Interview mit Ted Butler
23.05.2008 | Theodore Butler
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Cook: Und warum sollte das so sein?Butler: Weil die Gesetze für den Rohstoffsektor klar sind - die Kommission muss etwas zur Verhinderung und Ausschaltung exzessiver Konzentration tun. Konzentration ist die allerwichtigste Bedingung für Manipulation. Noch nie gab es einen konzentrierteren Futures-Markt als den Silbermarkt (und jetzt auch Gold).
Cook: Ihrer Meinung nach soll also allen weiteren Problemen vorgebeugt werden, indem man im Report behauptet, es gäbe keine Manipulation?
Butler: Exakt. Sie haben das Problem einfach nur ein wenig nach hinten verschoben. Schauen Sie, mit dem letzten Report ließen sich ganze vier Jahre rausholen. Die Silberinvestoren beschweren sich nicht, denn die Preis stiegen seit dem letzten CFTC-Bericht auf das Vierfache, aber ich verstehe nicht, wie sie mit diesem Bericht noch irgendwie Zeit herausholen können. Das Problem ist so akut geworden.
Cook: Was meinen Sie damit?
Butler: Wir haben weniger - und nicht mehr - physisches Silber in dieser Welt, als noch vor 4 Jahren, zudem ist die konzentrierte Short-Position explodiert. Und auch trotz der offensichtlichen und nachprüfbaren Faktenlage bringt die Kommission einen Bericht heraus, der überhaupt nicht darauf eingeht. Die Konzentrationsniveaus sind seit dem letzten Bericht aus dem Jahr 2004 buchstäblich explodiert. Die wahre prozentuale Konzentration unter den größten Händler ist heute um 100% höher als damals. In Kontrakten ausgedrückt liegt die Menge des Silbers, die von den 4 und 8 größten Händlern leerverkauft wurde derzeit über dem Doppelten der damals, zur Zeit des 2004er Reports, verkauften Menge.
Cook: Könnten Sie uns ein Beispiel nennen?
Butler: OK. Laut COT vom 25.05.04 waren die acht größten Händler mit insgesamt 180 Millionen Unzen bei den Silber-Futures short. Während der jüngsten Extremstände am 11.03.08 hatten sie mehr als 400 Millionen Unzen short verkauft.
Cook: Sie sagen also, dass es jetzt weniger Silber auf der Welt gibt und dass von dem Silber, das immer noch existiert, nur sehr wenig den konzentrierten Shorts gehört? Und diese wenigen Shorts haben ihre Leerverkäufe verdoppelt?
Butler: Bingo!
Cook: Handelt es sich dabei um dieselben Händler?
Butler: Wen interessiert das? Die Frage ist gar nicht, ob es sich um dieselben Händler handelt. Die Frage ist, wo würde der Silberpreis liegen, wenn 8 Händler keine konzentrierte Short-Position im einem Umfang von 400 Millionen Unzen halten würden. Selbst im CFTC-Bericht wird dieser Punkt anerkannt.
Cook: Wo?
Butler: Auf Seite 11. Dabei handelt es sich um die zwei Schlüsselsätze im Report, die auf die zentrale Frage bei der ganzen Angelegenheit anspielen. Da heißt es: "Wenn es zu einer massiven, einseitigen Liquidation von Short-Futures-Positionen kommen würde, müsste man auf kurze Sicht natürlich von einem Anstieg der Futures-Preise ausgehen, aufgrund der Anspannungen der Liquidität im Markt. Über einen längeren Zeitraum hinweg, kann man jedoch davon ausgehen, dass ein Preisanstieg mehr Verkäufer in den Futures-Markt ziehen würde, wodurch wiederum ein Abwärtsdruck auf die Preise wirkt."
Cook: Wo ist hier der Schlüssel?
Butler: Sie geben zu, dass, falls die manipulativen, konzentrierten Verkäufer zum Bedienen ihrer Positionen gezwungen würden, die Preise solange explodieren würden, bis wieder genug nicht-manipulative Verkäufer in den Markt treten. Im Wesentlichen ist das genau meine Ansicht - nämlich: Ein freier Markt braucht nicht-konzentrierte Verkäufer und höhere Preise. Die Kommission äußert sich nur zu einer Sache nicht: Wie stark würde der Preis explodieren, wenn die konzentrierten Shorts gezwungen wären, ihre Positionen zu bedienen?
Cook: Wie hoch?
Butler: Wenn diese großen Shorts versuchten, ihre Positionen schnell zu bedienen, wären wir mit einem Schlag bei 50 $ oder 100 $.
Cook: Aber da die CFTC voraussichtlich nichts dagegen tun wird, wer könnte also die großen Shorts dazu zwingen, ihre Positionen zu bedienen?
Butler: Physische Nachfrage - besonders durch Investoren. Der große Silber-ETF zum Beispiel verschlingt geradezu das Silber. Die großen Shorts können nur Papierkontrakte leerverkaufen aber nichts Physisches. Es sind die physischen Käufe, die sie erdrücken werden. Und dieser CFTC-Bericht könnte - eigentlich verkehrterweise - mehr Silberinvestitionen auslösen.
Cook: Wie?
Butler: Es gibt den alten Spruch: "Nichts wird jemals offiziell existieren, bis es offiziell von der Regierung geleugnet wird." Indem man leugnet, dass manipuliert wird und ein Problem existiert, wird sich die Kommission prüfende Blicke anderer einhandeln. Jeder clevere institutionelle Investor, der sich die Zeit zur Prüfung dieses Berichts und der wahren Faktenlage beim Silber nimmt, wird ohne jede Frage Silber kaufen.