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Märkte: Gewinnmitnahmen in Fernost, freundlicher Frühhandel in Europa - DIHK-Umfrage: Note 5 für Deutschland

02.01.2024  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet gegenüber dem USD bei 1,1021 (05:11 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1019 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 141,56 . In der Folge notiert EUR-JPY bei 156,01. EUR-CHF oszilliert bei 0,9309.


Märkte: Gewinnmitnahmen in Fernost, freundlicher Frühhandel in Europa

Die Finanzmärkte eröffnen im Neuen Jahr uneinheitlich. Aktienmärkte in Fernost verlieren an Boden. Nicht korrelierte Anlageklassen gewinnen dagegen an Boden, auch Öl macht Boden gut. Das Datenpotpourri lieferte in den letzten 24 Handelsstunden bei wenigen Ausnahmen positive Nachrichten. Chinas Einkaufsmanagerindex für die Gesamtwirtschaft sank marginal, bewegt sich aber weiter auf einem Terrain, das Expansion der Ökonomie impliziert.

Russlands Einkaufsmanagerindices, von S&P ermittelt, waren stark. Der schweizerische KOF-Frühindikator erklomm das höchste Niveau seit März 2023. Die Verbraucherpreisanstiege in Spanien und Portugal fielen geringfügig niedriger als erwartet aus. Dagegen enttäuschte die Veröffentlichung des Einkaufsmanagerindex aus Chicago, der per Berichtsmonat Dezember einbrach und auf Niveaus oszilliert, die Kontraktion andeuten.

Die Aktienmärkte eröffnen das Jahr uneinheitlich. Während in Fernost Gewinnmitnahmen belasteten (Stand 08:07), kommt es in Europa zu einer freundlichen Eröffnung. So legt der DAX um 0,24% und der Eurostoxx50 um 0,25% zu. Die US-Börsen eröffnen das Jahr mit Gewinnen im Frühhandel. Der S&P 500 gewinnt 0,25%, der Dow. Jones 0,30% und der Citi Tech 100 0,09%. Anders sieht es in Fernost aus (Stand 08:07 Uhr). Der CSI 300 (China) verliert 1,09%, der HangSeng (Hongkong) 1,83% und der Sensex (Indien) 0,60%. Japan ist heute geschlossen.

An den Rentenmärkten kommt es zu Korrekturen des Renditerückgangs. Heute früh rentiert die 10-jährige Bundesanleihe mit 2,06% (Freitag 1,94% ), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 3,93% (Freitag 3,84% ) abwirft.

Heute früh sind nicht korrelierte Anlageklassen zunächst Gewinner. Bitcoin legte gegenüber Freitag markant auf über 45.200 USD zu (Freitag 42.560 USD). Auch Gold und Silber konnten gegenüber dem USD an Boden gewinnen. Stand 08:20 Uhr bewegt sich Gold bei 2075 USD, Silber bringt es auf 24,05 USD.

Der USD hat gegenüber dem EUR bezüglich des Eröffnungsniveaus am Freitag um 0,42% verloren.


DIHK-Umfrage: Note 5 für Deutschland

Unternehmer wurden 2023 erheblich unzufriedener. Sie gaben in der unter den 76 Handelskammern während Juli bis September durchgeführten DIHK-Umfrage (2.200 Teilnehmer), die seit 2008 alle drei Jahre stattfindet, nicht nur dem Vorgehen der Regierung, sondern dem Industriestandort Deutschland eine historisch schlechte Note.

Kommentar: Seit dem Zeitraum der Erhebung (Herbstquartal) hat sich die Lage weiter verschärft, unter anderem wegen des nicht verfassungskonformen Haushalts und den daraus resultierenden Vertrauensbrüchen gegenüber der Agrar- und der Automobilwirtschaft.

Gemäß der Umfrage bewerten Unternehmer die Wirtschaftspolitik der amtierenden Bundesregierung schlechter als die aller Regierungen unter Frau Merkel. In Schulnoten gesprochen gab es aktuell eine 4,8, ergo die Note "Mangelhaft". Das markiert einen historischen Tiefpunkt.

Kommentar: Diese Note "Mangelhaft" wäre wohl noch schlechter, wenn die Umfrage aktuell vorgenommen worden wäre. Fakt ist, dass diese Note Ausdruck eines eingebrochenen Vertrauens der Wirtschaft gegenüber der Politik darstellt. Vertrauen ist aber unverzichtbar, um Investitionen, die für die Erhaltung des Kapitalstocks (Grundlage aller Einkommen) erforderlich sind, zu gewährleisten. Die Situation ist prekär und nach meiner Einschätzung in der Geschichte der Bundesrepublik seit 1949 einmalig.

Nie zuvor wurden die Rahmenbedingungen für die industrielle Produktion im Land von den betroffenen Betrieben kritischer gesehen als derzeit. Die Unternehmen stuften nahezu alle 24 abgefragten Standortfaktoren schlechter ein als vor drei Jahren. Der Mittelwert sank (Note) auf 4,0 und ist damit noch einmal kritischer als 2020 mit 3,6 und 2017 mit 3,3.

Kommentar: Dieses Thema kennen Sie seit mehr als 18 Monaten aus diesem Report. Die Konkurrenzfähigkeit des Standorts ist weder in der Frage der nachhaltigen Energieversorgungssicherheit, der Preislichkeit der Energie (relativer Vergleich), der Infrastruktur, der IT-Infrastruktur, des Steuerregimes, der Bürokratie und der Bildungslage im erforderlichen Maße gewährleistet. Zudem belastet, dass die Politik seit Jahren gegenüber der Wirtschaft keine verlässliche Politik betreibt (Energiewende Merkels mit Rechtsbrüchen).

Von außen schaut die Welt auf uns und ist ob des Ausbleibens einer verlässlichen interessenorientierten Politik irritiert bis amüsiert. Wir schaffen damit ökonomische Opportunitäten in Drittländern. Dazu nahm der Geschäftsführer des DIHK, Herr Wansleben, Bezug:


"Stärker denn je belasten strukturelle und oft hausgemachte Probleme unseren Industriestandort. Zunehmende bürokratische Auflagen, hohe Energiekosten und langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren prägen die betriebliche Praxis. Diese Faktoren würden allesamt mit mangelhaft bewertet. In der Folge blieben notwendige Investitionen ganz aus oder würden im Ausland getätigt. Das kann sich unser Land nicht leisten, wenn wir es mit der Zukunft der Industrie am Standort Deutschland und deren Transformation in Richtung Digitalisierung und Dekarbonisierung ernst meinen. Die Politik hat es weiterhin in der Hand, das Vertrauen der Unternehmen in den Standort Deutschland wieder zu stärken."

Kommentar: Dieses Land braucht eine Neuorientierung in vielen Feldern, um das Vertrauensdefizit bei in Deutschland tätigen Unternehmen, aber auch bei Unternehmen, die In Deutschland noch nicht tätig sind, wieder zu gewinnen. Jeder Tag, der vergeht, ohne dass die markanten Defizite in Deutschland durch Sinn stiftende Politik adressiert werden, ist ein Tag, der dieses Land in der Substanz kostet und das Vertrauen der Wirtschaft im Innenverhältnis als auch Außenverhältnis erodiert. Das kann und darf nicht Regierungspolitik sein, denn die Stabilität einer Demokratie und Gesellschaft hängt an der Stabilität der Wirtschaft (1929/32).


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

China: Einkaufsmanagerindex der Gesamtwirtschaft (NBS) knapp expansiv

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Gesamtwirtschaftlich expandiert die Wirtschaft weiter (Indexstand über 50). Die Divergenz zwischen dem NBS und dem Caixin Indikator setzt sich im Verarbeitenden Gewerbe fort.


Eurozone: Preisentwicklungen marginal entspannter als erwartet

Spanien: Laut Erstschätzung stiegen die Verbraucherpreise per Dezember im Jahresvergleich um 3,3% (Prognose 3,4%, Vormonat 3,3%).

Portugal: Laut Erstschätzung stiegen die Verbraucherpreise per Dezember im Jahresvergleich um 1,4% nach zuvor 1,5%.


USA: PMI in Chicago kollabiert und signalisiert Kontraktion (unter 50 Punkten)

Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago stellte sich per Dezember auf 46,9 nach zuvor 55,8 Punkten (Prognose 51,0).


Schweiz: KOF-Frühindikator auf höchstem Stand seit 03/2023

Der KOF-Indikator (gesamtwirtschaftlicher Frühindikator) verzeichnete per Dezember eine Zunahme um 0,6 Punkte von 97,2 (revidiert von 96,7) auf 97,8 Zähler (Prognose 97,0). Es ist der höchste Indexstand seit März 2023.


Russland: Starke S&P Einkaufsmanagerindices

Der von S&P ermittelte Einkaufsmanagerindex (PMI) für das Verarbeitende Gewerbe stieg per Dezember von zuvor 53,8 auf 54,6 Punkte. Der PMI für den Dienstleistungssektor legte von 52,2 auf 56,2 Zähler zu. Laut staatlichen Quellen soll das BIP 2023 um 3,5% zugelegt haben.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0540 – 1,0570 negiert das für den EUR positive Szenario.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe



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