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Gold - Rücksetzer als Sprungbrett

09:01 Uhr  |  Florian Grummes
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6. Makro-Update - Das internationale Finanzcasino wird die Notenbank zu noch nie gesehenen Liquiditätsmaßnahmen zwingen

Nachdem Mitte September zunächst die US-Notenbank Fed mit einer Zinssenkung um 50 Basispunkte den globalen Abwertungswettlauf wieder angezettelt hatte, folgte wenig später die People's Bank of China mit einem massiven Stimulus-Programm. Nach diesen zeitlich gut abgestimmten Stimulierungsmaßnahmen schlossen die chinesischen Aktienmärkte vom 1. bis 8. Oktober für die "Goldene Woche". Dies löste eine Rally bei den chinesischen Aktien aus und zwang Leerverkäufer, ihre Positionen vor der verlängerten Pause zu schließen.

Während die globalen Märkte zunächst positiv auf Chinas Stimulierung reagierten, hat sich mittlerweile eine gewissen Katerstimmung eingeschlichen. So setzt sich langsam die Erkenntnis durch, dass China weniger das Vertrauen der privaten Haushalte in den Konsum stärken möchte, sondern lediglich den totalen wirtschaftlichen Abschwung verhindern will.


China mit halbherzigen Versprechungen

Dementsprechend wirken die chinesischen Versprechungen eher halbherzig, so dass die chinesischen Aktien wegen der zunehmenden Skepsis gegenüber den versprochenen Konjunkturprogrammen wieder deutlich abstürzten. Der Benchmark CSI 300 Index brach um 7,1% ein. Das Finanzministerium der Volksrepublik China kündigte daher für Samstag ein Briefing zur Finanzpolitik an.

Die verunsicherten Finanz- und Rohstoffmärkte quittierten die Entwicklungen der letzten Wochen mit einer hohen Volatilität. Erst begann man eine Art „Melt-Up“ einzupreisen, dann wieder auszupreisen und jetzt werden die Rufe nach weiteren Stimulus-Pakete schon wieder laut.


Die Dynamik des ungedeckten Schuldgeldsystems

In einem ungedeckten Schuldgeldsystem, so wie es heute weltweit vorherrscht, ist die ständige Suche nach neuer Liquidität in den internationalen Finanzmärkten besonders ausgeprägt. In diesem System wird neue Währung hauptsächlich durch Kreditvergabe geschaffen, was zu einer inhärenten Instabilität und einem kontinuierlichen Bedarf an neuer Liquidität führt. Die Geld- bzw. Währungsschöpfung basiert dabei auf der Kreditvergabe durch Geschäftsbanken.

Wenn eine Bank einen Kredit vergibt, erzeugt sie gleichzeitig neues Geld in Form von Giralgeld. Dieses Geld existiert jedoch nur als Buchgeld und ist nicht durch reale Werte wie Gold gedeckt. Da die Banken verpflichtet sind, nur einen Bruchteil der Einlagen als Reserve zu halten (Mindestreservesystem), entsteht ein Multiplikatoreffekt, der die Geldmenge weiter erhöht. Dieser Prozess führt zu einer ständigen Expansion der Geldmenge und einem erhöhten Liquiditätsbedarf im System.

Die Ursache bzw. die Notwendigkeit für ständig neue Liquidität in diesem System ergibt sich aus mehreren Faktoren:

• Zinsbelastung: Da die Währung durch Kredite geschaffen wird, muss es mit Zinsen zurückgezahlt werden. Um diese Zinsen zu bedienen, ist kontinuierlich neue Währung erforderlich, was zu einem ständigen Wachstumszwang führt.

• Fristentransformation: Banken vergeben langfristige Kredite, während sie kurzfristige Einlagen halten. Diese Diskrepanz erfordert eine ständige Refinanzierung und erhöht den Liquiditätsbedarf.

• Systemische Risiken: In Krisenzeiten kann das Vertrauen in das Bankensystem schnell schwinden, was zu Bank Runs führen kann. Um solche Situationen zu vermeiden, benötigen Banken einen stetigen Zugang zu Liquidität.

• Globale Vernetzung: Die zunehmende Verflechtung der Finanzmärkte und die verbesserte Vernetzung der Kunden aufgrund der Digitalisierung haben die Dynamiken von Liquiditätsengpässen verstärkt und erfordern daher einen noch größeren Fokus auf Liquiditätsmanagement.

• Regulatorische Anforderungen: Banken müssen aus regulatorischen Gründen über einen Puffer an eigenen flüssigen Mitteln für den Geschäftsalltag verfügen, was den Bedarf an Liquidität weiter erhöht.

In diesem System fungieren Zentralbanken als "Kreditgeber der letzten Instanz", um systemische Risiken zu mindern. Sie können in Krisenzeiten zusätzliche Liquidität bereitstellen, was jedoch langfristig zu einer weiteren Ausweitung der Geldmenge führt und damit logischerweise die Inflation begünstigt.


EZB-Bilanzsumme hat sich mehr als verzehnfacht

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EZB-Bilanzsumme seit 1999, August 2024. Quelle: Börse.de


Seit 2002 hat sich beispielsweise die Bilanzsumme der Europäischen Zentralbank (EZB) erheblich vergrößert und betrug Ende August 2024 mit ca. 6,473 Bio. EUR mehr als das Zehnfache des Wertes von 2002. Der stärkste Anstieg begann 2008 mit dem Ausbruch der globalen Finanzkrise. Bis zum Juni 2022 stieg die Bilanzsumme aufgrund der expansiven Geldpolitik auf ihren Höchststand von 8,836 Bio. EUR. Zwar ist die Bilanzsumme der EZB seitdem rückläufig, die stagflationären Probleme innerhalb der Eurozone nehmen jedoch gleichzeitig zu.

Wie lange die eher restriktive Geldpolitik innerhalb der Euro-Zone noch fortgesetzt werden kann, ist schwer zu sagen. Die Märkte lechzen aber schon wie ein Junkie nach neuer Liquidität. Sollten die Notenbanker zu halbherzig oder zu spät reagieren, könnte die Kontrolle über die Marktpsychologie schnell verloren gehen. Die Gefahr einer Krise ist daher nicht von der Hand zu weisen. Zudem ist der Handlungsspielraum der EZB durch Zinssenkungen begrenzt, da die Zinsen bereits sehr niedrig sind. Hier sind die Amerikaner klar im Vorteil.



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