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Beträchtliches Defizit am Zuckermarkt erwartet

26.02.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Preis stieg um 6% und notiert aktuell bei 42,50 USD je Barrel, nachdem die wöchentlichen Lagerbestandsdaten des US-Energieministeriums einen geringer als erwartet ausgefallenen Anstieg der Rohöllagervorräte und einen unerwartet kräftigen Rückgang der Lagerbestände für Benzin auswiesen. Brent stieg um 5% und kostet aktuell 44,50 USD.

Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche um 717 Tsd. Barrel gestiegen. Zwar stellte sich der Lagerabbau in der Woche zuvor damit noch nicht als der Beginn einer Trendwende dar. Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass diese nahe bevorstehen könnte. Die Lagerbestände in Cushing fielen nämlich um 358 Tsd. Barrel und waren damit die zweite Woche in Folge rückläufig. Der Anstieg der Rohöllagerbestände erklärt sich mit einer niedrigeren Nachfrage der Raffinerien, wohingegen die Rohölimporte erneut zurückgingen. Letzteres unterstützt die These eines sinkenden OPEC-Angebots.

Am augenfälligsten aber ist der kräftige Rückgang der Benzinlagerbestände um 3,3 Mio. Barrel. Dies kann zum einen auf eine niedrigere Raffinerieauslastung zurückgeführt werden, ist aber auch ein Indiz dafür, dass die Nachfrage wieder allmählich anzieht. Die Benzinnachfrage lag in den vergangenen vier Wochen nach Angaben des DOE durchschnittlich um 1,7% höher als vor einem Jahr. In der Folge sprangen die US-Benzinpreise um bis zu 7% auf 118 US-Cents je Gallone nach oben. Die Lagerbestände bei den Destillaten verzeichneten dagegen den ersten Anstieg seit fünf Wochen. Alles in allem unterstützen die gestrigen DOE-Daten unsere These, dass der Rohölpreis nicht mehr deutlich fallen dürfte und mittelfristig Aufwärtspotenzial besitzt.


Edelmetalle

Der Goldpreis konsolidiert derzeit nahe der Marke von 950 USD bzw. 750 EUR je Feinunze. Die Investmentnachfrage, welche maßgeblich dafür verantwortlich war, dass Gold in der vergangenen Woche kurzzeitig über 1.000 USD steigen konnte, hat sich spürbar beruhigt. Die Goldbestände von SPDR Gold Trust verharrten gestern den fünften Tag in Folge bei 1.029 Tonnen. Ohne neue Zuflüsse in die ETFs dürfte es Gold schwer fallen, die Marke von 1.000 USD erneut zu erreichen, weil andere Nachfragekomponenten wie die Schmucknachfrage derzeit keine nennenswerten Beiträge liefern.

Es ist nicht überraschend, dass die Goldbestände von SPDR Gold Trust nach den massiven Zuflüssen von 250 Tonnen in den ersten sechs Wochen des Jahres stagnieren. Sie fallen aber auch nicht. Dies spricht für unsere These, dass die Investoren Gold in erster Linie als Versicherung und nicht als Instrument zur Wertsteigerung ansehen. Entsprechend spielen Tagesschwankungen beim Goldpreis für die Investmentnachfrage im Gegensatz zur Schmucknachfrage auch keine große Rolle. Gleichwohl besteht das Risiko, dass kurzfristig orientierte Marktteilnehmer ihre Longpositionen auflösen, wenn sie den Eindruck haben, dass das Aufwärtspotenzial zunächst ausgeschöpft ist. Von dieser Seite könnte für den Goldpreis eher Ungemach drohen als von den ETFs.


Industriemetalle

Die LME-Lagerbestände sind gestern bei allen NE-Metallen weiter gestiegen (siehe auch Tabelle unten rechts). Interessant ist aber, dass zuletzt auch die gekündigten Lagerscheine (cancelled warrants) bei den meisten Metallen nach oben weisen. Bei Aluminium haben sie sich innerhalb einer Woche auf 24.850 Tonnen mehr als verdoppelt. Bei Kupfer stiegen sie in diesem Zeitraum sogar um mehr als 200% auf 30.375 Tonnen. Es zeigt sich somit, dass zuletzt auch wieder Material aus den Lagern ausgeliefert wird, was auf eine Belebung auf der Nachfrageseite hinweist und den Anstieg der Lagerbestände zumindest etwas abbremst.

Bei Zink lässt sich seit einigen Wochen bereits eine Stabilisierung der Lagerbestände erkennen. Hier steigen die cancelled warrants schon seit Mitte Dezember und liegen mit 24.750 Tonnen auf dem höchsten Niveau seit Oktober 2006. Seit Anfang Februar haben sie sich mehr als verdreifacht. Dass ein kräftiger Anstieg der cancelled warrants nicht zwingend zu einer Eindämmung des Lageranstiegs führen muss, zeigt das Beispiel Nickel. Hier haben sich die cancelled warrants seit Anfang Februar in nahezu vervierfacht, dennoch stiegen die Lagerbestände bis zuletzt ungebremst weiter. Es wird also weiterhin deutlich mehr Nickel in die Lager ein- als ausgeliefert.

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Agrarrohstoffe:

Der Zuckerpreis nähert sich wieder dem Anfang Februar bei 13,37 US-Cents je Pfund verzeichneten 4-Monatshoch. Zahlreiche Marktbeobachter revidieren aktuell ihre Prognosen für das in diesem Jahr zu erwartende Defizit am Zuckermarkt teilweise deutlich nach oben. Einige wie der Zuckerbroker Czarnikow oder das Beratungsunternehmen Kingsman erwarten sogar ein Marktdefizit von mehr als 10 Mio. Tonnen. Der weltweit zweitgrößte Zuckerproduzent Indien hat in dieser Woche die Prognose für die Zuckerproduktion in diesem Erntejahr (Oktober bis September) um 1,5 Mio. auf 16,5 Mio. Tonnen nach unten revidiert.

Gegenüber dem Vorjahr entspräche dies einem Produktionsrückgang um etwa 10 Mio. Tonnen. Da Indien gleichzeitig der weltgrößte Zuckerkonsument ist, hat dies entsprechende Auswirkungen auf das Marktgleichgewicht. Der Zuckerhändler EDF Man rechnet allerdings damit, dass das Defizit weniger deutlich steigen wird und verweist dabei auf eine steigende Zuckerproduktion in Brasilien, dem weltgrößten Zuckerproduzenten.

Die Internationale Zuckerorganisation (ISO) scheint sich dem anzuschließen, denn sie erwartet "nur" ein Marktdefizit von 4,3 Mio. Tonnen. Die weltweite Zuckerproduktion soll der ISO zufolge um 4% auf 161,5 Mio. Tonnen zurückgehen. Die Nachfrage soll dagegen trotz Konjunkturkrise um 2% auf 165,8 Mio. Tonnen steigen. Selbst wenn das Marktdefizit nicht zweistellig ausfällt, wird die angespannte Marktlage u.E. einen weiteren Anstieg der Zuckerpreise unterstützen.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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