Rohöl: WTI Future mit saisonaler Erholungschance?
18.12.2023 | Björn Heidkamp
Der abgebildete Chart zeigt die langfristige Kursentwicklung des Rohöl-Futures von 2010 bis heute, bei Kursen von 71,43 USD/Barrel. Ein Notierungsstab bildet das Kursverhalten des Rohöl-Futures für jeden Monat ab.
Rohöl testet Unterstützungsniveau
Ende August schaffte es der WTI Future aus der seit Dezember 2022 bestehenden neutralen Zone nach oben auszubrechen. Im Zuge dieses Kaufsignals erreichten die Kurse des schwarzen Goldes den nächsthöheren Widerstandssektor am 27. September bei 94,17. Ausgehend von diesem Bereich erhöhter Abgabebereitschaft setzten sich die Bären wieder durch und der Rohölpreis gab bis zum 12. Dezember bis auf das Bewegungstief bei 68,22 nach.
Damit hat die seit Ende September laufende Abwärtsbewegung in der abgelaufenen Börsenwoche erstmals den starken Bereich erhöhter Aufnahmebereitschaft zwischen 65 und 70 getestet. Im Normalfall werden derartige Unterstützungen nicht im ersten Anlauf unterschritten.
Mittelfristiger Abwärtstrend intakt
Aus der Sichtweise des mittelfristigen Wochencharts befindet sich der WTI Future in einem klaren Abwärtstrend. Im Zeitraum vom 27. September bis 12. Dezember hat das schwarze Gold um mehr als 27 Prozent verloren. Die Dynamik dieser Abwärtsbewegung hat den kurzfristigen Trend aus technischer Sicht etwas überreizt, so dass die Bullen im Zusammenhang mit dem starken Unterstützungsbereich zwischen 65 und 70 Zuversicht auf eine entsprechende Gegenbewegung oder Konsolidierung hegen dürfen.
Umkehrwoche mit rückläufiger Trenddynamik
Erstmalig seit Mitte Oktober schaffte es der Rohöl Future am Freitag zum Handelsschluss über dem Eröffnungsniveau vom Wochenbeginn zu schließen, so dass die Bären seit langem, wenn auch nur knapp, den "Wochenkampf" verloren haben.
Weiterhin ist zu beobachten, dass die Abwärtstrenddynamik in den letzten Tagen nachgelassen hat. Mit 4,24 US$ weist der WTI Future in der letzten Woche mindestens die geringste Handelspanne der letzten elf Wochen auf. Auch diese verringerte "Vola" deutet auf erste Ermüdungserscheinungen der Bären hin.
WTI Future mit zyklischem Tief Mitte Dezember
Aufgrund historischer Erfahrungswerte lassen sich für Aktien, Rohstoffe und Währungen statistische Durchschnittswerte berechnen.
Betrachtet man den WTI Future im langfristigen saisonalen Vergleich, so lässt sich Mitte Dezember in der geglätteten Zyklenanalyse häufig ein auffälliges Marktwendetief beobachten. Der Zeitraum von Mitte Dezember bis Anfang Januar weist in der Mehrzahl der Fälle eine signifikante Überrendite für die Bullen auf.
CoT: "Managed Money" Netto Long Positionen auf Niveau von Juni und März
Im Commitment of Traders (CoT)-Report legen die großen Produzenten und Händler von Indizes, Rohstoffen und Devisen ihre Positionierung am Terminmarkt offen. Es handelt sich um das sogenannte "Hard-Sentiment."
Im Zuge der Abwärtsbewegung seit Ende September ist die Zahle der spekulativen Kontrakte der Netto Long Investoren von 301.660 (26.09.2023) auf 45.912 (12.12.23) gefallen. Somit wurden am Terminmarkt viele spekulative Investoren aus Long-Positionen gedrängt. Damit ist eine gewisse Bereinigung der spekulativen Netto Long Positionen zu beobachten.
Das aktuelle Niveau der Positionierungen des "Managed Moneys" befindet sich wieder knapp unter dem Niveau von März und Juni. Die darauffolgenden Erholungsbewegungen sind im Chart ersichtlich.
Insgesamt sind die CoT-Daten schwer zum kurzfristigen Timing zu nutzen, als Warnsignal sollte man bestimmte Positionierungen zumindest im "Hinterkopf" behalten. Wahrscheinlich aber dürften Liquidierungen von Long positionierten Spekulanten gegenwärtig kaum das Potential haben den Preis nachhaltig nach unten zu treiben.
Fazit:
Aus der Perspektive des langfristigen Monatscharts hat sich das Chartbild des Rohöl Futures durch die Abwärtsbewegung seit Ende September wieder verschlechtert. Mit dem Bewegungstief vom 12. Dezember bei 68,22 wurde der Bereich erhöhter Aufnahmebereitschaft um 65 bis 70 erstmals in dieser Abwärtsbewegung erfolgreich getestet. Durch das verbrauchte Momentum werden derartige Barrieren im Regelfall nicht im ersten Anlauf unterschritten. Es sei denn, wenn es in kürzester Zeit zu unvorhergesehenen bedeutsamen fundamentalen Entwicklungen kommt.
Aus der Sichtweise des mittelfristigen Wochencharts befindet sich Rohöl wieder in einem etablierten Abwärtstrend. Diese erschöpfte Abwärtsbewegung ist nun auf das o.a. Unterstützungsniveau gefallen. Zusätzlich deutet der Rückgang der Abwärtsdynamik im Zusammenhang mit der Positionierung der spekulativen Investoren (Managed Money) und der einsetzenden positiven saisonalen Phase auf eine berechtigte Chance auf eine technische Erholung oder eine Konsolidierung im bestehenden Abwärtstrend hin.
Schaffen es die Bullen den Rohölpreis über 72 zu hieven nimmt die Wahrscheinlichkeit einer technischen Erholung in den kommenden Wochen bis in den Bereich 77,80 bis 79,50 zu. Mehr als eine Erholungsbewegung lässt sich jedoch im gegenwärtigen Marktumfeld ohne entsprechende Umkehrformation noch nicht ableiten. Erst Kurse über 84 verbessern die langfristige Ausgangsituation.
Können die Bullen das o.a. Unterstützungsniveau jedoch nicht verteidigen, verschlechtert sich die langfristig neutrale Ausgangsposition nochmals deutlich. Ein weiterer Preisrutsch in Richtung 60 bis 57 ließe sich bei diesem negativen Szenario als erstes Etappenziel ableiten.
© Björn Heidkamp
www.kagels-trading.de
Rohöl testet Unterstützungsniveau
Ende August schaffte es der WTI Future aus der seit Dezember 2022 bestehenden neutralen Zone nach oben auszubrechen. Im Zuge dieses Kaufsignals erreichten die Kurse des schwarzen Goldes den nächsthöheren Widerstandssektor am 27. September bei 94,17. Ausgehend von diesem Bereich erhöhter Abgabebereitschaft setzten sich die Bären wieder durch und der Rohölpreis gab bis zum 12. Dezember bis auf das Bewegungstief bei 68,22 nach.
Damit hat die seit Ende September laufende Abwärtsbewegung in der abgelaufenen Börsenwoche erstmals den starken Bereich erhöhter Aufnahmebereitschaft zwischen 65 und 70 getestet. Im Normalfall werden derartige Unterstützungen nicht im ersten Anlauf unterschritten.
Mittelfristiger Abwärtstrend intakt
Aus der Sichtweise des mittelfristigen Wochencharts befindet sich der WTI Future in einem klaren Abwärtstrend. Im Zeitraum vom 27. September bis 12. Dezember hat das schwarze Gold um mehr als 27 Prozent verloren. Die Dynamik dieser Abwärtsbewegung hat den kurzfristigen Trend aus technischer Sicht etwas überreizt, so dass die Bullen im Zusammenhang mit dem starken Unterstützungsbereich zwischen 65 und 70 Zuversicht auf eine entsprechende Gegenbewegung oder Konsolidierung hegen dürfen.
Umkehrwoche mit rückläufiger Trenddynamik
Erstmalig seit Mitte Oktober schaffte es der Rohöl Future am Freitag zum Handelsschluss über dem Eröffnungsniveau vom Wochenbeginn zu schließen, so dass die Bären seit langem, wenn auch nur knapp, den "Wochenkampf" verloren haben.
Weiterhin ist zu beobachten, dass die Abwärtstrenddynamik in den letzten Tagen nachgelassen hat. Mit 4,24 US$ weist der WTI Future in der letzten Woche mindestens die geringste Handelspanne der letzten elf Wochen auf. Auch diese verringerte "Vola" deutet auf erste Ermüdungserscheinungen der Bären hin.
WTI Future mit zyklischem Tief Mitte Dezember
Aufgrund historischer Erfahrungswerte lassen sich für Aktien, Rohstoffe und Währungen statistische Durchschnittswerte berechnen.
Betrachtet man den WTI Future im langfristigen saisonalen Vergleich, so lässt sich Mitte Dezember in der geglätteten Zyklenanalyse häufig ein auffälliges Marktwendetief beobachten. Der Zeitraum von Mitte Dezember bis Anfang Januar weist in der Mehrzahl der Fälle eine signifikante Überrendite für die Bullen auf.
CoT: "Managed Money" Netto Long Positionen auf Niveau von Juni und März
Im Commitment of Traders (CoT)-Report legen die großen Produzenten und Händler von Indizes, Rohstoffen und Devisen ihre Positionierung am Terminmarkt offen. Es handelt sich um das sogenannte "Hard-Sentiment."
Im Zuge der Abwärtsbewegung seit Ende September ist die Zahle der spekulativen Kontrakte der Netto Long Investoren von 301.660 (26.09.2023) auf 45.912 (12.12.23) gefallen. Somit wurden am Terminmarkt viele spekulative Investoren aus Long-Positionen gedrängt. Damit ist eine gewisse Bereinigung der spekulativen Netto Long Positionen zu beobachten.
Das aktuelle Niveau der Positionierungen des "Managed Moneys" befindet sich wieder knapp unter dem Niveau von März und Juni. Die darauffolgenden Erholungsbewegungen sind im Chart ersichtlich.
Insgesamt sind die CoT-Daten schwer zum kurzfristigen Timing zu nutzen, als Warnsignal sollte man bestimmte Positionierungen zumindest im "Hinterkopf" behalten. Wahrscheinlich aber dürften Liquidierungen von Long positionierten Spekulanten gegenwärtig kaum das Potential haben den Preis nachhaltig nach unten zu treiben.
Fazit:
Aus der Perspektive des langfristigen Monatscharts hat sich das Chartbild des Rohöl Futures durch die Abwärtsbewegung seit Ende September wieder verschlechtert. Mit dem Bewegungstief vom 12. Dezember bei 68,22 wurde der Bereich erhöhter Aufnahmebereitschaft um 65 bis 70 erstmals in dieser Abwärtsbewegung erfolgreich getestet. Durch das verbrauchte Momentum werden derartige Barrieren im Regelfall nicht im ersten Anlauf unterschritten. Es sei denn, wenn es in kürzester Zeit zu unvorhergesehenen bedeutsamen fundamentalen Entwicklungen kommt.
Aus der Sichtweise des mittelfristigen Wochencharts befindet sich Rohöl wieder in einem etablierten Abwärtstrend. Diese erschöpfte Abwärtsbewegung ist nun auf das o.a. Unterstützungsniveau gefallen. Zusätzlich deutet der Rückgang der Abwärtsdynamik im Zusammenhang mit der Positionierung der spekulativen Investoren (Managed Money) und der einsetzenden positiven saisonalen Phase auf eine berechtigte Chance auf eine technische Erholung oder eine Konsolidierung im bestehenden Abwärtstrend hin.
Schaffen es die Bullen den Rohölpreis über 72 zu hieven nimmt die Wahrscheinlichkeit einer technischen Erholung in den kommenden Wochen bis in den Bereich 77,80 bis 79,50 zu. Mehr als eine Erholungsbewegung lässt sich jedoch im gegenwärtigen Marktumfeld ohne entsprechende Umkehrformation noch nicht ableiten. Erst Kurse über 84 verbessern die langfristige Ausgangsituation.
Können die Bullen das o.a. Unterstützungsniveau jedoch nicht verteidigen, verschlechtert sich die langfristig neutrale Ausgangsposition nochmals deutlich. Ein weiterer Preisrutsch in Richtung 60 bis 57 ließe sich bei diesem negativen Szenario als erstes Etappenziel ableiten.
© Björn Heidkamp
www.kagels-trading.de