3.1. Der Unterschied zwischen historischem und zukünftigem Goldstandard
Ein wesentlicher Grund, weshalb in den 1920er Jahren der erneute Versuch zur Einführung des Goldstandards scheiterte, war die Hortung von Gold durch die US-amerikanische Notenbank.
Im historischen Goldstandard gab es immer nur eine Minimum-Golddeckung, nie eine Maximum-Golddeckung. Die Golddeckung betrug im Regelfall 33,3 %. Die Notenbank durfte die restlichen 66,6 % (max.) als Kredite vergeben, jedoch nie darüber hinaus, sonst wäre es aufgrund fehlender Golddeckung zum Bankrott der Notenbank bzw. zur Abwertung der Landeswährung gekommen.
Im Umkehrfall ging man davon aus, dass sich die Geldmenge analog zur neu ins System fließenden Goldmenge erhöhte, da die Notenbanken dadurch mehr Kredite ausgeben konnten (und somit mehr Zinsen (Gewinn) erwirtschaften).
In normalen Zeiten des Goldstandards funktionierte dieser Vorgang, das war jedoch nicht der Regelfall. Somit erwies sich diese Annahme im Nachhinein als falsch!
Nach Dr. Paul C. Martin (Autor vieler Wirtschaftsbücher, z.B. "Die Krisenschaukel", muss ein neuer Goldstandard eine gesetzlich festgelegte Deckungsgrenze nach unten und nach oben aufweisen.
Anhand eines kleinen Beispieles soll diese Erkenntnis erklärt werden. Dabei gilt eine 33 %-ige Deckungsgrenze nach unten und eine 38 %-ige Verpflichtungsgrenze nach oben (beide Prozentangaben sind frei gewählt bzw. definierbar).
Fall 1
Gold fließt ab.
Die Notenbank muss ihren Zinssatz erhöhen, um nicht unter die 33 % zu fallen.
Fall 2
Gold fließt zu.
Die Notenbank muss ihren Zinssatz senken, um nicht über die 38 % zu steigen.
Die Geldmenge erhöht sich tendenziell. Deflation wird automatisch gestoppt.
Fall 3
Gold fließt weiter zu, die 38 %-Grenze wird überschritten.
Die Notenbank muss ihren Zinssatz weiter auf Null senken.
Hilft dies nicht, muss ein Minuszins her, bis die 38 %-Grenze wieder unterschritten wird.