Europas Aktien schwächer – Trumps Agenda bei Wahlerfolg im November – Deutschland: Rezessionsrisiko wieder gestiegen – Auftragsmangel im deutschen Wohnungsbau sinkt minimal
16.07.2024 | Folker Hellmeyer
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Deutschland: Rezessionsrisiko wieder gestiegenDie Gefahr einer Rezession ist laut einer Studie des IMK gestiegen. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt im Zeitraum Juli bis Ende September bei 44,4%. Anfang Juni betrug sie für die folgenden drei Monate 39,5%. Das Barometer signalisiert mit "gelb-rot" eine erhöhte konjunkturelle Unsicherheit, jedoch keine akute Rezessionsgefahr. Zwischen Juni 2023 und März 2024 hatte die Konjunkturampel durchgängig auf "rot" gestanden.
Analyse des IMK: Die derzeitige Zunahme des Rezessionsrisikos beruht darauf, dass zuletzt die Auftragseingänge und die Produktion im Produzierenden beziehungsweise Verarbeitenden Gewerbe zurückgegangen sind. Stimmungsindikatoren wie der Ifo-Index haben sich zumVormonat leicht eingetrübt. Positive Trends bei verschiedenen Finanzmarktindikatoren haben verhindert, dass das Rezessionsrisiko stärker zugenommen hat.
Das IMK kommentiert, dass die konjunkturelle Aufwärtsbewegung nicht selbsttragend sei. Die Daten der Vormonate hätten noch Grund zur Hoffnung gegeben, dass eine sich belebende Weltkonjunktur die deutsche Exportwirtschaft mitziehe. Die aktuelle Lage liefere eindifferenzierteres Bild: Neue Handelskonflikte könnten als Bremsklotz für die exportorientierte deutsche Industrie wirken. Blieben größere Investitionsimpulse – wie derzeit absehbar –weiter aus, dürfte es allein der private Verbrauch sein, der allmählich an Fahrt gewinne. Das dürfte bis in den Herbst hinein aber nur für ein schwaches Wachstum reichen. In seiner Konjunkturprognose rechnet das IMK für 2024 mit einem Wirtschaftswachstum von nur 0,1%.
Kommentar: Das IMK liefert ein ernüchterndes Bild. Das IMK geht nicht darauf ein, dass der Mangel an internationaler Konkurrenzfähigkeit Deutschlands zu immer mehr Exodus des Kapitalstocks, der alle Einkommen, auch die des Staates generiert, führt. Das schlägt dem Zahnrad der Übertragung der Kräfte der Weltwirtschaft nach Deutschland förmlich „die Zähne“ aus. Das erklärt die mangelnde Traktion.
Auftragsmangel im deutschen Wohnungsbau sinkt minimal
Der Auftragsmangel im Wohnungsbau ist laut Barometer des IFO-Instituts im Juni leicht zurückgegangen. Von wenig Neugeschäft berichteten 50,2% der Baufirmen nach 51,7% im Mai. Die Stornierungsquote bei Aufträgen sank laut IFO von 15,1% auf 13,7%.. Das Geschäftsklima im Wohnungsbau legte zwar etwas zu, befindet sich mit -44,3 Punkten weiter deutlich im negativen Bereich.
Das IFO-Institut kommentiert, dass der Mangel an neuen Aufträgen weiter ein großes Problem sei. Häuslebauer seien zurückhaltend, auch weil die Leitzinssenkung der EZB vorerst nur ein erster Schritt sei. Bei den Finanzierungskosten habe sich noch nicht viel getan. Das spiegele sich auch in der Entwicklung der Baugenehmigungen wider. Was heute nicht beauftragt und genehmigt würde, könne zunächst auch nicht gebaut werden. Daher würde das Thema die Unternehmen vermutlich noch eine ganze Weile begleiten.
Kommentar: Wir freuen uns über die zarte Aufhellung. Das Gesamtbild ist und bleibt prekär.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Industrieproduktion schwach, aber besser als erwartet
Die Industrieproduktion verzeichnete per Mai im Monatsvergleich einen Rückgang um 0,6% (Prognose -0,8%) nach zuvor 0,0% (revidiert von -0,1%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Minus in Höhe von 2,9% (Prognose -3,6%) nach zuvor -3,1% (revidiert von -3,0%).
Die Devisenreserven stellten sich per Berichtsmonat Juni auf 1,267,6 Mrd. EUR nach zuvor 1.254 Mrd. EUR.
Schweiz: Erzeugerpreise (J) bei -1,9%
Die Erzeugerpreise waren per Juni im Monatsvergleich unverändert (Vormonat -0,3%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 1,9% nach zuvor -1,8%.
USA: New York läuft nicht rund
Der New York Fed Manufacturing Index sank per Juli von zuvor -6,0 auf -6,6 Punkte (Prognose -7,0).
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1,0950 – 1,0980 negiert das für den EUR negative Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
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