Märkte: DAX nähert sich Allzeithoch – Bundesregierung droht 2025 große Finanzlücke – EZB: Keine Überraschungen
26.01.2024 | Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0843 (05:17 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0823 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 147.70. In der Folge notiert EUR-JPY bei 160,15. EUR-CHF oszilliert bei 0,9399.
Märkte: DAX nähert sich Allzeithoch
Die internationalen Finanzmärkte zeigen sich weitgehend stabil, in Teilen freundlich, in anderen Teilen in überschaubaren Korrekturmodi. Die gestern von der Nachrichten- und Datenfront gelieferten Impulse waren lediglich in Teilen positiv.
Die EZB agierte wie erwartet. Sie "verbessert" ihre Chance, optimale Zeitpunkte für Neuausrichtungen zu verpassen. Nun da stimmt der "Trackrecord" der EZB (siehe unten). Die Inflationsdaten aus den USA (Defator und PCE-Index des BIP) und Japan (CPI im Raum Tokio) waren unerwartet entspannend.
Das BIP der USA setzte quantitativ positive Akzente. Qualitativ ist es im Hinblick auf die Neuverschuldung in den USA prekär (siehe Datenpotpourri). Im UK brach der Einzelhandelsindex ein. In Deutschland enttäuschte der IFO-Geschäftsklimaindex, der auf den tiefsten Stand seit 10/2022 sank. Weitere Daten aus Deutschland ernüchterten. Das Bauhauptgewerbe verzeichnete per November den dritten Auftragsrückgang in Folge.
Real kam es zu einem Minus in Höhe von 7,4% (Vormonate -5,4% und -7,6%, Phase Januar bis November -4,7%). Der inflationsbereinigte Umsatz gab per November im Jahresvergleich um 3,2% nach (Phase Januar bis November -3,1%). Das Risiko, dass die Haushalte 2024 und 2025 mangels Steueraufkommen eine Nachbearbeitung erforderlich machen werden, sind ausgeprägt (siehe unten).
Der DAX (Late DAX +0,27%) konnte gestern ebenso wir der EuroStoxx 50 (+0,90%) Boden gewinnen. Der DAX nähert sich wieder dem Allzeithoch. Die dort gelisteten Unternehmen hängen an der Weltwirtschaft, nicht an der Nationalökonomie, Gott sei dank! Der S&P 500 stieg um 0,64%, der Dow Jones um 0,50% und der Citi US Tech 100 um 0,06%. Fernost stand unter Druck. Der Nikkei (Japan) gab Stand 08.00 Uhr um 1,34% ab, der CSI (China) verlor 0,17%, der Hangseng (Hongkong) gab um 1,33% nach und der Sensex (Indien) fiel um 0,51%.
An den Rentenmärkten gab es dank der milden Inflationsdaten aus den USA und aus Japan etwas Entspannung. 10-jährige Bundesanleihen rentieren aktuell mit 2,28% (Spitze gestern 2,37%), 10-jährige US-Staatsanleihen mit 4,10% (Spitze gestern 4,17%).
Der USD gewann gegenüber dem EUR an Boden. Gold und Silber waren wenig verändert.
Bundesregierung droht 2025 große Finanzlücke
Die Ampelkoalition steht laut Handelsblatt (beruft sich auf Regierungsvertreter) vor neuen Finanzproblemen. Im Bundeshaushalt für das Jahr 2025 gebe eine milliardenschwere Finanzierungslücke. Diese Lücke würde deutlich im zweistelligen Milliardenbereich liegen. Vermutlich würde die Lücke größer sein als die 17 Mrd. EUR, welche die Bundesregierung nach dem Karlsruher Urteil im Etat 2024 einsparen musste.
Die Bundesregierung würde wie im Vorjahr auf das übliche Eckwerteverfahren bei der Haushaltsaufstellung verzichten. Ein solches Verfahren sei angesichts der fortgeschrittenen Zeit nicht sinnvoll, man beschäftigte sich noch mit dem Etat 2024.
Das Finanzministerium beabsichtige, die Ausgabenobergrenzen aus der bestehenden Finanzplanung aus dem Vorjahr nutzen und diese als Eckwerte den anderen Ressorts vorgeben.
Der Haushaltsausschuss des Bundestags hatte jüngst einen Etat für 2024 mit Ausgaben von 476,8 Mrd. EUR und neuen Krediten von rund 39 Mrd. EUR beschlossen.
Kommentar: Die Themen Etat 2024 und Etat 2025 werden noch einmal auf die Agenda kommen. Die Annahmen für die Wirtschaftsentwicklung und damit das Steueraufkommen sind fragil. Die ersten Institute nehmen ihre BIP-Prognosen für 2024 bereits zurück. Damit sind Einkommensausfälle des Staates korreliert. Es wird jeden Tag prekärer, sofern es nicht zu einer markanten Neuausrichtung in der Politik bezüglich der hier bereits zuvor adressierten Krisenfelder kommt. Die Themen sind im Bereich Wirtschaftspolitik, Finanzpolitik und Außenpolitik angesiedelt. Bewegung ist hier in Berlin nicht erkennbar.
Wer glaubt, durch Verwaltung eines Problems Herr des Problems werden zu können, glaubt auch das Zitronenfalter Zitronen falten. Erfolgreiche Problembekämpfung erfordert schonungslos rationale Ursachenforschung und dann eine unbestechliche Restrukturierungspolitik (Grenznutzen erhöhen, Leistungsgesellschaft forcieren).
Liebes Berlin, Ihr habt Griechenland und anderen europäischen Ländern Reformpolitik in Stringenz verordnet, der Erfolg ist bemerkenswert! Alle diese Länder stehen weit vor Deutschland! Will man nicht die Medizin schlucken, die man anderen verordnete?
EZB: Keine Überraschungen
Die EZB hat den Leitzins erwartungsgemäß unverändert bei 4,50% und den Anlagezins bei 4,00% belassen. Die Verbalakrobatik war milde und lieferte keine Überraschungen. Die EZB wird weiter datenabhängig agieren. Man sieht grundsätzlich weiter eine rückläufige Inflationstendenz im weiteren Jahresverlauf. Man ist determiniert, das Inflationsziel von 2% zu erreichen. Das aktuelle Zinsniveau würde dazu einen erheblichen Beitrag leisten. Man würde so lange wie erforderlich an einem restriktiven Zinsniveau festhalten. Risiken für die Wirtschaft seien abwärts gerichtet. Geopolitische Krisen seien ein Aufwärtsrisiko für die Inflation. Die EZB erkennt im Währungsraum keine Zweitrundeneffekte bei Inflation. Zinssenkungen waren im EZB-Rat kein Thema.
Kommentar: Diese Positionen sind alle bekannt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB zu lange an der aktuellen Zinspolitik festhält, nimmt tendenziell zu. In Teilen der Weltwirtschaft grassiert bereits Deflation (China -0,3%, Bahrain -0,3%). In Japan brach gerade das Preisniveau im Raum Tokio von 2,4% auf 1,6% ein (trotz Leitzins bei -0,10%!). Der US-PCE-Index für die Berechnung des BIP sackte von 3,3% auf 1,5%. Auch in der Eurozone (CPI 2,9%) stellt sich ein sehr divergentes Bild bei der Preisinflation ein. So steigen die Verbraucherpreise (Jahresvergleiche) in Italien um nur 0,5%, in den Niederlanden um 1,2% und in Portugal um 1,4%. Nun denn, die Chance erhöht sich, dass die EZB das optimale Timing verpasst.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: EZB mit ruhiger Hand, IFO Index auf Tiefpunkt seit 10/2022
Die EZB hat den Leitzins erwartungsgemäß unverändert bei 4,50% und den Anlagezins bei 4,00% belassen.
Deutschland: Der IFO-Geschäftsklimaindex sank per Januar von zuvor 86,3 (revidiert von 86,4) auf 85,2 Punkte (Prognose 86,7) und markierte den tiefsten Stand seit Oktober 2022 (84,3, seinerzeit Angst wegen Energie-Versorgungschaos). Der IFO-Lageindex verlor von 88,5 auf 87,0 Zähler (Prognose 88,6), während der IFO-Erwartungsindex von 84,2 (revidiert von 84,3) auf 83,5 Punkte sank (Prognose 84,8).
UK: Einzelhandelsindex auf tiefstem Stand seit 01/2021
Der CBI Index für den Einzelhandel brach per Januar von zuvor -32 auf -50 Zähler ein und markierte den tiefsten Indexstand seit Januar 2021. Der GfK-Konsumklimaindex legte per Januar von zuvor -22 auf -19 Punkte zu (Prognose -21).
USA: Starkes BIP, starker Inflationsrückgang in Berechnung als Treiber
Das BIP legte in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung (annualisiert) per 4. Quartal 2023 um 3,3% zu (Prognose 2,0%, Vorquartal 4,9%). Der Deflator für das BIP sank im Vergleich zum Vorquartal massiv von 3,3% auf 1,5%. Der PCE-Preisindex (Personal Consumption Expenditure) gab im Vergleich zum Vorquartal von 2,6% auf 1,7% nach. Bei der positiven Performance sei angemerkt, dass sich die öffentliche US-Verschuldung im 4. Quartal um 3% des BIP (annualisiert 12%) erhöhte. Bei aller Freude über die Quantität liefert die Qualität einen extrem bitteren Nachgeschmack!
Der Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter veränderte sich per Dezember gegenüber dem Vormonat nicht (Prognose 1,1%, Vormonat 5,5%). Die Arbeitslosenerstanträge stellten sich per 20. Januar auf 214.000 (Prognose 200.000, Vorwoche 189.000). Der Absatz neuer Wohnimmobilien lag in der annualisierten Darstellung per Dezember bei 664.000 (Prognose 645.000) nach zuvor 615.000 (revidiert von 590.000). Der Kansas City Fed Composite Index (Gesamtwirtschaft) fiel per Januar von zuvor -1auf -9 Punkte (Verarbeitendes Gewerbe von -5 auf -17 Zähler).
Japan: Inflation im Raum Tokio bricht ein
Für die Region Tokio stellten sich die Verbraucherpreise per Januar im Jahresvergleich auf +1,6% nach zuvor +2,4% (Kernrate 1,6% nach 2,1%). Es war der geringste Anstieg seit März 2022.
Türkei: Leitzins jetzt bei 45%
Die Zentralbank der Türkei erhöhte den Leitzins (Reposatz 1 Woche) von zuvor 42,50% auf 45,00%.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0540 – 1,0570 negiert das für den EUR positive Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
Hinweis: Der Hellmeyer Report ist eine unverbindliche Marketingmitteilung der Netfonds AG, die sich ausschließlich an in Deutschland ansässige Empfänger richtet. Er stellt weder eine konkrete Anlageempfehlung dar noch kommt durch seine Ausgabe oder Entgegennahme ein Auskunfts- oder Beratungsvertrag gleich welcher Art zwischen der Netfonds AG und dem jeweiligen Empfänger zustande.
Die im Hellmeyer Report wiedergegebenen Informationen stammen aus Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir jedoch keine Gewähr oder Haftung übernehmen können. Soweit auf Basis solcher Informationen im Hellmeyer Report Einschätzungen, Statements, Meinungen oder Prognosen abgegeben werden, handelt es sich jeweils lediglich um die persönliche und unverbindliche Auffassung der Verfasser des Hellmeyer Reports, die in dem Hellmeyer Report als Ansprechpartner benannt werden.
Die im Hellmeyer Report genannten Kennzahlen und Entwicklungen der Vergangenheit sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen, sodass sich insbesondere darauf gestützte Prognosen im Nachhinein als unzutreffend erweisen können. Der Hellmeyer Report kann zudem naturgemäß die individuellen Anlagemöglichkeiten, -strategien und -ziele seiner Empfänger nicht berücksichtigen und enthält dementsprechend keine Aussagen darüber, wie sein Inhalt in Bezug auf die persönliche Situation des jeweiligen Empfängers zu würdigen ist. Soweit im Hellmeyer Report Angaben zu oder in Fremdwährungen gemacht werden, ist bei der Würdigung solcher Angaben durch den Empfänger zudem stets auch das Wechselkursrisiko zu beachten.
Märkte: DAX nähert sich Allzeithoch
Die internationalen Finanzmärkte zeigen sich weitgehend stabil, in Teilen freundlich, in anderen Teilen in überschaubaren Korrekturmodi. Die gestern von der Nachrichten- und Datenfront gelieferten Impulse waren lediglich in Teilen positiv.
Die EZB agierte wie erwartet. Sie "verbessert" ihre Chance, optimale Zeitpunkte für Neuausrichtungen zu verpassen. Nun da stimmt der "Trackrecord" der EZB (siehe unten). Die Inflationsdaten aus den USA (Defator und PCE-Index des BIP) und Japan (CPI im Raum Tokio) waren unerwartet entspannend.
Das BIP der USA setzte quantitativ positive Akzente. Qualitativ ist es im Hinblick auf die Neuverschuldung in den USA prekär (siehe Datenpotpourri). Im UK brach der Einzelhandelsindex ein. In Deutschland enttäuschte der IFO-Geschäftsklimaindex, der auf den tiefsten Stand seit 10/2022 sank. Weitere Daten aus Deutschland ernüchterten. Das Bauhauptgewerbe verzeichnete per November den dritten Auftragsrückgang in Folge.
Real kam es zu einem Minus in Höhe von 7,4% (Vormonate -5,4% und -7,6%, Phase Januar bis November -4,7%). Der inflationsbereinigte Umsatz gab per November im Jahresvergleich um 3,2% nach (Phase Januar bis November -3,1%). Das Risiko, dass die Haushalte 2024 und 2025 mangels Steueraufkommen eine Nachbearbeitung erforderlich machen werden, sind ausgeprägt (siehe unten).
Der DAX (Late DAX +0,27%) konnte gestern ebenso wir der EuroStoxx 50 (+0,90%) Boden gewinnen. Der DAX nähert sich wieder dem Allzeithoch. Die dort gelisteten Unternehmen hängen an der Weltwirtschaft, nicht an der Nationalökonomie, Gott sei dank! Der S&P 500 stieg um 0,64%, der Dow Jones um 0,50% und der Citi US Tech 100 um 0,06%. Fernost stand unter Druck. Der Nikkei (Japan) gab Stand 08.00 Uhr um 1,34% ab, der CSI (China) verlor 0,17%, der Hangseng (Hongkong) gab um 1,33% nach und der Sensex (Indien) fiel um 0,51%.
An den Rentenmärkten gab es dank der milden Inflationsdaten aus den USA und aus Japan etwas Entspannung. 10-jährige Bundesanleihen rentieren aktuell mit 2,28% (Spitze gestern 2,37%), 10-jährige US-Staatsanleihen mit 4,10% (Spitze gestern 4,17%).
Der USD gewann gegenüber dem EUR an Boden. Gold und Silber waren wenig verändert.
Bundesregierung droht 2025 große Finanzlücke
Die Ampelkoalition steht laut Handelsblatt (beruft sich auf Regierungsvertreter) vor neuen Finanzproblemen. Im Bundeshaushalt für das Jahr 2025 gebe eine milliardenschwere Finanzierungslücke. Diese Lücke würde deutlich im zweistelligen Milliardenbereich liegen. Vermutlich würde die Lücke größer sein als die 17 Mrd. EUR, welche die Bundesregierung nach dem Karlsruher Urteil im Etat 2024 einsparen musste.
Die Bundesregierung würde wie im Vorjahr auf das übliche Eckwerteverfahren bei der Haushaltsaufstellung verzichten. Ein solches Verfahren sei angesichts der fortgeschrittenen Zeit nicht sinnvoll, man beschäftigte sich noch mit dem Etat 2024.
Das Finanzministerium beabsichtige, die Ausgabenobergrenzen aus der bestehenden Finanzplanung aus dem Vorjahr nutzen und diese als Eckwerte den anderen Ressorts vorgeben.
Der Haushaltsausschuss des Bundestags hatte jüngst einen Etat für 2024 mit Ausgaben von 476,8 Mrd. EUR und neuen Krediten von rund 39 Mrd. EUR beschlossen.
Kommentar: Die Themen Etat 2024 und Etat 2025 werden noch einmal auf die Agenda kommen. Die Annahmen für die Wirtschaftsentwicklung und damit das Steueraufkommen sind fragil. Die ersten Institute nehmen ihre BIP-Prognosen für 2024 bereits zurück. Damit sind Einkommensausfälle des Staates korreliert. Es wird jeden Tag prekärer, sofern es nicht zu einer markanten Neuausrichtung in der Politik bezüglich der hier bereits zuvor adressierten Krisenfelder kommt. Die Themen sind im Bereich Wirtschaftspolitik, Finanzpolitik und Außenpolitik angesiedelt. Bewegung ist hier in Berlin nicht erkennbar.
Wer glaubt, durch Verwaltung eines Problems Herr des Problems werden zu können, glaubt auch das Zitronenfalter Zitronen falten. Erfolgreiche Problembekämpfung erfordert schonungslos rationale Ursachenforschung und dann eine unbestechliche Restrukturierungspolitik (Grenznutzen erhöhen, Leistungsgesellschaft forcieren).
Liebes Berlin, Ihr habt Griechenland und anderen europäischen Ländern Reformpolitik in Stringenz verordnet, der Erfolg ist bemerkenswert! Alle diese Länder stehen weit vor Deutschland! Will man nicht die Medizin schlucken, die man anderen verordnete?
EZB: Keine Überraschungen
Die EZB hat den Leitzins erwartungsgemäß unverändert bei 4,50% und den Anlagezins bei 4,00% belassen. Die Verbalakrobatik war milde und lieferte keine Überraschungen. Die EZB wird weiter datenabhängig agieren. Man sieht grundsätzlich weiter eine rückläufige Inflationstendenz im weiteren Jahresverlauf. Man ist determiniert, das Inflationsziel von 2% zu erreichen. Das aktuelle Zinsniveau würde dazu einen erheblichen Beitrag leisten. Man würde so lange wie erforderlich an einem restriktiven Zinsniveau festhalten. Risiken für die Wirtschaft seien abwärts gerichtet. Geopolitische Krisen seien ein Aufwärtsrisiko für die Inflation. Die EZB erkennt im Währungsraum keine Zweitrundeneffekte bei Inflation. Zinssenkungen waren im EZB-Rat kein Thema.
Kommentar: Diese Positionen sind alle bekannt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB zu lange an der aktuellen Zinspolitik festhält, nimmt tendenziell zu. In Teilen der Weltwirtschaft grassiert bereits Deflation (China -0,3%, Bahrain -0,3%). In Japan brach gerade das Preisniveau im Raum Tokio von 2,4% auf 1,6% ein (trotz Leitzins bei -0,10%!). Der US-PCE-Index für die Berechnung des BIP sackte von 3,3% auf 1,5%. Auch in der Eurozone (CPI 2,9%) stellt sich ein sehr divergentes Bild bei der Preisinflation ein. So steigen die Verbraucherpreise (Jahresvergleiche) in Italien um nur 0,5%, in den Niederlanden um 1,2% und in Portugal um 1,4%. Nun denn, die Chance erhöht sich, dass die EZB das optimale Timing verpasst.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: EZB mit ruhiger Hand, IFO Index auf Tiefpunkt seit 10/2022
Die EZB hat den Leitzins erwartungsgemäß unverändert bei 4,50% und den Anlagezins bei 4,00% belassen.
Deutschland: Der IFO-Geschäftsklimaindex sank per Januar von zuvor 86,3 (revidiert von 86,4) auf 85,2 Punkte (Prognose 86,7) und markierte den tiefsten Stand seit Oktober 2022 (84,3, seinerzeit Angst wegen Energie-Versorgungschaos). Der IFO-Lageindex verlor von 88,5 auf 87,0 Zähler (Prognose 88,6), während der IFO-Erwartungsindex von 84,2 (revidiert von 84,3) auf 83,5 Punkte sank (Prognose 84,8).
UK: Einzelhandelsindex auf tiefstem Stand seit 01/2021
Der CBI Index für den Einzelhandel brach per Januar von zuvor -32 auf -50 Zähler ein und markierte den tiefsten Indexstand seit Januar 2021. Der GfK-Konsumklimaindex legte per Januar von zuvor -22 auf -19 Punkte zu (Prognose -21).
USA: Starkes BIP, starker Inflationsrückgang in Berechnung als Treiber
Das BIP legte in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung (annualisiert) per 4. Quartal 2023 um 3,3% zu (Prognose 2,0%, Vorquartal 4,9%). Der Deflator für das BIP sank im Vergleich zum Vorquartal massiv von 3,3% auf 1,5%. Der PCE-Preisindex (Personal Consumption Expenditure) gab im Vergleich zum Vorquartal von 2,6% auf 1,7% nach. Bei der positiven Performance sei angemerkt, dass sich die öffentliche US-Verschuldung im 4. Quartal um 3% des BIP (annualisiert 12%) erhöhte. Bei aller Freude über die Quantität liefert die Qualität einen extrem bitteren Nachgeschmack!
Der Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter veränderte sich per Dezember gegenüber dem Vormonat nicht (Prognose 1,1%, Vormonat 5,5%). Die Arbeitslosenerstanträge stellten sich per 20. Januar auf 214.000 (Prognose 200.000, Vorwoche 189.000). Der Absatz neuer Wohnimmobilien lag in der annualisierten Darstellung per Dezember bei 664.000 (Prognose 645.000) nach zuvor 615.000 (revidiert von 590.000). Der Kansas City Fed Composite Index (Gesamtwirtschaft) fiel per Januar von zuvor -1auf -9 Punkte (Verarbeitendes Gewerbe von -5 auf -17 Zähler).
Japan: Inflation im Raum Tokio bricht ein
Für die Region Tokio stellten sich die Verbraucherpreise per Januar im Jahresvergleich auf +1,6% nach zuvor +2,4% (Kernrate 1,6% nach 2,1%). Es war der geringste Anstieg seit März 2022.
Türkei: Leitzins jetzt bei 45%
Die Zentralbank der Türkei erhöhte den Leitzins (Reposatz 1 Woche) von zuvor 42,50% auf 45,00%.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0540 – 1,0570 negiert das für den EUR positive Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
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Hinweis: Der Hellmeyer Report ist eine unverbindliche Marketingmitteilung der Netfonds AG, die sich ausschließlich an in Deutschland ansässige Empfänger richtet. Er stellt weder eine konkrete Anlageempfehlung dar noch kommt durch seine Ausgabe oder Entgegennahme ein Auskunfts- oder Beratungsvertrag gleich welcher Art zwischen der Netfonds AG und dem jeweiligen Empfänger zustande.
Die im Hellmeyer Report wiedergegebenen Informationen stammen aus Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir jedoch keine Gewähr oder Haftung übernehmen können. Soweit auf Basis solcher Informationen im Hellmeyer Report Einschätzungen, Statements, Meinungen oder Prognosen abgegeben werden, handelt es sich jeweils lediglich um die persönliche und unverbindliche Auffassung der Verfasser des Hellmeyer Reports, die in dem Hellmeyer Report als Ansprechpartner benannt werden.
Die im Hellmeyer Report genannten Kennzahlen und Entwicklungen der Vergangenheit sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen, sodass sich insbesondere darauf gestützte Prognosen im Nachhinein als unzutreffend erweisen können. Der Hellmeyer Report kann zudem naturgemäß die individuellen Anlagemöglichkeiten, -strategien und -ziele seiner Empfänger nicht berücksichtigen und enthält dementsprechend keine Aussagen darüber, wie sein Inhalt in Bezug auf die persönliche Situation des jeweiligen Empfängers zu würdigen ist. Soweit im Hellmeyer Report Angaben zu oder in Fremdwährungen gemacht werden, ist bei der Würdigung solcher Angaben durch den Empfänger zudem stets auch das Wechselkursrisiko zu beachten.