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Internationale Geldpolitik vor historischem Paradigmenwechsel

01.01.2009  |  Markus H. Schiml
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Dammbrüche am laufenden Band

Ein Blick zurück in den März würde aus heutiger sich noch eine heile Welt offenbaren. Denn seitdem sind geldpolitisch so einige Dämme gebrochen. Und dies ist nicht einmal auf die Geldmengenentwicklung bezogen. Mittlerweile ist der Zins bei den meisten Notenbanken in der Nähe von Null oder auf dem besten Weg dahin. Am 16. Dezember senkte auch noch die FED die Zinsen auf 0,25 Prozent. Und die Bank of Japan senkte ihre Zinsen danach ebenfalls von 0,3 auf 0,1 Prozent. Im Grunde gibt’s das Geld jetzt beinahe umsonst. Aber nur von der FED. Es gäbe wohl viele Unternehmen, die jetzt Liquiditätsprobleme haben und gerne das Geld ausleihen würden. Und auch die maroden Banken könnten es sehr gut gebrauchen. Das Problem ist nur, dass sie es nicht zu diesen günstigen Preisen weitergeben, da die Risikoprämie in diesen Zeiten zu groß ausfällt. Betrachtet man den Durchschnitt der Zinssätze der wichtigsten Notenbanken, so scheint deren Munition somit bald aufgebraucht.

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Durchschnitt der Notenbankzinsen (DBB, EZB, FED, BOJ, BOE, SNB)


Das gilt aber nur auf den ersten Blick. Denn Notenbanker sind sehr kreativ. Und Not macht eben erfinderisch. Zusätzlich erinnert man sich jetzt wieder an die Japankrise, die aktuell die ein- oder andere Anregung gegeben könnte, auf die man jetzt gerne zurückkommt.


Notenbankpolitik im Umfeld einer Liquiditätsfalle

In Japan wurde damals zum ersten Mal eine Geldpolitik im Umfeld von Null-Zinsen nötig. Man glaubte, dass man nun endlich eine Situation in der Praxis vorfinde, die John Maynard Keynes in den 1930er als "Liquiditätsfalle" in die Wirtschaftstheorie einführte. Dabei wollte er theoretisch zeigen, dass es Möglichkeiten gibt, in denen es trotz flexiblen Preisen und Löhnen nicht möglich ist, Vollbeschäftigung zu erreichen. Denn Preissenkungen würden in solchen Fällen über eine reale Geldmengenausweitung zu keinen Zinssenkungen führen.

Im Umfeld einer Liquiditätsfalle ist es daher nicht möglich, über geldpolitische Eingriffe positive reale Effekte zu bewirken, da das Repertoire der Notenbanken im Sinne eines Zinsspielraumes an die Grenzen stößt. Als einziger Ausweg wurden von Keynes staatliche Eingriffe abgeleitet. Doch die Anwendung in Japan war ebenfalls nicht von Erfolg gekrönt und die staatlichen Investitionen in Brücken und Straßen führte nur dazu, dass Japan mittlerweile eine äußerst gute Ausstattung mit Infrastruktur aufweist. Und das auch dort, wo es eigentlich überhaupt nicht nötig gewesen wäre. Neben der grundsätzlichen Diskussionswürdigkeit der Nachhaltigkeit einer solchen Politik ist die Wirkung nur solange Erfolg versprechend, wie wirklich Staatsausgaben getätigt werden. Ist die Liquiditätsfalle von längerer Dauer, so müssten dauerhafte Budgetdefizite realisiert werde, was eine nicht durchsetzbare Erhöhung der Staatsverschuldung bedeuten würde.


Neue Wege bei der Analyse der Notenbankpolitik

Nun sehen sich auch die US-Notenbanker mit einer vergleichbaren Situation wie in Japan konfrontiert. Beunruhigend ist zusätzlich, dass wohl auch die anderen Notenbanken in nächster Zeit nachziehen könnten und dann nahezu alle wichtigen Volkswirtschaften in der Liquiditätsfalle stecken.

Das stellt die Notenbanker vor eine völlig neue Situation. Während man in den 1970er und 1980ern bei der Beurteilung der Geldpolitik in erster Linie auf Geldmengenaggregate achtete kam es in den 1990ern zu einem Wechsel hin zu den Notenbankzinsen als die berühmte Studie von Taylor (1993) veröffentlicht wurde. Flankierend kamen jüngste Überlegungen zum Tragen, die Vermögensmärkte oder die Transparenz in der Notenbankpolitik stärker zu berücksichtigen. Schließlich wird zunehmend die Meinung vertreten, die Betrachtung von Geldmengen wäre überflüssig.

Wenn aber die Geldmenge keine Rolle mehr spielt und auch der Zinssenkungsspielraum wegfällt, was sicherlich diskussionswürdig wäre, stellt sich dennoch die Frage, was die Alternativen sind. Die Antwort wurde uns bereits in der Zeit ab September gegeben. Denn ab diesem Zeitpunkt tat sich so einiges in den Notenbankbilanzen der Welt. Bereits seit Beginn der Subprime-Krise im August 2007 gab es einschneidende Veränderungen in Notenbankbilanzen, wenngleich subtilerer Art. Vor allem die Entwicklung der FED-Bilanz hat es in sich. Daher werden wir hier eine kurze Analyse der FED-Bilanz durchführen.




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