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Internationale Geldpolitik vor historischem Paradigmenwechsel

01.01.2009  |  Markus H. Schiml
- Seite 4 -
Hochwertige Staatsanleihen wurden verliehen

Insgesamt bedeutete dies, dass durch diese Maßnahmen die Geschäftsbanken mit US-Staatsanleihen ausgestattet wurden, welche diese ihrerseits als Sicherheiten für Finanzierungen hinterlegen konnten.

Vergessen darf man dabei natürlich nicht, in welchem Ausmaß die Immobilienmakler in einem nie da gewesenem Stile Kredite an Familien mit schlechter Bonität vergaben und diese zunächst schnell wieder an Banken weiterverkauft haben, da sie in weiser Einsicht um deren Risiken besorgt waren. Als die Banken aber in Folge von Fehleinschätzungen, fehlerhafter Modelle und dem Platzen der Immobilienblase ihrerseits sinkende Sicherheiten zu beklagen hatten, wurde diese "heiße Kartoffel" schließlich bei den Notenbanken ausgelagert. Und auch im Zuge dieser Maßnahme verschlechterte sich die Lage der Notenbank, obgleich diese Beleihungen nicht in der Bilanz abgebildet werden. Wie in der folgenden Abbildung zu erkennen ist, ist der Spielraum, den die Federal Reserve in Form von verfügbaren US-Staatsanleihen hat, spürbar zurückgegangen. Die FED verkaufte nicht nur Staatsanleihen, sondern sie verlieh sie auch in Form der TSLF zunehmen ab März 2008.

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Entwicklung von Staatsanleihen (SHO) und TSLF


Noch augenscheinlicher wird das Ausmaß, wenn man bedenkt, dass sich der Anteil der Staatsanleihen an der Bilanzsumme von 90 Prozent vor der Krise auf nun unter 20 Prozent verringerte.


Das Limit der reinen Bilanzverschlechterung ist erreicht

Durch die Lehmanpleite verschärfte sich noch das Tempo, mit dem die Zentralbank die Staatsanleihen verlieh. Es war absehbar, dass die verfügbaren Vermögenswerte der Federal Reserve bald ihre Grenze erreichen würden. Die Fähigkeit über Bilanzstrukturveränderungen und Verleihungen hochwertiger Vermögenswerte dem Bankensystem unter die Arme zu greifen reduzierte sich damit zunehmend, als versucht wurde, eine Systemkrise durch eine Bilanzverschlechterung zu verhindern. Der Bestand der hochwertigen und liquiden Aktiva ist entweder konstant geblieben (Gold) oder extrem zurückgegangen (U.S. Staatsanleihen). Bei gleich bleibender Bilanzsumme sind die reduzierten liquiden U.S. Staatsanleihen durch Anstieg in anderen qualitativminderwertigeren, d.h. vor allem illiquideren Komponenten, ausgeglichen worden. Eine weitere Unterstützung des Bankensystems war daher nur noch durch eine Bilanzverlängerung möglich, wozu es in der nächsten Stufe dann auch gekommen ist.


Notenbankbilanzverlängerungen (Aktiv-Passiv-Mehrung)

Mit dem Bankrott von Lehman Brothers am 15.09. 2008 verlängerte sich die Bilanz dann erheblich, als die Alternativen der FED bei den Änderungen in der Zusammensetzung der Bilanz ausgeschöpft waren. In den drei Monaten vom 04. September bis 12. November stieg die Bilanzsumme danach auch tatsächlich. Und das sogar um mehr als 100 Prozent. Die Notwendigkeit dieser Verlängerung ließ sich in der Tat schon aus der Bilanzentwicklung vor diesem Zeitraum erwarten. Wie bereits erwähnt sterilisierte die FED die Aufnahme von minderwertigen Krediten in die Bilanz durch den Verkauf von Staatsanleihen. Zudem verlieh sie in der Term Securities Lending Facility Staatsanleihen. Es kam der Zeitpunkt näher, indem sie keine Staatsanleihen dafür mehr aufbringen konnte, wodurch man zu einer Bilanzverlängerung gezwungen wurde.

Diese Bilanzverlängerung wurde zum Teil durch den "Supplementary Financial Account" des Treasury ermöglicht. Der Erhöhung auf der Passivseite durch den Treasury stand die gleichläufige Aktivverlängerung gegenüber. Zudem erhöhten sich durch die Hereinnahme auf der Aktivseite von minderwertigen Krediten auch die Bankreserven, auf welche dann auch Zinsen gezahlt wurden, was zu einem weiteren Reservenzufluss führte. Außerdem erhöhten sich die Devisenswapaktivitäten und damit der Posten "Other Assets".

Weiterhin verminderte sich die durchschnittliche Qualität der Aktiva durch die Hereinnahme minderwertige Vermögenswerte. Beispielsweise wurde die "Asset Backed Commercial Paper Money Market Mutual Fund Liquidity Facility" (AMLF) am 19.09.2008 ins Leben gerufen. Dieses Programm ist in der Bilanz unter "Other Loans" enthalten. Nun wurden auch "Asset Backed Commercial Papers" als Sicherheit akzeptiert, um den Markt für Geldmarktfonds liquide zu halten. Unter "Other credit extensions" in der Kategorie "Other Loans" sind zudem noch Kredite für die Versicherungsgesellschaft American International Group (AIG) enthalten. AIG wäre ohne diese Hilfe einer Insolvenz nicht entgangen.

Seit dem 07.10.2008 gibt es ein weiteres Kreditprogramm, in dem als Sicherheiten Commercial Paper (Commercial Paper Funding Facility) akzeptiert werden, die nicht durch Vermögenswerte gedeckt sind. Es wurden wieder Sicherheiten akzeptiert, welche nicht mehr oder nur unter starken Abschlägen im Markt handelbar waren. Schließlich wurde am 24.11.2008 zur weiteren Stützung der Geldmarktfonds die "Money Market Investor Funding Facility" eingeführt. Nun konnten sich Geldmarktfonds indirekt durch die FED finanzieren lassen. Sie mussten dazu ein strukturiertes Investitionsvehikel (SIV), welches kurzfristige Wertpapiere hält, ins Leben rufen. Die FED gab dann Kredite an diese SIVs.




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