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Märkte: Fokus auf US-Verbraucherpreise – D: Digitalbranche wächst 2024 kräftig

11.01.2024  |  Folker Hellmeyer
IFO-Barometer für Wohnungsbau auf Allzeittief, Bauvolumen 2024 erstmals mit Rückgang seit Finanzkrise

Der Euro eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0980 (05:38 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0924 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 145,29. In der Folge notiert EUR-JPY bei 159,51. EUR-CHF oszilliert bei 0,9327.


Märkte: Fokus auf US-Verbraucherpreise

Die internationalen Finanzmärkte mäandern auf den etablierten Niveaus ohne klare Ausrichtung. Das Datenpotpourri und die Nachrichtenlage lieferten divergierende Signale. Zumeist zart positive Daten aus Europa ex Deutschland (Frankreich, Italien, Griechenland, Dänemark) hatten keine nennenswerte Traktion.

Aus Deutschland erreichte uns eine positive Prognose für die Digitalwirtschaft (siehe unten), aber eine markant negative Prognose zum Bauvolumen als auch ein historischer Tiefstwert bei dem IFO-Barometer der Bauwirtschaft. Deutschland fällt immer weiter und auch schneller real und im relativen Vergleich zurück!

Die Daten aus den USA (MBA-Index, Daten zum Großhandel) hatten keinen Markteinfluss. Der Fokus liegt heute auf der Veröffentlichung der US-Verbraucherpreise um 14.30 Uhr. Die Veröffentlichung wird eine Katalysatorwirkung haben. Sollte sich dort ein höher als erwarteter Anstieg ergeben, sollte die Risikoaversion deutlich zunehmen und der USD an Boden gewinnen. Entspanntere Inflationsdaten würden entsprechend einen positiven Einfluss bezüglich der Risikohaltung der Marktteilnehmer zur Folge haben und sich belastend auf die Bewertung des USD auswirken.

Die Aktienmärkte legten gestern zu. So stieg der Late-DAX um 0,25%, der EuroStoxx 50 um 0,30%. US-Märkte verzeichneten stärkere Gewinne. Der S&P 500 legte um 0,64% und der Citi US Tech 100 um 0,76% zu. Japans Nikkei-Index gewann Stand 07:03 Uhr 1,87%, der Hangseng (Hongkong) 1,88%, der CSI 300 (China) 0,88%, der Kospi (Südkorea) 0,43% und der Sensex (Indien) 0,17%.

An den Rentenmärkten steht die Bundesanleihe anders als die US-Staatsanleihe unter Verkaufsdruck (Kontext zu Daten/Nachrichten und Risiken für Rating?). Die Rendite der 10- jährigen Bundesanleihe stellt sich heute früh auf 2,23% (Vortag 2,18%). Die 10 jährige US-Staatsanleihe rentiert mit 4,00% (Vortag 4,02%).

Der USD verlor sowohl gegenüber dem EUR als auch Gold und Silber insignifikant an Boden. Heute um 14.30 ist bezüglich des USD voraussichtlich "High Noon" (Potential für größere Bewegung).


Deutschland: Bitkom - Deutsche Digitalbranche wächst 2024 kräftig und setzt auf KI

Deutschlands Digitalwirtschaft soll laut Branchenverband Bitkom in diesem Jahr 4,4% wachsen (2023 2,0%). Bitkom kündigte an, für Unternehmen der IT und Telekommunikation sei 2024 ein Umsatz von 224,3 Mrd. EUR zu erwarten. Die Zahl der Beschäftigten dürfte 2024 um 36.000 auf 1,368 Millionen zulegen (Vorjahr +28.000).

Die meisten Unternehmen der Branche seien krisenfest, so Bitkom-Präsident Wintergerst. Die positive Stimmung der Branche spiegele sich auch in den Investitionsplänen wider. So wollen 22% der Firmen ihre Investitionen 2024 erhöhen und 61% die Ausgaben konstant halten, während 17% auf die Bremse treten müssen. Dabei wird vor allem in Software sowie Forschung und Entwicklung investiert.

Kommentar: Diese Entwicklung ist positiv. Deutschland hat im IT-Sektor Aufholbedarf. Wenn wir das Schicksal des Landes ändern wollen, ist dieser Sektor eine Schlüsselindustrie. Anzumerken ist das die Umsatzgröße (224,3 Mrd. EUR) nur circa 5% des nominalen BIP ausmacht.


Deutschland: IFO-Barometer für Wohnungsbau auf Allzeittief

Die Stimmung in den Wohnungsbauunternehmen ist laut IFO-Barometer per Dezember 2023 losgelöst von den zuletzt gesunkenen Zinsen auf ein Rekordtief gefallen. Das Barometer für das Geschäftsklima sank auf -56,8 Punkte nach zuvor -54,4 Zählern im Vormonat. Das ist der niedrigste Stand seit Beginn der Erhebung 1991.

Die Unzufriedenheit mit der aktuellen Lage greift immer weiter um sich. Die Wohnungsbauunternehmen befürchten für das 1. Halbjahr 2024 weitere Einbußen. Laut IFO zeigen die außergewöhnlich schwachen Erwartungen, dass die Firmen aktuell keine Hoffnung haben. Die Perspektiven für 2024 seien düster. Im Dezember mussten mehr Unternehmen die Stornierung von Aufträgen hinnehmen. 22,1% der Befragten klagten über gestrichene Projekte (Vormonat 21,5%). Ifo weiter, die Verunsicherung der potenziellen Bauherren säße tief. Von zu niedrigen Auftragsbeständen sprachen 56,9% der Betriebe.

Kommentar: Die gesamtwirtschaftliche Situation Deutschlands verschärft sich täglich. Die latente Ignoranz dieser Realitäten seitens der Regierung, die die Folgen ihres eigenen Handelns offenbar massiv fehleinschätzte, schafft kein Vertrauen für Investitionsentscheidungen.


Deutschland: DIW – Bauvolumen 2024 erstmals mit Rückgang seit Finanzkrise


Die Ausgaben für Bauleistungen in Deutschland werden einer Studie des DIW zufolge im Jahr 2024 erstmals seit dem Finanzkrisenjahr 2009 sinken. Prognostiziert wird ein Rückgang um 3,5% auf circa 546 Mrd. EUR. Der Wohnungsbau dürfte um 5,4% sinken. Gemildert würde der Abwärtstrend durch den Tiefbau, zu dem der staatlich dominierte Straßenbau zählt: Er soll um 1,8% zulegen. Im Jahr 2023 war das Bauvolumen um 6,1% gewachsen, überzeichnet allerdings durch starke Preisanstiege. Inflationsbereinigt gab es mit -1,1 Prozent den dritten realen Rückgang in Folge.

Kommentar: Das Bauvolumen von 546 Mrd. EUR macht circa 12% des nominalen BIP aus. Damit ist es bedeutend. Der prognostizierte Rückgang um 3,5% für das Jahr 2024 ist erheblich. Die immer höheren regulatorischen Anforderungen für den Bau, die den Aufwand und die Kosten treiben, vertragen sich nicht mit den politischen Zielen der Bundesregierung.

Das ist wie die Quadratur des Kreises. Eine Kosten senkende und bezüglich Bürokratie vereinfachende Deregulierung ist hier bitter notwendig, um den Ansprüchen der Bürger und der Unternehmen gerecht werden zu können. Das Heizungsgesetz wirkt kontraproduktiv bezüglich Kosten, Aufwand und Verunsicherung und ist und war ein Katalysator für die malade Situation.



Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Die heute im Datenpotpourri zitierten aktuellen Daten unterstreichen, dass Deutschland real und im relativen Vergleich immer weiter zurückfällt, unabhängig davon ob wir in Richtung Fernost, USA, Mexiko, UK, Japan, Frankreich, Italien oder Griechenland schauen. Deutschland ist der "kranke Mann" Europas und der Weltwirtschaft.

Fazit: Jeder Tag, der ohne grundlegende politische Neuorientierung vergeht, ist ein Tag, der die ultimative Rechnung für unsere Bürger und Unternehmen erhöht. Dem "normativ Faktischen" entgeht man nicht durch Aussitzen, durch Festhalten an Ideologien und durch Narrative.

Das "normativ Faktische" (Strukturen, Aristoteles) holt einen immer ein, es ist nur eine Zeitfrage! Ändert sich Politik nicht, werden die Leistungsträger (Unternehmen als auch Personen) aus verständlichen Gründen in immer schnelleren Tempo und größerer Zahl diesem Standort den Rücken kehren und damit das Problem verschärfen. Für diejenigen, die hier bleiben oder bleiben müssen, nimmt der Reiz der "inneren Kündigung" latent zu.

Mit Spannung erwarte ich die Daten zu den Kapitalabflüssen im Jahr 2023 (2022 Rekordwert).


Eurozone: Deutschland fällt weiter zurück

Frankreich: Die Industrieproduktion stieg per Berichtsmonat November im Monatsvergleich um 0,5% (Prognose 0,0%) nach zuvor -0,3% (Deutschland -0,7%).

Frankreich: Laut Notenbank legte das BIP im 4. Quartal um 0,2% im Quartalsvergleich zu (D?)

Italien: Die Einzelhandelsumsätze verzeichneten per November im Monatsvergleich einen Anstieg um 0,40% und im Jahresvergleich kam es zu einem Plus in Höhe von 1,50% (Deutschland Einzelhandel November (M/J): -2,5%/-2,4%).

Griechenland: Die Industrieproduktion legte per November im Jahresvergleich um 3,1% nach zuvor 10,2% zu (Deutschland per November im Jahresvergleich -4,87%).


Dänemark: Verbraucherpreise legen mit 0,7% (J) zu – Industrieproduktion +9,9% (M)

Die Verbraucherpreise legten per Berichtsmonat Dezember im Jahresvergleich um 0,7% nach zuvor 0,6% zu (Deutschland 3,7%). Die Industrieproduktion nahm per November im Monatsvergleich um 9,9% nach zuvor 1,7% zu. Es ist der vierte Anstieg in Folge (Deutschland zuletzt -0,7%, siebte Rückgang in Folge!).


USA: MBA-Index erholt, dennoch historisch schwach


Der von der MBA ermittelte Hypothekenmarktindex stellte sich in der Berichtswoche per 5. Januar auf 190,6 nach zuvor 173,5 Punkten. Die Lagerbestände im Großhandel verzeichneten per November im Monatsvergleich einen Rückgang um 0,2% (Prognose -0,2%, Vormonat -0,2%). Der Absatz des Großhandels war im Monatsvergleich unverändert (Prognose -0,3%, Vormonat revidiert von -1,3% auf -1,5%).


Japan: Reserven höher, Frühindikator und Index der Lagebeurteilung schwächer

Die Devisenreserven stellten sich per Dezember auf 1.294,6 Mrd. USD (Vormonat 1.269,7 Mrd.). Der Index der Frühindikatoren sank per November um 1,2 Punkte (Vormonat -0,4). Der Index der aktuellen Lagebeurteilung verlor 1,4 Zähler (Vormonat +0,2).

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0540 – 1,0570 negiert das für den EUR positive Szenario.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe



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