 10 jährigen Bundesanleihe stellt sich aktuell auf 2,62% (Vortag 2,66%), während 10 jährige US-Staatsanleihen 4,51% abwerfen (Vortag 4,58%).

Der USD gewann unwesentlich gegenüber dem EUR an Boden. Gold und Silber verloren gegenüber dem USD. Im Hinblick auf die hohen Gold-Zentralbankkäufe im laufenden Jahr, aber vor allem im dritten Quartal 2023 (337 Tonnen), stellt sich die Frage, welche Rolle „dritte Hände“ im US-Future-Markt spielen (Future-Markt dominiert in der Preisfindung (noch) den physischen Markt).


Ifo - Lage im Einzelhandel trübt sich im Oktober weiter ein

Das Barometer zur Geschäftslage im Einzelhandel sank von -9,8 Punkten im Berichtsmonat September auf - 13,4 Punkte im Oktober. Die Erwartungen an die kommenden Monate hätten sich leicht verbessert, blieben aber auf einem niedrigen Niveau.

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Insgesamt meldeten 53,8% der Einzelhändler von Juli bis September (Vorquartal: 45,4%) eine zu geringe Nachfrage. Besonders verhalten war die Situation bei Möbelhäusern, Baumärkten und im Bekleidungshandel. Im 3. Quartal kam dort zu wenig Kundschaft in die Geschäfte: Das berichteten 58,2% der Baumärkte, 73,7% der Bekleidungshändler und 80,9% der Möbelhäuser.

Kommentar: Die Daten belegen das malade Bild im Einzelhandel. Der Einzelhandel spiegelt die Gemütslage der Bevölkerung gegenüber der Regierung, die längst keine Mehrheit mehr hat. Aktuelle Wahlumfragen belegen diese Tatsache. Der Vertrauensverlust der Bürger schlägt sich auch in der Baubranche und an den Immobilienmärkten nieder. Es ist aber eben nicht nur der Vertrauensverlust der Bürger, der sich im Einzelhandel, an Immobilienmärkten und in der Baubranche niederschlägt, sondern es ist der Vertrauensverlust, den die Regierung gegenüber der Wirtschaft durch eigene diskretionäre Politik, die die Konkurrenzfähigkeit dieses Standorts wie nie zuvor seit 1949 beschädigt hat, verursacht hat. Daraus ergibt sich schwacher Auftragseingang, schwache Industrieproduktion und das Investitionsdilemma. Wo wächst Deutschland? Wo setzt Deutschland sein Steueraufkommen ein, für dieses Land oder für dritte Länder, obwohl dieses Land wie nie zuvor international zurückfällt?


Wirtschaftsweise erwarten Konjunkturschwäche

Deutschland droht eine Rezession und ohne zeitnahe Reformen eine chronische Wachstumsschwäche. Der Sachverständigenrat erwartet laut aktuellem Jahresgutachten für die Bundesregierung, dass das BIP 2023 um 0,4% sinkt und 2024 um 0,7% zulegt (Regierungsprognose 2024 1,3%?). Deutschland wird dieses Jahr laut IWF als einzige große Volkswirtschaft schrumpfen. Nach Projektionen der Wirtschaftsweisen ist in den kommenden 10 Jahren ein Potenzialwachstum von nur circa 0,4% pro Jahr zu erwarten. Sie sehen großen Reformbedarf, um Deutschland wirtschaftlich wieder auf den Weg zu bringen, insbesondere in Sachen Investitionen und Produktivität.

Kommentar: Die Wirtschaftsweisen liefern eine Nacherzählung und erfassen das Investitionsdilemma nur in Teilen. Bei dem Reformbedarf stimme ich zu. Der ist jedoch seit mehr als 18 Jahren gegeben (Infrastruktur, IT-Airbus, Bildungssystem, Bürokratie, Steuern, Demografie (Anreizsysteme, Förderung von Familien)).

Bundeskanzler Scholz betonte, die weltweite Nachfrage hätte gelitten: Die Wirtschaftsweisen monieren, dass die unerwartet schleppende Erholung der Weltwirtschaft, insbesondere Chinas, sich fortsetzen würde und im Jahr 2024 die deutschen Exporte bremsen würde.

Kommentar: Glasklarer Widerspruch! Die Weltwirtschaft wächst mit circa 3%, Asien mit 5,2%, China mit 5,4%. Die Wirtschaftsweisen zeigen sich mehr als handzahm gegenüber der Regierung, es „riecht“ nach „politischer Korrektheit“. USA und Japan, zwei Konkurrenten der westlichen Wirtschaftswelt, laufen viel besser (BIP im Dunstkreis von 2%), es hängt am Thema Energie (USA: Uran-Importe aus Russland, Japan Energieimporte aus Russland via Sachalin) und es hängt an dem Thema, dass die EU und Deutschland anders als die USA und Japan keine interessenorientierte Politik (!) umsetzen. Wir empfehlen den Wirtschaftsweisen die Lektüre dieses Reports.

Die Wachstumsbremse zu lösen, würde nicht leicht werden: Mittelfristig würde das Wachstum vor allem gebremst durch die demografische Alterung, das geringe Produktivitätswachstum, den veralteten Kapitalstock der Industrie und die geringe Anzahl junger, innovativer Unternehmen. Investitionen käme entscheidende Bedeutung zu, um die Volkswirtschaft wieder nachhaltig auf Wachstumskurs zu bringen. Ein massiver Ausbau der Digital- und Energieinfrastruktur und eine Beschleunigung von Genehmigungsverfahren seien dringend notwendig, um die Attraktivität von Investitionen zu erhöhen.

Kommentar: Problem demografische Alterung – kurzfristig attraktives Einwanderungsgesetz für Hochqualifizierte, langfristig Anreizsysteme für Familien (z.B. Steuerreduktion). Problem Produktivitätswachstum: IT-Airbus (nicht nur Netzte, sondern Hard- und Software, Schutz unserer Daten und des intellektuellen Eigentums!) Wird in diesem Report seit Snowdon gefordert (Beweis des Missbrauchs durch USA)! Problem veralteter Kapitalstock: Deutschland hat 1.600 von 3.400 „Hidden Champions“, das ist nicht veraltetet! – Antwort Förderung des Mittelstands, der uns maßgeblich trägt! Förderung der „Start-up Szene.

Bundeskanzler Scholz hatte bezüglich des ökologischen Umbaus von einem neuen Wirtschaftswunder gesprochen. Dies sei kein Selbstläufer: Denn das Ersetzen von Anlagen im Zuge der grünen Transformation sorge nicht für Wachstum. Um zu Wirtschaftswunder zu kommen, müssten neue Anlagen entstehen, die produktiver seien als die alten Anlagen.

Kommentar: Die Wirtschaftsweisen lassen Energieversorgungssicherheit und Energiepreis- konkurrenzfähigkeit außer Acht. Daran hängt das Thema Investitionsstandort D. Ohne Investitionen geht nichts, weil ohne Energieversorgungssicherheit und konkurrenzfähige Preise nichts in einem seit 300 Jahren andauernden energetischem Zeitalter geht (Wohlstand und Wachstum korreliert mit effizienterem Einsatz der Energie)! Das wissen Wirtschaftsfachleute.


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

EUR: Einzelhandelsumsätze schwächer

Der Einzelhandelsumsätze sanken per September im Monatsvergleich um 0,3% (Prognose -0,2) nach zuvor -0,7% (revidiert von -1,2%). Im Jahresvergleich stellte sich ein Rückgang um 2,9% (Prognose -3,1%) nach zuvor -1,8% (revidiert von -2,1%) ein.


Deutschland:

Die Verbraucherpreise waren gemäß finaler Berechnung per Oktober im Monatsvergleich unverändert. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 3,8%. Beides entsprach den Prognosen und vorläufigen Werten.


China: Deflation in China

Die Verbraucherpreise sanken per Oktober im Jahresvergleich um 0,2% (Prognose -0,1%) nach zuvor 0,0%. Die Erzeugerpreise sanken per Oktober im Jahresvergleich um 2,6% (Prognose -2,7%) nach zuvor -2,5%.


USA: Gute Daten vom US-Großhandel

Der von der MBA berechnete Hypothekenmarktindex lag per Stichtag 3. November 2023 bei 165,9 nach zuvor 161,8 Zählern. Die Großhandelslagerbestände verzeichneten per September im Monatsvergleich einen Anstieg um 0,2% (Prognose 0,0%) nach zuvor 0,0%. Der Absatz legte im Monatsvergleich um 2,2% zu (Prognose 0,8%) nach zuvor 2,0% zu (revidiert von 1,8%).


Japan: Stimmung etwas eingetrübter

Der Index „Economy Watcher‘s Poll stellte sich per Berichtsmonat Oktober auf 49,5 nach zuvor 49,9 Punkten. Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.0770 – 1.0800 negiert das für den USD positive Szenario.
Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe



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