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Märkte konsolidieren – Deutschland: Wo wir stark sind? Kartoffeln! – Deutschland: IFO- Beschäftigungsbarometer auf tiefstem Stand seit 02/2021

29.08.2024  |  Folker Hellmeyer
Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,1134 (05:24 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1106 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 144,48. In der Folge notiert EUR-JPY bei 160,86. EUR-CHF oszilliert bei 0,9362.


Märkte konsolidieren

An den Finanzmärkten wird auf den etablierten Niveaus mäandert. An den Aktienmärkten als auch an den Rentenmärkten dominiert weitgehend Konsolidierung. Gestern standen US-Aktienmärkte im Zuge der Quartalsergebnisse von Nvidia, aber auch wegen anderer Themen Super Micro (-19% wegen Verzögerung einer 10--Veröffentlichung) unter Druck. Die europäischen Aktienmärkte konnten die Tageshochs (DAX 18.860) nicht halten, schlossen aber mit Gewinnen.

Das Datenpotpourri (siehe unten) lieferte ein heterogenes Bild. Das Geldmengenwachstum als auch die Kreditvergabe enttäuschten und signalisieren weiter eine unterproportionale Performance der Wirtschaft der Eurozone. Frankreichs Verbrauchervertrauen legte erwartungsgemäß leicht zu, aller Voraussicht nach bedingt durch die Olympiade, ergo ein temporäres Phänomen. Der MBA-Hypothekenmarktindex (USA) fiel marginal höher aus. Die Wirtschaftsdaten Russlands sind weiter stark.

Exkurs Deutschland: Das IFO-Beschäftigungsbarometer sank per August von 95,3 auf 94,8 Punkte. Das ist der 3. Rückgang in Folge und der niedrigste Wert seit Februar 2021 (siehe unten). Das DIW-Barometer sank um knapp vier auf 83,4 Punkte im Monatsvergleich (100 Punkte durchschnittliches Wachstum). Kommentar: Die Alarmglocken läuten, ist Berlin taub? Aktienmärkte: Late Dax +0,45%, EuroStoxx 50 +0,21%, S&P 500 -0,62%, Dow Jones -0,42%, und US Tech 100 -1,22%.

Aktienmärkte in Fernost Stand 06:35 Uhr: Nikkei (Japan) -0,07%, CSI 300 (China) -0,07%, Hangseng (Hongkong) -0,65%, Sensex (Indien) +0,29% und Kospi (Südkorea) -0,91%. Rentenmärkte: Die 10-järhige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,25% (Vortag 2,28%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 3,84% (Vortag 3,83%) abwirft. Devisenmärkte: Der EUR hat gegenüber dem USD leicht an Boden verloren. Im Zuge der erhöhten USD-Nachfrage verlor Gold marginal gegenüber dem USD (-0,04%). Silber stand dagegen deutlicher unter Druck (-1,53%).


Deutschland: Wo wir stark sind? Kartoffeln!

In der Zeit der Dürre bezüglich positiver Wirtschaftsmeldungen aus Deutschland, gibt es Lichtblicke. Man muss sie finden wollen. Deutschland ist zwar letzter der Wachstumsstatistik innerhalb der Eurozone, der EU und des Westens, aber es gibt einen Sektor, in dem wir innerhalb Europas führend sind. Es ist die Kartoffelproduktion. Erinnert sei daran, dass Friedrich der Große (Preußen) für die Verbreitung hier wesentlich Verantwortung trug und trägt.

Werfen wir einen Blick auf die Statistik und danken unseren Agronomen für dieses Leistungsprofil (Ernst gemeint! Ich ziehe meinen Hut vor dieser Branche!). Deutschland ist in der EU mit einem Anteil per 2023 von 24,0% klar führend.

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Wer so viel Kartoffeln hat, der kann sie auch exportieren. Auch diesbezüglich bietet Statista eine aussagefähige Grafik. Wir versorgen unsere europäischen Freunde, aber auch hier fällt Russland als Absatzmarkt auf.

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Kommentar: Kann uns die Kartoffel retten? Dazu muss man wissen, dass die Bruttowertschöpfung des Sektors Landwirtschaft rund 0,8% unseres BIP ausmacht. Die Kartoffel macht 2% der Agraranbaufläche aus. Ergo lautet das Urteil, dass die Kartoffel unser Geschäftsmodell nicht retten kann. Trotzdem ist es schön, dass wir in einer Statistik der EU führend sind. Meine Frau Conny will jetzt mit mir über das Stilmittel der Ironie reden! Jetzt aber zurück zu entscheidenden Themen, die etwas mit dem Rückgrat der Stabilität der Wirtschaft, der Gesellschaft und der Politik zu tun haben. IFO-Barometer liefern Erkenntnisse!


Deutschland: IFO-Beschäftigungsbarometer auf tiefstem Stand seit 02/2021

Die Unternehmen zeigen sich laut IFO-Barometer so zurückhaltend bei der Personalplanung wie seit 02/2021 (Corona!) nicht mehr. Das Beschäftigungsbarometer sank per August von 95,3 auf 94,8 Punkte. Das ist der 3. Rückgang in Folge

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Kommentar: Jeder Experte weiß, dass Arbeitsmarktdaten nachlaufende Wirtschaftsindikatoren sind. Anders als in der Eurozone (Arbeitslosenquote mit 6,5% knapp über Allzeittief bei 6,4%) hat sich die Quote in Deutschland ausgehend von 5% (Mai 2022) mittlerweile auf 6% erhöht (von Tendenz her Schwachpunkt der Eurozone!).

Das aktuelle IFO-Barometer weist weiter den Weg zu Arbeitsmarktschwäche. Leser dieses Reports kann das nicht verwundern.


Lassen wir IFO-Experten zu Wort kommen: "Die schwache Wirtschaftsentwicklung schlägt sich auch in einer schwachen Beschäftigungsentwicklung nieder", erklärte Ifo-Umfragechef Wohlrabe den negativen Trend. "Der Auftragsmangel bremst die Unternehmen bei Neueinstellungen."

Besonders in der Industrie (circa 28% des BIP) sei das Barometer merklich gesunken. "Immer mehr Unternehmen denken über einen Abbau von Arbeitsplätzen nach", betonte das Ifo-Institut. "Ähnliches gilt für den Handel, wo Kunden in den Geschäften fehlen."

Im Baugewerbe sollen dagegen trotz der anhaltend schweren Krise die Mitarbeiter gehalten werden. Nur bei den Dienstleistern gebe es eine positive Einstellungstendenz: Dies gilt insbesondere für die IT-Branche und den Tourismus.

Kommentar: Die Arbeitsmarktlage korreliert mit der Strukturlage (Aristoteles), die die Konjunkturlage determiniert.

Der Verfall der strukturellen Konkurrenzfähigkeit, allen voran bezüglich der Themen Energiepreise im internationalen Vergleich (3-Jahres Vergleich Erdgas (Daten finanzen.net: USA -55,9%, Europa -24,9%) und der nachhaltigen Versorgungssicherheit (nicht gewährleistet!), aber auch aller anderen Themen (Bürokratie, Hochsteuerland, IT, Infrastruktur, Forcierung der Anspruchsgesellschaft, Ablehnung der Leistungsgesellschaft, Nivellierung des Bildungsniveaus) wirkten und wirken sich belastend aus.

Wann reagiert unsere Politik im Interesse des Landes, der Unternehmen und der Bürger? Nur das ist ihr Job! Es bedarf einer 180 Grad Wende in vielen Feldern!

P.S. Heute gibt es Pellkartoffeln mit Heringsdip, Conny und ich leben unsere Stärken!



Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Geldmenge und Kreditvergabe schwach

Die Geldmenge M-3 verzeichnete per Berichtsmonat Juli eine Zunahme um 2,3% (Prognose 2,7%) nach zuvor 2,2% im Jahresvergleich. Die Kreditvergabe an private Haushalte legte per Juli im Jahresvergleich um 0,5% nach zuvor 0,3% zu, während die Kreditausweitung an Unternehmen um 0,6% nach zuvor 0,7% stieg.

Kommentar: Das sind Strukturdaten! Das Wachstum der Aggregate ist unterproportional (Verhältnis zur Inflation), es ist schwach. Zwecks Visualisierung werfen wir einen Blick auf den Chart der Kreditvergabe an Unternehmen.

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Frankreich: Der Index des Verbrauchervertrauens legte per August von zuvor 91 auf 92 Punkte zu (Prognose 92). Der „Olympiaeffekt“ hat dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Rolle gespielt.


USA: Wenig Veränderung bei dem MBA-Hypothekenmarktindex

Der MBA Hypothekenmarktindex stellte sich per 23. August 2024 auf 226,9 nach zuvor 225,8 Punkte.


Russland: Starke Daten aus Moskau

Das BIP nahm per Berichtsmonat Juli im Jahresvergleich um 3,4% nach zuvor 3,0% zu. Die Industrieproduktion stieg per Berichtsmonat Juli im Jahresvergleich um 3,3% (Prognose 2,2%) nach zuvor 1,9%. Die Einzelhandelsumsätze legten per Juli im Jahresvergleich um 6,1% (Prognose 5,4%) nach zuvor 6,3% zu. Die Reallöhne (nach Inflation) nahmen per Juni im Jahresvergleich um 6,2% (Prognose 8,3%) nach zuvor 8,8% zu. Die Arbeitslosenrate lag per Berichtsmonat Juli bei unverändert 2,4% (Allzeittief).


Japan: Index des Verbrauchervertrauens unverändert

Der Index des Verbrauchervertrauens stellte sich per Berichtsmonat August unverändert auf 36,7 Punkte.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.0880 – 1,0910 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe



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